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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

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Kunstgewerbliche Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0043

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KUNSTGEWERBLICHE RUNDSCHAU

NEUE BÜCHER
Alt-Kiel. 40 malerische Architekturstudien von Maler G.
Zimmermann. Im Selbstverlag desselben :G. Zimmermann-
Cronshagen bei Kiel. n
□ Seit der mit vielem Geschick eingeleiteten Heimats-
kunstbewegung, die uns wieder die fast vergessenen alten
Winkel und Gäßchen mit ihren altertümlichen Architekturen
in Erinnerung brachte, bemüht man sich, und zum Teil
schon mit recht anerkennenswertem Erfolg, die malerischen
und baukünstlerischen Schönheiten jener weiteren Kreisen in
photographischen und zeichnerischen Aufnahmen zu ver-
mitteln. Damit wird das Interesse für die Erhaltung der
alten Baudenkmäler sowohl als für die Wiederaufnahme
örtlich eigenartiger Baubilder und Bauweisen ganz unge-
mein gefördert und auch die Liebe zur Heimat tiefer ge-
gründet. D
□ Unter den neueren Darbietungen dieser Art fallen die
40 vortrefflich wiedergegebenen Aufnahmen aus Alt-Kiel
von Georg Zimmermann, der als Maler Lehrer der Hand-
werker- und Kunstgewerbeschule zu Kiel ist, recht ange-
nehm auf. Mit großer Liebe sind die schönsten Häuser
und Häuschen unter Einschluß ihrer nächsten Umgebung
mit ihren eigenartigen Reizen und typischen Merkmalen in
charakteristischer Schwarzweißzeichnung mit leichtem Ton-
grund wiedergegeben worden. Es handelt sich wirklich
um entzückende malerische Baubilder, wie wir sie in so
ursprünglicher Gruppierung und Nachbarschaft nur noch
in wenigen Orten zu sehen bekommen. Der Künstler hat
diese, wenn auch immerhin dankbare Aufgabe bestens ge-
löst. Die Größe der Darstellung auf Klein-Folio-Karton-
blättern läßt alle Einzelheiten bestens erkennen, so daß diese
Aufnahmen auch unterrichtlich an Baugewerk- und Kunst-
gewerbeschulen mit Vorteil Verwendung finden können.
Sie dürfen für ähnliche Aufgaben, auch in zeichnerischer
Hinsicht, direkt als vorbildlich bezeichnet werden. Der
Anschaffungspreis in Mappe beträgt nur 25 M. und ist
billig zu nennen. Der schönen Sammlung wünsche ich auf-
richtig weiteste Verbreitung. Die hier in diesem Hefte ohne
Tonplatte wiedergegebene Probeabbildung läßt den ganzen
Reiz der künstlerischen Darbietung vollauf erkennen.
Prof Otto Schulze-Elberfeld.
Ernst Berger, Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der
Maltechnik. Dritte Folge. Zweite, durchgesehene Auflage.
Quart, XIV und 297 S. Brosch. 7 Mark. München 1912,
Georg D. W. Callwey.
Der Band ist der dritte Teil der »Beiträge zur Ent-
wicklungsgeschichte der Maltechnik«, die Berger mit Unter-
stützung des preußischen Kultusministeriums herausgibt und
die im ganzen fünf Teile umfassen; der erste und zweite
behandelt die Maltechnik des Altertums, der vierte die
Quellen für Maltechnik während der Renaissance und der
letzte ein besonders technisches Gebiet, die Fresko- und
Sgraffitotechnik nach älteren und neueren Quellen.
Bergers Arbeiten auf dem Gebiete der alten Maltech-
niken sind bekannt und berühmt. Das hat in der Person
des Verfassers seinen Grund; er ist zunächst Maler und
faltet die alten Handschriften vordem technisch interessierten
Auge des Malers auseinander und sein Kommentar der
alten Malerhandschriften mutet deshalb ganz anders an,
als eine trockene philologische Wortsieberei. Wiederum
aber ist in diesen Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte der
Maltechnik so viel philologisches Wissen und so viel ge-

lehrter Fleiß zu erkennen, daß es wahrscheinlich eine zweite
Personalunion zwischen Maler und Philologen nicht gibt.
Er läßt die alten Manuskripte, die vom 9. Jahrhundert an
der Beschreibung von Maltechniken und Farbenbereitungs-
weisen usw. gewidmet sind, wieder lebendig werden, und es
ist merkwürdig, daß nur bei verhältnismäßig wenigen Stellen
der Gedanke kommt, diese Angaben seien wirklich und
unauffrischbar veraltet. Vieles mutet so an, als ob diese
Angaben ohne weiteres praktisch probiert zu werden ver-
dienten, und das ist wohl der Anlaß, daß Berger auch tat-
sächlich eine ganze Reihe solcher alter Malervorschriften
befolgt und zum Teil an Ort und Stelle mit ihnen alte Bild-
werke jener Periode mit jener Technik und jenen in den
Handschriften beschriebenen Malmitteln kopiert hat. Und
damit ist aufs beste bewiesen, daß es sehr wohl einen
Zweck haben kann, diese alten Handschriften zu studieren,
nicht nur, sondern auch um der technischen Vorschriften
und Rezepte willen, zunächst aber deshalb, weil sich aus
der Aufeinanderfolge der Handschriften die Entwicklungs-
geschichte eines außergewöhnlichen wichtigen Kulturzwei-
ges, wie die Malerei es ist, erkennen läßt. Die mühsame Arbeit
des Vergleichens zwischen den Angaben der verschiedenen
Manuskripte gewährt schließlich die Erkenntnis eines histo-
rischen Zusammenhanges, wie diese Rezepte und Traktate
über Raum und Zeit wanderten, wie sich in das Wesent-
liche Fremdes, Unklares, Nebensächliches, Ablenkendes ver-
flocht, wie die technische Wissenschaft der Maler Geheim-
wissenschaft war und mit einem Fuß im Reiche des Aber-
glaubens stand, der die seltsamsten Ingredienzen unter die
Malmittel mischen ließ, Ohrenschmalz, Gänsemist, Jungfern-
milch, Weintrinkerharn usw., — das alles ist doch zugleich
auch Kulturgeschichte. Und zwar Kulturgeschichte, die uns
erzählt zwar nicht von höfichen Ränkespielen und kriege-
rischen Zusammenstößen, auch nicht erzählt von bürger-
licher Enge oder zelotischer Eifersucht, sondern die, und
vielleicht erst recht, von den Höhen der Menschheit von
einst berichtet, von jenen Kreisen, in denen die Künste ge-
pflegt wurden. — Das Buch umfaßt fünf Teile; in den ersten
Teilen werden erläutert das Lucca-Manuskript, die Mappae
Clavicula, das III. Buch des Heraclius, die Schedula di-
versarum, das Liber sacerdotum, eine arabische Quellen-
schrift, das Handbuch der Malerei vom Berge Athos,Cennino
Cenninis Trattato della Pittura, das Bologneser Manuskript
und der Neapler Codex. Zu den mittelalterlichen Quellen
gehören Le Begues Schriften, als die älteste deutsche Quelle
das Straßburger Manuskript und einige andere, spätere deut-
sche Handschriften. Am Schluß behandelt Berger die noch
immer umstrittene Frage des Ursprungs der Ölmaltechnik.
Außer einer Erläuterung der Öltemperatechnik bis zum
gegenwärtigen Stande ist ein Verzeichnis der Malproben
an den Schluß gesetzt; zu diesem hier besprochenen Band
der Beiträge hat Berger 64 Proben geschaffen, die zum
größten Teil im Deutschen Museum zu München zu finden
sind. HUg.
WIRTSCHAFTLICHES
Stuttgart. Eine Künstler-Produktiv-Qenossenschaft. Wo
immer es zu einem wirtschaftlichen Zusammenschluß von
Künstlern kommt, taucht der gefährliche Gedanke der Pro-
duktiv-Genossenschaft auf. Man hatte und hat von Ver-
legern, von Theaterdirektoren oder Kunsthändlern mancherlei
Unbill erfahren und für manche wirtschaftliche Chance, die
einem entgangen ist, macht der Unmut, der ja der Antrieb

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