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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0215

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU
AUSSTELLUNGEN
Altona a. E. Die Gartenbauausstellung in Altona 1914. Auch die
Stadt Altona hat in diesem Jahr ihre Ausstellung, eine Jubiläums-
ausstellung zur Feier des 250jährigen Bestehens der Stadt und ihrer
50 jährigen Zugehörigkeit zu Preußen. Die Ausstellung bietet Blumen,
Gärten mit allem, was dazugehört, weiter Friedhofskunst und als
Annex (in besonderer Halle) Pläne zu Stadterweiterungen, Garten-
städten, Heilbädern usw.
Aber wie die Stadt Altona das bietet, wie reizvoll die Veranstal-
tung ist durch die Wahl des unvergleichlich schönen Geländes und
dessen Herrichtung! Man glaubt gar nicht in einer Ausstellung zu
sein, man wird erfreut, gefesselt auf Schritt und Tritt, man vergißt
den Alltag. Man befindet sich in einem natürlichen Garten mit zum
Teil uraltem Baumbestand. Von der Höhe der Chaussee senken sich
— dem vielfach abgestuften Parkett zu einem Naturtheater von
grandioser Schönheit vergleichbar — die Elbhänge hinab zum Spiegel
des breiten, durch seinen Schiffsverkehr so interessanten Elbstromes.
Um dieses Gelände — etwa den Loschwitzer Höhen bei Dresden
entsprechend — dürften Leipzig wie Stuttgart und selbst Köln die
Stadt Altona beneiden.
Der Park wird übrigens nach Schluß der Ausstellung zu einem
Volkspark umgestaltet!
Den sonst üblichen zentralen weiträumigen Festplatz konnte der
Architekt der Ausstellung (Regierungsbaumeister Meyer-Altona) infolge
der starken Bodenverschiedenheiten hier nicht schaffen. Es mußte
vielmehr das Gelände aufgelöst werden in einzelne Festplätze, und diese durch gartenarchitektonische Anlagen mit-
einander verbunden werden. — Es war ein glücklicher Gedanke der Organisatoren der Ausstellung, die Ausarbeitung
des gesamten Planes, die architektonische Ausgestaltung sämtlicher Gebäude (mit wenigen Ausnahmen), ja sogar die
Herstellung der Entwürfe für Gartenbänke, Laternen, Brücken usw.
in die Hand eines Mannes zu legen. So war beste Gewähr für
einheitlichen Aufbau des ganzen Komplexes und Stil gegeben. — Und
man muß sagen, daß der Architekt mit großem Geschmack vorging.
Ein dunkel-lilafarben geputztes Teehaus von geschwungener
Grundform mit einem Kuppelbau in der Mitte am Haupteingang
gibt den gartenarchitektonischen Auftakt. Architekt Wienand-Hamburg
entwarf das Haus sinnig im Charakter etwa eines holsteinischen
Gartenpavillons der Zopfzeit. Von hier aus genießt man den Blick
über eine Riesentulpenkaskade auf das wundervolle Stromparkpano-
rama und die verträumt dahinterliegende grüne Ebene. Vom Tee-
haus steigt man dann in einem schattigen, von Blumendüften er-
füllten Waldgarten auf und nieder. Von immer neuen, höchst male-
rischen ursprünglichen Bildern und Ausblicken wird man fortgesetzt
ergriffen. Besonders schön dürften sich die nach dem Fluß zu ab-
fallenden ausgedehnten Rosengärten in voller Blüte ausnehmen.
Gut präsentiert sich die Friedhofskunst. In richtig gewählter
gärtnerischer Umgebung (am Abhang neben dem Teehaus) werden
künstlerisch ansprechende Denkmäler dargeboten. Das bewaldete
Terrain war wie geschaffen zur Herstellung stiller abgeschlossener
Ruhestätten, als Rahmen für Kunstwerke in Stein, Holz und Schmiede-
eisen. — Unweit davon breiten sich zahlreiche architektonische
Sondergärten, zum Teil von großer Intimität, aus. Viel Backstein
sieht man verwendet an Pergolen, Brunnen und Stiegen usw., sowie
reizvoll bunt bemalte Gartenmöbel. Dazwischen malerisch Heide-
häuschen aus Backstein, Holz und Stroh für Honig- und Milchverkauf.
Ein altes Schloß — das sogenannte Donnerschloß — mit efeu-
umrankten Türmen, das in den vierziger Jahren des vorigen Jahr-
hunderts im Stil der englischen Gotik erbaut ist, webt noch besondere
Romantik in den schönen Naturgarten. Das Schloß, welches im
Erdgeschoß erst ein Cafe barg, nahm von Mitte Juni bis Ende Juli
eine Ausstellung von Antiquitäten aus dem Besitz des schleswig-
holsteinischen Adels in seinen prächtigen holzvertäfelten Räumen
auf, insbesondere Möbel, Gemälde und Dekorationsstücke.
Dem rein gartenbaukünstlerischen Thema wird man in der
Hauptausstellungshalle (die die Achse des Hauptfestplatzes mit der
Hauptrestauration zur Rechten und dem in Tausende von Tulpen



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