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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Februarheft
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Pauli, Gustav: Der Bilderverkauf aus dem Magazin der Hamburger Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0226

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Ganzen erbrachte der Verkauf rund 468 000 Mk., also
annähernd 1000 Mk. pro Bild.

Als nun die glücklichen Ersteigerer der Magazin-
bilder mit deren Weiterverkauf ein gutes Geschäft machten,
erhob sich Entrüstung, und zwar namentlich unter den
hamburgischen Kunsthändlern, die das Geschäft nicht
gemacht hatten.

Wenn der Kunsthallenverwaltung der Vorwurf ge-
macht wird, sie habe die Aussichten des Kunstmarktes
nicht richtig abgeschätzt, so ist darauf zweierlei zu er-
widern :

1. War die Kunsthalle in dieser Beziehung jeden-
falls nicht anders mit Blindheit geschlagen als die be-
fragten ersten deutschen Kunsthändlerfirmen, die auf das
schöne Geschäft mit dem angeblich bombensicheren
Millionengewinn verzichtet haben.

2. Gibt es zwei Kunstmärkte und nicht einen.
Auf dem einen Markt werden Kunstwerke von ernst-

haftem und anerkanntem Wert gehandelt. Auf diesem
Markt der Kenner und Museen, dessen Kurse zu er-
messen sind, glaubt der Unterzeichnete einigermaßen
Bescheid zu wissen. Nun gibt es aber noch einen
anderen Kunstmarkt eben jenen, der die Hamburger
Magazinbilder jetzt vertreibt. Auf ihm werden die Kurse
von der Gunst eines Publikums bestimmt, dessen
Zahlungsfähigkeit manchmal im umgekehrten Verhältnis
zu seiner Kennerschaft steht. Ist der gute Geschmack
launenhaft, so ist der schlechte toll. Daß er die phan-
tastischen Möglichkeiten dieses Marktes nicht völlig vor-
ausgesehen hat, gesteht der Unterzeichnete gern. Er
hätte es z. B. nicht für denkbar gehalten, daß man für
das „unterbrochene Verlobungsfest“ des Meisters Herchfer,
ein Münchner Genrebild der siebziger Jahre, 300 000
fordern (oder gar bekommen?) könnte. Aber freilich
der Herr Rezensent der Hamburger Nachrichten, der sich
auf diesem Kunstmarkt auskennt, der hat’s gleich gewußt.

Mit Genehmigung des Verlages Paul Cassirer, Berlin

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