DER KUNSTMARK T
XIII. Jahrgang 1915/1916 Nr. 36. 2. Juni 1916
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
leisten Redaktion und Verlagshandlung keine Gewähr. Alle Briefschaften und Sendungen sind zu richten an E. A. Seemann, Leipzig, Hospitalstr. 11a.
Abonnenten der Zeitschrift für bildende Kunst erhalten Kunstchronik und Kunstmarkt kostenfrei. Anzeigen 30 Pf. die Petitzeile; Vorzugsplätze teurer.
BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Juni
Berlin. Max Perl. Autographen.
Juni
München. Galerie Helbing. Moderne Meister,
Nachlässe Adolf Eberle, Josef Willroider u.a.
2.-3.
6.
5. u. 6.
Wien.*Dorotheum. Nachlaß Emil Zuckerkandl.
Altwiener Porzellan, Empireschmuck, alte
Perserteppiche usw. Hervorrag. Alt-China-
u. Japansmlg. (ehern. Besitz Baron Mundy).
Juni
München. Galerie Helbing. Sammlung Otto
Messinger-München: Antiquitäten, Einrich-
tungsgegenstände, Möbel usw.
5. u. f. T.
Frankfurt a. M. *F. A. C. Prestel. Wertvolle
Kupferstiche alter Meister, englische und
französische Blätter d. 18.Jh. (Nachlaß Gute-
kunst-Stuttgart),umfangr.u. wertv.Kunsthand-
bibliothek (a. d. Bes. von Beckerath-Berlin f).
14.—15.
Frankfurt a. M. Pud.Bangel. Kupferstichsmlg.
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
DIE BECKERATH-AUKTION BEI LEPKE AM 23.-26. MAI 1916
Die Sammlung Adolf von Beckerath war nach der
Zahl der Kunstwerke die größte, nach der Qualität
der meisten Stücke die wichtigste, die seit Beginn des
Weltkrieges in einem der beteiligten Länder unter den
Hammer kam. Solche Unternehmung wurde hier vor
drei Wochen eine mutige Kraftprobe genannt; und
trotz der günstigen Erfahrungen bei kleineren deutschen
Auktionen ist sie das in der Tat gewesen. Nur ein
Haus von Weltruf konnte solch Wagnis übernehmen
und die sehr großen Vorarbeiten, die nur ein Fach-
mann übersieht, bewältigen. Nur sie hatte Aussicht
auf den nun wirklich errungenen großen Erfolg.
Die Berliner Sammlung Rosenfeld-Goldschmidt ward
unlängst in Rücksicht auf den internationalen Markt
in Amsterdam versteigert. Für Adolf von Beckeraths
Nachlaß aber kamen nicht nur Museumsdirektoren,
Sammler und Händler aus Deutschland und Öster-
reich-Ungarn, sondern auch viele Neutrale nach Berlin;
es war eine durchaus internationale Veranstaltung. In
den vier Tagen sind mehr als ein und eine halbe Million
eingekommen. Ein großer Bruchteil der Summe geht
auf die Bildwerke, von denen die in Ton und Stuck,
sowie einige Bronzen und Holzskulpturen besonders
umworben waren. Ein gleiches gilt von den Möbeln
und den Töpfereien, obwohl ein Teil der keramischen
Sammlung schon 1913 in der von Beckerath selbst
veranstalteten Auktion zum Verkaufe stand. Über-
raschend war, daß nicht nur erstklassige Werke, die
von j’eher teuer bezahlt wurden, sondern auch besseres
Mittelgut heiß umstritten war und demgemäß hohe
Preise erzielte. Die Abgeschlossenheit vom italienischen
Markt, wie der Ehrgeiz, gerade aus der Beckerath-Samm-
lung etwas zu erwerben, mag hier ausschlaggebend
gewesen sein.
In der Tagespresse wurde die leise, fast geheime
Art des Bietens (oft nur ein knappes Kopfnicken oder
eine leichte Handbewegung) erörtert; und in der Tat
schien in einzelnen Zweikämpfen der eine Gegner nicht
den Widerpart zu kennen, nur der Auktionator, der
Schriftführer und der Ausrufer am Pult, wie einige Be-
sucher übersahen die spannende Situation. Ja, selbst
nachträglich ist es in vielen Fällen nicht möglich, den
nunmehrigen Besitzer zu erfahren. Viele Berliner ließen
durch Kommissionäre kaufen. Einer derselben erwarb
einen nennenswerten Bruchteil der ganzen Sammlung.
Auswärtige Kunstliebhaber und Museen (z. B. Köln)
hatten einer hiesigen Autorität Vollmacht erteilt.
Die Berliner Sammlungen waren durch die Direk-
toren Geheimrat von Falke und Friedländer vertreten.
Die Kunstsammlungen von Dresden und Leipzig,
Breslau, Krefeld und Hamburg hatten ihre Leiter ge-
sandt. Es ist bemerkenswert, daß die deutschen Stadt-
verwaltungen neben den großen sozialen Pflichten der
Kriegszeit Geld und Interesse für ihre idealen Auf-
gaben besitzen. — Auch aus Budapest, Stockholm,
Kopenhagen und Christiania waren die Museums-
direktoren, aus Wien und Holland mehrere Kunst-
freunde eingetroffen; sie alle haben Stücke der Beckerath-
Sammlung erworben. Aus der großen Zahl der an-
wesenden deutschen Käufer seien die Sammler von
Hollitscher, von Pannwitz, Pahlen, Bollert, Oppler und
von der Heydt aus Berlin, Castiglioni und von Rho aus
Wien, Lanz und Frau Kroller aus Amsterdam genannt.
Von den bekannteren Antiquitätenfirmen und Kom-
missionären seien Böhler, Julius Drey und A. S. Drey in
München, Schwersenz, Wagner, Burlet, van Strafen und
Cohn in Berlin, Raffauf, Reiling und der Holländer
Hoving erwähnt.
XIII. Jahrgang 1915/1916 Nr. 36. 2. Juni 1916
Die Kunstchronik und der Kunstmarkt erscheinen am Freitage jeder Woche (im Juli und August nach Bedarf) und kosten halbjährlich 6 Mark.
Man abonniert bei jeder Buchhandlung, beim Verlage oder bei der Post. Für Zeichnungen, Manuskripte usw., die unverlangt eingesandt werden,
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
Juni
Berlin. Max Perl. Autographen.
Juni
München. Galerie Helbing. Moderne Meister,
Nachlässe Adolf Eberle, Josef Willroider u.a.
2.-3.
6.
5. u. 6.
Wien.*Dorotheum. Nachlaß Emil Zuckerkandl.
Altwiener Porzellan, Empireschmuck, alte
Perserteppiche usw. Hervorrag. Alt-China-
u. Japansmlg. (ehern. Besitz Baron Mundy).
Juni
München. Galerie Helbing. Sammlung Otto
Messinger-München: Antiquitäten, Einrich-
tungsgegenstände, Möbel usw.
5. u. f. T.
Frankfurt a. M. *F. A. C. Prestel. Wertvolle
Kupferstiche alter Meister, englische und
französische Blätter d. 18.Jh. (Nachlaß Gute-
kunst-Stuttgart),umfangr.u. wertv.Kunsthand-
bibliothek (a. d. Bes. von Beckerath-Berlin f).
14.—15.
Frankfurt a. M. Pud.Bangel. Kupferstichsmlg.
Ueber die mit Sternchen versehenen Versteigerungen ist im Anzeigenteil dieser Nummer Näheres zu finden.
DIE BECKERATH-AUKTION BEI LEPKE AM 23.-26. MAI 1916
Die Sammlung Adolf von Beckerath war nach der
Zahl der Kunstwerke die größte, nach der Qualität
der meisten Stücke die wichtigste, die seit Beginn des
Weltkrieges in einem der beteiligten Länder unter den
Hammer kam. Solche Unternehmung wurde hier vor
drei Wochen eine mutige Kraftprobe genannt; und
trotz der günstigen Erfahrungen bei kleineren deutschen
Auktionen ist sie das in der Tat gewesen. Nur ein
Haus von Weltruf konnte solch Wagnis übernehmen
und die sehr großen Vorarbeiten, die nur ein Fach-
mann übersieht, bewältigen. Nur sie hatte Aussicht
auf den nun wirklich errungenen großen Erfolg.
Die Berliner Sammlung Rosenfeld-Goldschmidt ward
unlängst in Rücksicht auf den internationalen Markt
in Amsterdam versteigert. Für Adolf von Beckeraths
Nachlaß aber kamen nicht nur Museumsdirektoren,
Sammler und Händler aus Deutschland und Öster-
reich-Ungarn, sondern auch viele Neutrale nach Berlin;
es war eine durchaus internationale Veranstaltung. In
den vier Tagen sind mehr als ein und eine halbe Million
eingekommen. Ein großer Bruchteil der Summe geht
auf die Bildwerke, von denen die in Ton und Stuck,
sowie einige Bronzen und Holzskulpturen besonders
umworben waren. Ein gleiches gilt von den Möbeln
und den Töpfereien, obwohl ein Teil der keramischen
Sammlung schon 1913 in der von Beckerath selbst
veranstalteten Auktion zum Verkaufe stand. Über-
raschend war, daß nicht nur erstklassige Werke, die
von j’eher teuer bezahlt wurden, sondern auch besseres
Mittelgut heiß umstritten war und demgemäß hohe
Preise erzielte. Die Abgeschlossenheit vom italienischen
Markt, wie der Ehrgeiz, gerade aus der Beckerath-Samm-
lung etwas zu erwerben, mag hier ausschlaggebend
gewesen sein.
In der Tagespresse wurde die leise, fast geheime
Art des Bietens (oft nur ein knappes Kopfnicken oder
eine leichte Handbewegung) erörtert; und in der Tat
schien in einzelnen Zweikämpfen der eine Gegner nicht
den Widerpart zu kennen, nur der Auktionator, der
Schriftführer und der Ausrufer am Pult, wie einige Be-
sucher übersahen die spannende Situation. Ja, selbst
nachträglich ist es in vielen Fällen nicht möglich, den
nunmehrigen Besitzer zu erfahren. Viele Berliner ließen
durch Kommissionäre kaufen. Einer derselben erwarb
einen nennenswerten Bruchteil der ganzen Sammlung.
Auswärtige Kunstliebhaber und Museen (z. B. Köln)
hatten einer hiesigen Autorität Vollmacht erteilt.
Die Berliner Sammlungen waren durch die Direk-
toren Geheimrat von Falke und Friedländer vertreten.
Die Kunstsammlungen von Dresden und Leipzig,
Breslau, Krefeld und Hamburg hatten ihre Leiter ge-
sandt. Es ist bemerkenswert, daß die deutschen Stadt-
verwaltungen neben den großen sozialen Pflichten der
Kriegszeit Geld und Interesse für ihre idealen Auf-
gaben besitzen. — Auch aus Budapest, Stockholm,
Kopenhagen und Christiania waren die Museums-
direktoren, aus Wien und Holland mehrere Kunst-
freunde eingetroffen; sie alle haben Stücke der Beckerath-
Sammlung erworben. Aus der großen Zahl der an-
wesenden deutschen Käufer seien die Sammler von
Hollitscher, von Pannwitz, Pahlen, Bollert, Oppler und
von der Heydt aus Berlin, Castiglioni und von Rho aus
Wien, Lanz und Frau Kroller aus Amsterdam genannt.
Von den bekannteren Antiquitätenfirmen und Kom-
missionären seien Böhler, Julius Drey und A. S. Drey in
München, Schwersenz, Wagner, Burlet, van Strafen und
Cohn in Berlin, Raffauf, Reiling und der Holländer
Hoving erwähnt.