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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Novemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kostbare Autographen / Aus der Kunstwelt Italiens / Aus dem Pariser Kunstleben / Schweizerische Kunstchronik / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0108

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Italienischer Wandteppich mit dem Wappen der
Filiberto v. Savoyen, mit Gold und Silber durchwirkt.

Aus einem schlesischen Schlosse. Rudolph Lepke, Berlin.

München.

Die am 15. November 1919, bei Hugo H e 1 b i n g, zur Ver-
steigerung gelangende Sammlung moderner Gemälde, aus vor-
wiegend süddeutschem Privatbesitz, umfasst die ver-
schiedensten, in der Hauptsache die deutschen Schulen, beginnend
mit einem bedeutenden Werke, Osw. Achenbachs und endigend
mit A. Weissgerber, sowie einem originellen scheibenartigen Bild
von Heinr. v. Zügel. Von Auslandskünstlern seien besonders die
Namen J. J. Henner, Gust. de Joughe, A. v. Kowalski, J. Aivasowsky,
H. v. Herkomer und H. Renner besonders erwähnt. Die deutschen
und österreichischen Künstler sind mit ihren besten Kräften ver-
treten.

*

Am 9. Dezember findet in der Galerie Helbing die
Auktion der nicht sehr umfangreichen, aber gewählten Sammlung
de R i d d e r, Frankfurt a. M. statt, deren hauptsächlichste Be-
standteile aus Majolika, Glas und Edelmetall bestehen. Unter
dem zahlreichen Urbino- und Faenza-Geschirr ragt eine Fontana-
Schüssel um 1550, eine gebuckelte Faentiner - Schüssel und ein
früher Gubbio-Teiler mit prächtigem Luster hervor. Außergewöhn-
liche Stücke sind eine blondfarbige Palissy-Schüssel mit der Be-
freiung der Andromeda und ein deutscher Fayencekrug mit der
„Anbetung der Könige“ von Hausmaler W. R. Unter dem Glas
stehen an erster Stelle prächtige Emailgläser, wie das älteste
datierte deutsche Emailglas von 1554 mit dem Wappen Ortenburg-
Fugger. Für die Geschichte der Glasmalerei sind besondere
Bedeutung dem böhmischen Färbereiglas aus dem 18. Jahrhundert,
einem fränkischen Bergwerksglas von 1682 und einem Willkomm
von 1611 mit dem Wappen Anhalt-Pfalz beizumessen. Unter den
geschnittenen Gläsern Schlesiens, Böhmens und Potsdams sind
recht schöne Exemplare. Eine umfangreiche Kollektion bilden die
Zwischengoldgläser um 1730, von denen alle diei Maler vertreten
sind. Die Künstlergläser aus dem Schaperkreis von Preußler und
D. Wolff ergänzen den Überblick über mannigfaltige Technik der
Barockzeit. Einige venetianische Gläser, auch einige Schweizer-
Kabinettscheiben sollen nicht vergessen sein. Prächtige seltene
Sammelobjekte finden sich auch unter den Metallarbeiten, wie
Limoges-Arbeiten, besonders eine Limogeskassette mit den Taten
des Herkules um 1600, dann drei wundervolle Goldemailfigürchen
französischer Provenienz um 1600. Einen vorzüglichen Überblick

über die verschiedensten Formen gewähren die deutschen Silber-
pokale der Nürnberger, Augsburger, Straßburger, Zürcher und
Basler Goldschmiede. Agleybecher und Traubenpokale, Monats-
becher und Gefäße in Tierformen wechseln in reichster Auswahl.
Von den meisten konnten die Namen ihrer Schöpfer, wie Heinrich
Straub u. a. festgestellt werden. Einzelne Figuren und Plaketten,
Dosen und Uhren, auch Hausaltärchen fügen sich gut ein. Wenige
Zinnhumpen mögen noch genannt sein. Der Katalog mit 41 Tafeln
(Mk. 10) ist von Dr. G. L i 11, Kustos am bayer. Nat.-Museum
bearbeitet und mit einem Vorwort von Direktor Professor
Dr. Robert Schmidt, Frankfurt a. M., eingeleitet.

Paris

Man schreibt uns: _ In Paris«:setzte die Wintersaison der
Auktion am 20. Oktober ein. Zunächst wurde die Bücherei von
Jules Claretie versteigert. Dann die des Herrn H. H., (da-
runter ein Boccaccio, Decamerone, 1757—1761, 5 Bde, alter Deckel,
mit Gravuren von Gravelot, Cochin, Boucher und Eisen, 1500 frs.;
ein Erasmus, Sans stultitiae, 1751, Fig.v. Eisen, 4010 frs.; M o I i e r e
Fig. v. Boucher, 1791—94, 6 Bde, 4510 frs ). Ferner kamen Kunst-
gegenstände und Möbel der Sammlung Arthur Martin zum
Ausgebot: (Japanische Porzellane, ferner chinesische, sächsische,
S£vres; Steinzeug; Fayencen; Miniaturen; Glasgemälde; Wand-
behänge; alte Stoffe; Uhren; Möbel des 17. u. 18. Jahrhdts.

Eütn'cb-

Über das Ergebnis der Auktion Henneberg in Zürich,
wird uns berichtet: Am ersten Tag der Henneberg-Auktion wurden
nachstehende Preise erzielt: Anker’s „Zeitungsleser“ brachte
10300 Fr., A. Achenbach’s „Marine“ 4250 Fr., Heinr. Burkeis „Aus
der Campagne“ 1550 Fr., Defregger’s bekannter „Tyroler
Bauer“ erzielte 5900, sein „Reserl“ 5500, „Cenzi“ 2000 und eine
Studie zum „Tischgebet“ 1200 Fr. Bilder von W. v. Diez erzielten
4400, 1650 und 3000 Franc, Ludw. Dill’s silbernleuchtende Weiden-
baum nur 1250, sein Baumgarten 1300 Fr. Relativ billig wurde
mit 6600 Fr. O. Faber du Faure’s „Barrikade“ verkauft, die „Schlacht
von Bazalles“ für 2500 Fr. — Ed. Grützner’s „Rechtes Fass“
brachte 4400, die „Weinprobe“ 5600 Fr., H. v. Habermann’s Damen-
bildnis“ erzielte 1200 Fr., die hochbedeutende „Sterbeszene“ nur
— 150 Fr., (o holde Geschmackskonvention 1). Am interessantesten
gestaltete sich die H o d 1 e r-Auktion! „der Niesen“ brachte 7000,
„Weidenbaum am See“ 12000, der „lesende alte Mann“ 10000 Fr.,
ebensoviel der „Genfer See“; ein „männl. Akt aus dem Jahre 1875“
10400 Fr., der „Barmherzige Samariter“ 8500 Fr., der „Netze-
flicker“ 4700 Fr., der „Landsknecht“ 5900 Fr.

Der zweite Tag der Henneberg-Auktion brachte bemerkens-
werte Preise; so erzielten F. A. Kaulbach’s „Geschwister“ 10100 Fr.,
Ludwig Knaus’s figurenreiches „Ghetto“ 15000 Fr., Rud. Kolbe’s
„Gewitter“ 5000 Fr., ein männl. Porträtkopf von Wilhelm Leibi
(„Tischler von Aibling“) 18000 Fr., des gleichen Künsllers „Maler
Splittgerber“ um 8100 Fr., Lenbach’s „Bismarck“ brachte es auf
20000, „Moltke“ auf 12000 Fr., von Liebermann stieg am höchsten
der „Sonntag-Nachmittag zu Caren“, (aus d. Jahre 1892) auf
14800 Fr-, eine Studie zu den „Spitzenklöpplerinnen“ (1887) auf
5200 Fr., Adolf Lier’s „Italienische Landschaft“ wurde für 7000 Fr.
zugeschlagen; Gabriel Max’s berühmter „Amateur“ ging mit
8100 Fr. fort, Ad. Menzel’s Zeichnung „Verwundet“ brachte es auf
2000 Fr., ziemlich hoch, nämlich mit 4700 Fr. wurde Schleich’s
„Landschaft mit Tierstaffage“ erstanden; die „Mondlandschaft“
brachte es auf 4000, eine „Gewitterstimmung“ auf 3100 und eine
„Abendstimmung“ auf 7000 Fr., weit höher stiegen die Schuch,
ein „Entenstilleben“ bis auf 10400 Fr., ein „Stilleben“ auf 9400,
die zauberschönen „Nachtviolen“ auf 11000 Fr., ein „Stilleben
von Segantini“ (aus dem Jahre 1886) brachte 7200 Fr.

Der dritte und letzte Gemäldetag, der Sammlung Henne-
berg, brachte noch folgende bemerkenswerte Preise: Spitzweg’s
„Eremit* 3800, „Gewittersturm“ 3100, „Landstadt“ 3100, „Spazier-
gang“ 3000, „Felsige Landschaft“ 3800, Nächtlicher Besuch 5700,
„Sternguckern“ 9000, „Modlandschaft“ 9100, „Ständchen“ 8500,

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