Gemälde des Lueas oon Leyden tn Amerika
oon
IDÜbetm R. Dalentincc
Dr. Wilhelm R. Valentiner, unter dessen Leitung das
Metropolitan Museum in Newyork einen großen Auf-
schwung nahm, publiziert hier ein bisher nicht bekanntes
Gemälde des Lucas von Leyden.
( jbgleich die Zeit meist einen Ausgleich in der Wert-
Schätzung der Künstler bringt, kommt es doch ge-
legentlich vor, daß die Popularität des Lebenden das Urteil
der Nachwelt noch auf lange hinaus entscheidend beeinflußt.
Vielleicht sollte sich die Geschichtsschreibung in solchem
Falle bemühen, die allgemeine Auffassung richtig zu
stellen. Haben aber die Jahrhunderte die übertriebene
Seine weniger bekannten Zeitgenossen: Jacob von Amster-
dam, Jan Scoorel und Cornelis Engelbrechtsz sind ihm
kaum unterlegen, und wenn wir gar zu seinen Vorgängern
Dirk Bouts und Geertgen von Haarlem gehen, so spüren
wir, daß dem Leydener Meister das Letzte zur Größe:
die Reinheit und Tiefe der Empfindung, die Beschränkung
auf das Wesentliche, eine unmittelbare, leidenschaftliche
Anschauung der Natur mangelt.
Er ist allerdings vielseitig begabt: ein virtuoser
Stecher — „ein Genie der Technik“ hat ihn- sein letzter
Abb. L Lucas von Leyden.
Schätzung eines an sich tüchtigen Künstlers sanktioniert,
so begibt sich der Historiker ungern des Vorteils, der
darin liegt, daß ein Name der künstlerischen Ver-
gangenheit schon für den Laien einen guten Klang
hat; er wird sich eher bemühen, das Verständnis
für diesen Auserwählten zu vertiefen, statt darauf
auszugehen, ihm einige Blätter aus dem Lorbeer-
kranz, den ihm die Zeiten gewunden haben, zu ent-
reissen.
Lucas von Leyden ist der berühmteste unter allen
frühholländischen Künstlern, schwerlich aber der größte.
Triptychon.
und bester Biograph genannt, ein freilich zweifelhaftes
Lob, da man sich fragen darf, ob es ein Genie dieser
Art auf dem Gebiet der Kunst wirklich geben sollte —,
ein vortrefflicher Zeichner: Zum schönsten seiner Kunst
gehören einige in Kohle ausgeführte Porträtzeichnungen
von größter Kraft des Ausdruckes. Er war weiter zu
seiner Zeit als Glasmaler und Meister in der Malerei mit
Wasserfarben bekannt, und seine seltenen Ölgemälde
bilden noch heute gesuchte Schätze für die Freunde der
altniederländischen Kunst, ja wie etwa in Leiden oder in der
Eremitage besondere Anziehungspunkte der Sammlungen.
Stadt. Museum, Leiden.
117
oon
IDÜbetm R. Dalentincc
Dr. Wilhelm R. Valentiner, unter dessen Leitung das
Metropolitan Museum in Newyork einen großen Auf-
schwung nahm, publiziert hier ein bisher nicht bekanntes
Gemälde des Lucas von Leyden.
( jbgleich die Zeit meist einen Ausgleich in der Wert-
Schätzung der Künstler bringt, kommt es doch ge-
legentlich vor, daß die Popularität des Lebenden das Urteil
der Nachwelt noch auf lange hinaus entscheidend beeinflußt.
Vielleicht sollte sich die Geschichtsschreibung in solchem
Falle bemühen, die allgemeine Auffassung richtig zu
stellen. Haben aber die Jahrhunderte die übertriebene
Seine weniger bekannten Zeitgenossen: Jacob von Amster-
dam, Jan Scoorel und Cornelis Engelbrechtsz sind ihm
kaum unterlegen, und wenn wir gar zu seinen Vorgängern
Dirk Bouts und Geertgen von Haarlem gehen, so spüren
wir, daß dem Leydener Meister das Letzte zur Größe:
die Reinheit und Tiefe der Empfindung, die Beschränkung
auf das Wesentliche, eine unmittelbare, leidenschaftliche
Anschauung der Natur mangelt.
Er ist allerdings vielseitig begabt: ein virtuoser
Stecher — „ein Genie der Technik“ hat ihn- sein letzter
Abb. L Lucas von Leyden.
Schätzung eines an sich tüchtigen Künstlers sanktioniert,
so begibt sich der Historiker ungern des Vorteils, der
darin liegt, daß ein Name der künstlerischen Ver-
gangenheit schon für den Laien einen guten Klang
hat; er wird sich eher bemühen, das Verständnis
für diesen Auserwählten zu vertiefen, statt darauf
auszugehen, ihm einige Blätter aus dem Lorbeer-
kranz, den ihm die Zeiten gewunden haben, zu ent-
reissen.
Lucas von Leyden ist der berühmteste unter allen
frühholländischen Künstlern, schwerlich aber der größte.
Triptychon.
und bester Biograph genannt, ein freilich zweifelhaftes
Lob, da man sich fragen darf, ob es ein Genie dieser
Art auf dem Gebiet der Kunst wirklich geben sollte —,
ein vortrefflicher Zeichner: Zum schönsten seiner Kunst
gehören einige in Kohle ausgeführte Porträtzeichnungen
von größter Kraft des Ausdruckes. Er war weiter zu
seiner Zeit als Glasmaler und Meister in der Malerei mit
Wasserfarben bekannt, und seine seltenen Ölgemälde
bilden noch heute gesuchte Schätze für die Freunde der
altniederländischen Kunst, ja wie etwa in Leiden oder in der
Eremitage besondere Anziehungspunkte der Sammlungen.
Stadt. Museum, Leiden.
117