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DER KUNSTMARKT

und van Baien, Cerezo, Coppola, van Heemskerk, Nie.
Maes, van der Poel, Ratti, Schellinks, Strozzi, Tizian,
Vasari, J. B. Weenix, Dom. Zampieri. Ein herrliches
Altarbild von Mabuse, das große Galeriewerk von Herrn.
Saftleven und die flotte Skizze zu einem »Dreikönigsfest«
von Jordaens seien hier noch genannt. Die Hauptstücke
sind in sehr guten Reproduktionen dem Kataloge bei-
gegeben.
Bei derselben Firma findet vom 2.-4. März die
Auktion einer schönen China- und Japansamtnlung aus
dem Besitze W. A. van Veen-Amsterdam statt, über die
der reich illustrierte Katalog ebenfalls vorliegt. Das alte
Kulturvolk der Holländer, dem durch seine Künstler von
Weltruf seit Jahrhunderten der Sinn für das Schöne er-
weckt und erhalten wurde, war zugleich des einzige Volk
Europas, das mit dem strenge von der Außenwelt abge-
schlossenen Japan seit geraumer Zeit in Handelsbeziehungen
stand. Es erscheint daher nicht verwunderlich, wenn in
Holland Kunstschätze aus Japan und China sich finden,
wie es wohl in keinem anderen Lande der Fall sein dürfte.
Solch wertvoller Besitz kommt in der vorliegenden Samm-
lung zum Verkauf.
Vom 10.—12. März gelangt, wie schon gemeldet, bei
C. G. Boerner in Leipzig die berühmte Musikbibliothek
aus dem Besitze des jetzt 89jährigen Ehrenbibliothekars
des Pariser Conservatoire nationale de musique, des Herrn
J. B. Weckerlin, zur Versteigerung. Der umfangreiche,
1180 Nummern umfassende Katalog stellt einen Beitrag
zur musikalischen Bibliographie dar, der auch, abgesehen
von der Versteigerung selber, seinen Wert behalten wird.
Die Anordnung ist alphabetisch, einzelne größere Ab-
teilungen sind zusammengefaßt, so die zweifellos wich-
tigste: ungefähr 200, meist sehr seltene Werke über das

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Compendium musices et Cantorinus. Venetiis, (apud) Lucantonium di
Giunta, 1513. pet. in 8. Erste, sehr seltene Ausgabe.
(Auktion Weckerlin bei C. G. Boerner in Leipzig, 10.—12. März)

Lied, speziell das französische. Hierin sind kostbare Stücke.
In der allgemeinen Musikgeschichte und musikalischen
Bibliographie finden sich interessante Monographien, die
zum Teil gar nicht in den Handel gekommen sind. Auch
unter den älteren und neueren Werken zur Geschichte
und Faktur der Musikinstrumente sind zahlreiche Rara,
ebenso finden sich in der Psalmenliteratur viele seltene
Ausgaben des 16.—18. Jahrhunderts. Alles in allem eine
hervorragende Kollektion, wie sie in gleicher Schönheit
seit langem nicht unter den Hammer gekommen ist.
Berlin. Der Verkauf der Sammlung Adalbert Mat-
kowsky bei Rudolph Lepke in Berlin hat für die 593 Stücke
die Summe von 171754 Mark ergeben. Das vollständige
Resultat bringen wir in der nächsten Nummer.
Bibliothek Alwin Schultz. Am 8. März beginnt in
der Galerie Helbing-München die Versteigerung einer
größeren Büchersammlung: in der Hauptsache die Biblio-
thek des verstorbenen Kultur- und Kunsthistorikers Dr.
Alwin Schultz, daneben der Büchernachlaß des bekannten
Enzyklopädisten Constantin Ritter von Wurzbach-Tannen-
berg, sowie Beiträge anderer Provenienz. Schultz war
einer der ersten Forscher, die den engen Zusammenhang
von Kunst- und Kulturentwicklung klar erkannten und wie
wenig andere hat er beide Gebiete auch innerhalb seiner
Bibliothek liebevoll gepflegt Wie es sich bei dem Autor
der berühmten Werke: »Das höfische Leben z. Z. der
Minnesänger« und »Deutsches Leben im 14. und 15. Jahr-
hundert« von selbst versteht, ist die Literatur über das
Mittelalter, namentlich die sittengeschichtliche, reich ver-
treten. Nicht minder umfangreich ist aber auch die Ab-
teilung über die Kulturgeschichte des 16. bis 18. Jahr-
hunderts, hatte Schultz doch die Absicht, das deutsche
Kulturleben auch dieser Zeit in einer größeren Publikation
darzustellen. Viel Seltenes und Wichtiges findet sich schließ-
lich unter der kulturgeschichtlichen Literatur des 19. Jahr-
hunderts. Kultur- und Sittengeschichte umschliessen im vor-
liegenden Katalog die verschiedensten Manifestationen des
gesamten Lebens: Quellenschriften und Monographien zur
äußeren sogen, politischen Geschichte, Schriften über das
kirchliche Leben, zur Geschichte des Rechtes und des
Wirtschaftslebens, zur Geschichte der Frauen, der einzel-
nen Stände und Zünfte, der Wissenschaften und des Bil-
dungswesens (Studentica), sodann auch der schönen Lite-
ratur, des Dramas und des Theaters. Die Denkmäler der
deutschen Literatur, des deutschen Schauspiels und die
deutsche Theatergeschichte sind im Katalog besonders
aufgeführt, das englische Theater (namentlich Shakespeare)
und das französische (namentlich Moliere), sowie die
italienischen und französischen Novellisten der Renaissance
sind unter die kulturgeschichtliche Abteilung eingeordnet.
Auch Musikgeschichte ist vertreten. Die Geschichte der
bildenden Kunst war das eigentliche Arbeitsfeld des ge-
schätzten Gelehrten und dem entsprechen auch die reichen
Bestände an Kunstliteratur, die der Katalog aufzählt,
namentlich Kunstgeschichte Italiens, Deutschlands und der
slawischen Grenzgebiete, sodann Spezialarbeiten zur Ge-
schichte der graphischen Künste sind vorhanden. So ent-
hält denn der Katalog, der von einem Schüler des ver-
ewigten Gelehrten, Dr. H. Schmerber, eingeleitet wird,
gewiß für Bücherfreunde aller Art und Interessenten ver-
schiedenster Richtung des Begehrenswerten genug. Anzu-
erkennen ist auch die Gewissenhaftigkeit bei der biblio-
graphischen Wiedergabe der Titel und ebenso die ausführ-
lichen Inhaltsangaben bei einer größeren Anzahl seltener
Werke, ein Umstand, der den Katalog für Bücherliebhaber
besonders interessant macht. Er ist durch die Firma Hugo
Helbing-München gratis zu beziehen.
 
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