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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Oktoberheft
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Donath, Adolph: Die jüngsten Preise für Meißener Porzellan
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0074

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Man hatte vielfach gehofft, daß die deutschen
Museen wenigstens einige von diesen Tierplastiken würden
erwerben können. Leider ist den Museen kein einziges
von den Stücken zugefallen. Die Konkurrenz der inter-
nationalen Händler — und man sah viele Händler aus
dem neutralen Ausland — war eben allzustark.
Die Preise, die gezahlt wurden, waren Riesenpreise und
jene klugen, scharfblickenden Sammler mögen nicht un-
recht haben, wenn sie behaupten, daß dabei Summen,
wie man sie auch für die
Boettgerporzellane anlegte,
auf den Markt des Por-
zellans überhaupt abfärben
würden. Allerdings waren
es ausnahmslos Qualitäten,
die man hier ausbot.

Und neben der Qualität
der Stücke, spielten ihre
Rarität und ihre Provenienz
eine besondere Rolle und
schließlich noch die Valuta,
wenngleich man sich ein-
gestehen sollte, daß man
zum Beispiel heute in
Kopenhagen, an Ort und
Stelle, gewiß nicht etwa
35 000 Kronen für den
„Kronengeier“ (Katalog
Nr. 98) ausgeben würde,
für den in dieser Berliner
Auktion Rasmußen aus
Kopenhagen 178000 Mark
(ohneldas übliche Aufgeld)
bezahltet.

Schon beim B o e 11 g er-
st e i n z e u g fingen die
„großen“ Preise an. Tassen
und Kannen, die vor kurzem
noch kaum mehr als 200 M.
kosteten — und Boettger-
Steinzeug ist im Handel
durchaus nicht so rar —
brachten Tausende um
Tausende. Die vierkantige
Teekanne im Stil B£rains
(Kat. Nr. 12) erreichte
5100 Mark, der Becher mit
weiblichen Köpfen an zwei
Seiten (Kat. Nr. 21) 7400,
das Teedöschen aus Eisen-
porzellan (Kat. Nr. 31) 2400, der glatte Bierkrug ohne Deckel
(Kat. Nr. 33) 2500 Mark. Für zwei kleine Pilgerflaschen
mit weiblichen Masken (Nr. 34/35) gab man 4500 Mark,
für zwei Kugelflaschen mit gepreßten chinesischen Ver-
zierungen (Nr. 36/37) 6500, für den zehn Zentimeter hohen
Pagoden nach chinesischem Vorbild (Kat. Nr. 50) 9000,
für die sechskantige schwarzglasierte goldbemalte Teedose
(Nr. 52) 7200, für die beiden schwarzglasierten, gold-
bemalten Kugelflaschen (Kat. Nr. 54 u. 55) 10000 und

10500 Mark. Die achteckige, schwarzglasierte, gold-
bemalte Kaffeekanne (Nr. 56) erzielte 10 100, der kleine
Apollokopf (Nachbildung des Kopfes aus Berninis Apollo
und Daphne, Kat. Nr. 58) 9200 Mark.

Aus der Serie des Boettger-Porzellans er-
reichten: die zwei vierkantigen Spitzflaschen mit den
Masken um 1715 (Kat. Nr. 61 — 62) 12 200 Mark, der
flache Deckelnapf um 1715 (Kat. Nr. 64) 5400, die Kugel-
flasche (Nr. 65) 3050, die Teekanne um 1718 (Kat. Nr. 66)

6800, die reliefgezierteVase
(Nr. 71) 6300 und die
kleine Pilgerflasche (Nr. 72)
1700 Mark. Für den kleinen
teilweise bemalten Kinder-
kopf um 1715 (Nr. 73), den
man mit lOOO^Mark anbot,
wurden 36 500 Mark ge-
geben, für den Tee trinken-
denjPagoden um 1718 (Kat.
Nr. 74) 14000 Mark.

Nun folgte die Versteige-
rung der großen Figuren
und Vasen, der großen
und kleinen Meißener
Tiere. Das weiße Löwen-
paar (Kat. Nr. 82 83)
frühester Zeit, erreichte
95 00U, das Kirchnersche,
von Kaendler modellierte
groteske Gefäß (Nr. 84)
36200, die beiden Monu-
numentalvasen (Nr. 85/86)
kaufte Dr. ; Goldschmidt-
Berlin für 57 500,das lachs-
artige Tier (Nr. 87) Ras-
inußen aus Kopenhagen
für 47100 Mark. Die
Deckelvase mit dem Bild-
nis Ludwigs XV. (Nr. 88),
das einzige Stück, das aus
der Reihe fiel es ist
1740 von Kaendler mo-
delliert, während alle übri-
gen Figuren und Vasen
der Kollektion bloß bis
etwa 1735 reichen —
wurde mit 25 000 Mark
versteigert.

Die zwei weißen Adler
(Nr. 89/90) kosteten 71000,
Kirchners sitzenden Bären (Nr. 91) erwarb Paul Cassirer-
Berlin für 57 000, und das Ziegenpaar (Nr. 92/93) kauften
Lippmann-Dr. Wendland-Berlin für 131 000 Mark. Der
weiße Kaendlersche Hahn (Nr. 94) ging für 51 000 Mark
fort, der weiße Affe (Nr. 96) für 125 000 Mark. Für
Kaendlers bemalten Marder auf Baumstamm (Nr. 97) bot
Cramer aus Kassel 161 000, für den „Kronengeier“ (Nr. 98)
Rasmußen aus Kopenhagen, wie schon erwähnt, 178 000 Mk.
Die bemalte Truthenne (Nr. 99) brachte 110000, die zwei

^‘asschrank mit Nußholz fourniert, deutsch, 18. Jahrhundert.

Sammlung Brunander bei Cassirer-Helbing, Berlin.

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