DOI article:
Paquet, Alfons: Niederrheinische Melancholie; Qual und Erwachen, im Geist der Musik
DOI Page / Citation link: https://doi.org/10.11588/diglit.65889#0096
auf meinen 8chultern ruhen lange graue locken!
doch ſiehe / nein! Ein jolche öeſtalt kommt mir entgegent
der Fremdling blickt wie ein Propyet / er ſchreitet lang-
ſam / milde; und wie er ſchweigenc vor mir ſteht / ſo
flihlt ich ihn im Bilde- wir beide find hier ganz allein;
wir find voll auf einander gerichtet. welchen menſchen
aber emporte nicht die einſamkeit mit einem Andern!
Jetzt mag einer vom antlern / gereizt / Totl erwarten ocler
Leben- Erwarte du den Tod! wir wollen ringen bis
zur allerletzten Kraft; wir wollen ringen um Toll und
leben / ohne Zeugen- Auch du wirſt nicht zauclern!
jch packe ihn an den hüften; er wehrt ſich wie ein
menſch / der ſich gegen ein Schickſal ſtellt; wie ein dier
gegen ein andres / das ihm fremd in ſeiner Art iſt; wit
ein Baum gegen den / der ihn der Erde entreißen will mit
den derbſten Armen; wie ein fels gegen trümmernde waſſer-
ſturze ˖ dreimal bring ich ihn zum Seufzen; dann zum fall-
Da greift ich den Toten und ſchleuclre ihn über die
nBaumwieſe / in der im froſte die hochflut ſtand / auf die
kriſtallenen Scheiben hin- Er ſchlaͤgt klirrend in das
glaſerne meer; das bricht und jpringt nach allen Seiten-
Und ich / jung und ſtolz und heiß von meinem Blut /
flackre auf wie cine friſche flamme / wachſe hoch und
ſchön; meinen scheitel berühren sterne / und weit hinweg
tritt mein siegerfuß den cisbekruſteten Erdenball- der
ſauſt pfeifend in die örube der ſchwaͤrzeſten nacht 10
ſchwebe / ich ſinge laut und freudig / ich wandle gavon /
über eine flimmernde Straße / weithin mir vorgezeichnet;
auf millionen sternen / dic da unter meinen Sohlen liegen
fo dicht und runch und feſt wie kicſel am Rantle eines
ſtarken Meers- Ich ſinge laut das lied von einem ncuen
Leben- Ich lebe ewig / weil ich ewig mich zur Einfam-
keit befreie- Ich ſinge laut das Lied von einer ncuen
Einfamkeit-
94
doch ſiehe / nein! Ein jolche öeſtalt kommt mir entgegent
der Fremdling blickt wie ein Propyet / er ſchreitet lang-
ſam / milde; und wie er ſchweigenc vor mir ſteht / ſo
flihlt ich ihn im Bilde- wir beide find hier ganz allein;
wir find voll auf einander gerichtet. welchen menſchen
aber emporte nicht die einſamkeit mit einem Andern!
Jetzt mag einer vom antlern / gereizt / Totl erwarten ocler
Leben- Erwarte du den Tod! wir wollen ringen bis
zur allerletzten Kraft; wir wollen ringen um Toll und
leben / ohne Zeugen- Auch du wirſt nicht zauclern!
jch packe ihn an den hüften; er wehrt ſich wie ein
menſch / der ſich gegen ein Schickſal ſtellt; wie ein dier
gegen ein andres / das ihm fremd in ſeiner Art iſt; wit
ein Baum gegen den / der ihn der Erde entreißen will mit
den derbſten Armen; wie ein fels gegen trümmernde waſſer-
ſturze ˖ dreimal bring ich ihn zum Seufzen; dann zum fall-
Da greift ich den Toten und ſchleuclre ihn über die
nBaumwieſe / in der im froſte die hochflut ſtand / auf die
kriſtallenen Scheiben hin- Er ſchlaͤgt klirrend in das
glaſerne meer; das bricht und jpringt nach allen Seiten-
Und ich / jung und ſtolz und heiß von meinem Blut /
flackre auf wie cine friſche flamme / wachſe hoch und
ſchön; meinen scheitel berühren sterne / und weit hinweg
tritt mein siegerfuß den cisbekruſteten Erdenball- der
ſauſt pfeifend in die örube der ſchwaͤrzeſten nacht 10
ſchwebe / ich ſinge laut und freudig / ich wandle gavon /
über eine flimmernde Straße / weithin mir vorgezeichnet;
auf millionen sternen / dic da unter meinen Sohlen liegen
fo dicht und runch und feſt wie kicſel am Rantle eines
ſtarken Meers- Ich ſinge laut das lied von einem ncuen
Leben- Ich lebe ewig / weil ich ewig mich zur Einfam-
keit befreie- Ich ſinge laut das Lied von einer ncuen
Einfamkeit-
94