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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
2. Dezemberheft
DOI Artikel:
Fragen des Kunstunterrichts / Zeitgeschichte des Rahmens / Gefälschte Münzen / Java-Kunst / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Aus der Museumswelt / Schweizerische Kunstchronik / Aus der Kunstwelt Italiens / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0174

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Gefälschte Müneen.

Die soeben erschienene 2. Auflage des Buches „Der Münz-
sammler“ von E. A. S t ü c ke 1 b erg (Verlag: Art. Institut Orell
F ü s s 1 i, Zürich) enthält außerordentlich anregende und wichtige
Winke für den Sammler. Das lesenswerte Buch, das im wahrsten
Sinne des Wortes ein Handbuch ist, beschäftigt sich nicht bloß
mit der Technik der Münze an sich, sondern auch mit der Ent-
wicklung des Münzsammelns und des Münzhandels. Selbstver-
ständlich nimmt Stückelberg auch Stellung zur Frage der Fälschung
und Verfälschung der Münzen. Stückelberg sagt hierüber u. a.:

„Wie beim Courantgeld kommen bei den Münzen, die der
Numismatik dienen, Fälschungen und Verfälschungen aller Art vor
und zwar seit den ersten Zeiten des systematischen Sammelns
im XV. Jahrhundert. Die plumpem dieser Fabrikate bestehen aus
erfundenen Münzen, d. h. gefälschten Münzen, wie solche nie
existiert haben, z B. von einem Herrscher, der nicht gelebt hat,
oder einer Stadt, die nie gebaut wurde. Das Stück kann auch
halb erfunden sein, indem die eine Seite nach einer echten Münze
kopiert und die andere frei komponiertwurde. Derartige Fälschungen
sind für den Sammler nicht gefährlich, denn er braucht nur in
seinen Büchern nachzuschlagen, um zu finden, daß ein echtes
Stück dieser Sorte nicht existiert. Anders steht es mit nachge-
machten Münzen; diese sind möglichst genau imitiert nach seltenen
echten Stücken; hierher gehören die sog. „Paduaner“ derRenaissance
und die Fälschungen eines Bekker, Cigoe, u. a.; letztere verraten
ihren modernen Ursprung durch die Farbe des Silbers: Dasselbe
ist nämlich zu rein im Gegensatz zu dem stark legierten römischen
Silber. Ganze Reihen von gefälschten Römermünzen findet der
Leser in den Münzkabinetten von Mailand (Bekker) von Pesaro,
Udine (Ci^oe), von Zürich (aus der Amiet’schen Sammlung). Eben-
so einfach ist die Arbeit des Fälschers in Bezug auf das Bild:
liegt ihm ein bärtiger Kopf vor, so kann er nur den Bart weg-
schleifen, und es ergibt sich eine Münze „des Herrschers N. in
jugendlichem Alter“ oder „des gleichnamigen Sohnes des Herr-
schers N.“ Ebenso leicht kann der Graveur Kronen oder Kränze
entfernen oder ändern. Medaillen, die in einfachem Guß zu
billigem Preise zu haben sind, gelten, wenn sie von Meisterhand
nachziseliert sind, unverhältnismäßig viel größere Summen. Was
liegt nun näher als billige Gußstücke zu kaufen und nachziseliert
mit Gewinn weiter zu verhandeln? Eine Reihe von Numismatikern
haben derartige Falsa als echt veröffentlicht, so Banduri, Tanini,
Harduin, Pembroke, Hunter, auch die Werke von Eckhel, d’Ennery,
Mionnet, Götz (Groschenkabinett 1827). Cohen-Feuardent sind
nicht frei von beschriebenen Falsifikaten. Schon 1838 schrieb
Krosch ein in Köln erschienenes Büchlein über „Die Kennzeichen
unechter Münzen“. Die Fälscher halten sich häufig nicht einmal
daran, dasselbe Metall wie bei der Vorlage zu verwenden; in Rom
werden Nachahmungen von patinierten Bronzemünzen feilgeboten,
die aus Blei bestehen und mit grüner Farbe bemalt sind! Ähn-
liche Verfälschungen kommen häufig vor, ja sie erstrecken sich
sogar auf die Contremarken. Wer sich über alle Arten der Imitation
orientieren will, lasse sich in einem Münzkabinett die Fälschungen
vorlegen und studiere sie; kommt der Sammler selbst in den
Besitz von Falsifikaten, so behalte er sie als Warnung und Mah-
nung. Teure Münzen soll man nicht, wenn man nicht vollständig
sattelfest in der Unterscheidung von echt und falsch ist, nie ohne
Garantieschein oder Zeugnis eines Experten kaufen, sofern nicht
die Solidität und Zuverlässigkeit des Verkäufers alles Mißtrauen
ausschließt. Überall wird heutzutage auf allen Gebieten gefälscht
und es ist naiv, wenn man glaubt, eine in Athen gekaufte griechi-
sche oder in Rom erstandene römische Münze müsse echt sein;
also Vorsicht!“

"JaoacKunst

Als kulturelle Neuheit ist die seit kurzem erstandene Java-
Kunst anzusprechen und freudig zu begrüßen. Dem Kultur-
museum in Leipzig ist es zu danken, dass in einer
Ausstellung, die in diesem Jahre veranstaltet wurde, diese Kunst
auch den weiteren Kreisen bekannt geworden ist, die jezt auf

der Messe berechtigtes Aufsehen erregt hat. Man wird nicht
fehl gehen, wenn man dieser eigenartigen Kunst, die trotz ihres
Namens eine echte deutsche Erfindung ist, eine glänzende Zukunft
prophezeit.

Vorläufig haben wir bei der Javakunst hauptsächlich Buch-
einbände, und die Verarbeitung zu Kartonagen und Transparenten
aller Art im Auge. Es fanden sich bei der Ausstellung im Kultur-
museum prachtvolle Einbände vor, von seltenem Farbenreichtum,
effektvollen Wirkungen, immer neue Musterungen fesselten das
Auge und selbst die in futuristischer Manier ausgeführten Einbände
wirkten eigenartig und stimmungsvoll.

Die Javakunst ist dem Batikverfahren verwandt. Man ver-
steht darunter eine neue Bearbeitungsweise der Stoffe, die be-
sonders künstlerische und farbenfreudige Wirkungen hervorruft.
Sie beruht auf dem Färben von Stoffen aller Art mit Anilinfarben
auf Grund besonderer Methoden, bei denen die Bestandteile
dieser Farben auf den Stoff einwirken und ihm dadurch die ge-
wünschte Färbung geben, und zwar tritt diese Wirkung um so
mehr ein, je weniger der Stoff von einem aus Wachs bestehenden
farblosen Überzug bedeckt wird. Durch eine solche Methode
entstehen die wunderbarsten Farbenzusammenstellungen, die bis-
her noch auf keine andere Weise erzielt werden konnten. Die
Grundlage dieses Verfahrens hat man nun auch versucht, auf
Papier anzuwenden und man erzielte hochkünstlerische Effekte.

Dies neue Verfahren bezeichnet sich als Javakunst. Das
geheime Verfahren stammt von dem Kunstmaler Blomberg, der in
sechs Jahre langer unermüdlicher Arbeit die Technik so vervoll-
kommnet hat, dass es ihm mit Hilfe des Herrn Constantin David
gelungen ist, auf maschinellem Wege dem Buchgewerbe eine Buch-
hülle zur Verfügung zu stellen, die an Eigenart und Schönheit
alles bisher dagewesene überragt. Denn nun ist es möglich, die
Stimmungen des Buches schon im Einband wiederzugeben, und
in der Ausstellung der Javakunst hat man bereits Proben davon
abgelegt. So war Strindbergs Werk „Der Vater“ in gelbliches
Papier gebunden, auf dem in tiefbrauner Farbe ein charakteristi-
sches Strahlen- und Wellenmuster in Erscheinung trat. Goethes
„Reineke Fuchs“ zeigt satte Farben, die die monumentale Größe
ihres Verfassers kündet, prächtig sind die Haufschen Märchen,
in einem azurblauen Papier, aus dem wie aus geheimnisvoller
Ferne ein märchenhaftes Morgenrot anmutig hervorleuchtet. So
versetzt schon der Einband den Leser vor Beginn der Lektüre in
den richtigen Stimmungsbann.

Der Mangel an Rohstoffen, die allgemeine Teuerung haben
gerade für Bucheinbände und Kartonagen einen künstlerischen
Niedergang zur Folge gehabt. Hoffentlich gelingt es der Java-
kunst in ganz Deutschland rasch festen Fuß zu fassen, damit der
Geschmack des Publikums wieder gehoben wird. Mit besonderer
Genugtuung erfüllt es, daß auch den Minderbemittelten Gelegen-
heit gegeben wird, sich in den Besitz von Bucheinbänden zu
setzen, die auch äußerlich eine Zier bedeuten.

Es sei noch kurz auf die ungeheure Wirkung des Javaver-
fahrens bei der Herstellung der Transparente hingewiesen. Man
kann mit Fug und Recht behaupten, daß die Javaschöpfungen den
Kunstwerken der alten Glasmalerei nicht nachstehen, im Gegen-
teil Wirkungen aufweisen, die durch die Technik der Glasmalerei
nie zu erzielen sind.

So ist nach jeder Richtung hin der Javakunst ein glänzender
Erfolg gesichert. M. Trott.

Livre d’heures,
d’un membre de la
famille da Coste.

Martin Breslauer,
Berlin.

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