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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 25.1914

DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav E.: Heutiges Württembergisches Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.3870#0171
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in Einzelheiten nicht verleugnen; gar manche haben bei
den Wettbewerben der letzten Jahre sehr ehrenvolle
Preise davongetragen, ebenso die beiden Cissarzschüler
Max Körner, der auch sonst kunstgewerblich mit Erfolg
tätig ist (Kästchen-Abbildung), und Wilhelm Bühler,
deren Hauptstärke auf dem Gebiete der Plakatkunst
liegt. Hier gab es ja viele, sehr verlockende Auf-
gaben zu lösen, und die Beteiligung an den Plakat-
konkurrenzen der letzten Zeit ist regelmäßig nicht
nur quantitativ, sondern auch qualitativ besonders er-
freulich. Bürkler und Römbach, Alfred Renz, die
»Propaganda« mit ihren Hauptstützen Kirchbach und
H. Schütz, C. H. Münch und viele andere haben schon
eine ganze Reihe gelungener Kunstblätter geschaffen,
die von den leistungsfähigen heimischen Steindruck-
anstalten wie Max Seeger, Emil Hochdanz, U. Levi und
anderen tadellos vervielfältigt werden. Aber auch von
den Stuttgarter Berufsmalern gibt es kaum einen,
der sich nicht wenigstens vorübergehend auch mit
der Plakatkunst, diesem vielleicht charakteristischsten
Kind unserer Zeit, beschäftigt hätte. Karl Diem (Vgl.
Abbildung: Gordon-Bennet-PIakat 1911), Robert von
Haug, H. von Heider, Georg Lebrecht, Bernhard Pankok,
Rudolf Rochga, Karl Schmoll v. Eisenwerth (vgl. Abbil-
dung: Ludwigsburg-Fest-Plakat), Walther Strich-Chapell,
aber auch Bildhauer, wie Karl Gimmi und Architekten
wie Martin Elsässer finden wir unter den Plakat-
autoren. — Nicht ganz gleichen Schritt damit hält
das weite Gebiet der modernen kommerziellen Graphik,
Geschäftskarten, Reklamemarken, Prospektumschläge,
Packungen, Inserate u. dergl., obwohl auch schon
hier manche achtbaren Leistungen aufzuweisen sind
und manche Firmen, wie der tüchtige Dekorateur Marcus
Schwinghammer schon seit Jahren Karte (Abbildung),
Briefkopf, Umschlag und Rechnungsformular eigen-
artig und geschmackvoll ausstatten ließen. Neuerdings

wendet sich das Interesse auch anderen graphischen
Erzeugnissen, wie Vereinsdiplomen, Wein- und Speise-
karten, Mitgliedskarten, Besuchskarten u. dergl. zu;
man fühlt eben ganz richtig heraus, daß auch die
kleinste Äußerung des täglichen Lebens, mit Geschmack
vorgetragen, eine gute Empfehlung bedeutet. Schade
daß sich diese Überzeugung in Württemberg wie
anderwärts nur recht langsam Bahn bricht; wie lohnend
wären die zahlreichen Aufträge namentlich für die
graphischen Betriebe, und — was noch viel wichtiger
ist — welch imponierendes Gesamtbild erreichter
Lebenskultur könnte dies namentlich in den Augen
des Auslandes darstellen, das jetzt schon die ver-
einzelten Bestrebungen dieser Art, wie die ganze,
hochstehende deutsche Graphik mit neidvoller Auf-
merksamkeit verfolgt.
Der Bucheinband ist in der Entwicklung auch
nicht zurückgeblieben. Der Verlegerband repräsentiert
sich im allgemeinen ebenso gut, wie in Leipzig oder
Berlin; selbst die Jugendschriften-Einbände, die in
ihrer aufdringlichen Zeichnung und Farbengebung
früher recht viel zu wünschen übrig gelassen haben,
werden von Jahr zu Jahr besser. Aber auch für den singu-
lären Einband sorgen manche vorzüglichen Kräfte, wie
z. B. in Stuttgart G. Fröhlich (Abbildung einer Kassette),
Albert Feucht Nachfolger (K. Strenger), der Lehr-
meister an der Kunstgewerbeschule Wilhelm Schlemmer
und Alfred Bühler, die aber auch gute Lederarbeiten
anderer Art ausführen. Auch hier hat Cissarz durch
unermüdliche Fühlungnahme die Praxis vielfach be-
fruchtet, während wieder andere Kräfte, wie der
Kerstenschüler K. Dieringer, auch in Stuttgart, die Ver-
bindung mit anderen Stätten aufrecht erhalten. Für
gute Vorsatzpapiere sorgen unter anderen die Fräulein
Dolmetsch-Stuttgart und Elisabeth Reischle-Tübingen
und, soweit es sich um maschinelle Herstellung für

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