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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Aprilheft
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Donath, Adolph: Die Not der Deutschen Künstlerschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0314

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Tagung von den Mitgliedern der Kunstgenossenschaft
vorgebracht wurde, hatte zum Teil weder Hand noch
Fuß. Es waren bloß gut gemeinte Vereinsreden, nichts,
aber schon gar nichts mehr. Dagegen traf wohl Professor
Heinrich Straumer, der Vorsitzende des Bundes Deutscher
Architekten, das richtige, indem er klipp und klar aus-
sprach, daß sich die Luxussteuer gegen die Qualitäts-

gegen jede Diktatur, ob sie von rechts kommt oder von
links.“

Diese böse Kunststeuer nun bereitet, abgesehen von
den 15% — die 1 ’/a °/o Umsatzsteuer möchte schließlich
jeder Künstler bezahlen — den Schaffenden noch
mancherlei Schwierigkeiten. „Lager“bücher und Steuer-
bücher führen, ist nämlich nicht jedermanns Sache. Doch

Brauner Lederband des Kursächsischen Hofbuchbinders Caspar
Meuser mit den Wappen des Kurfürsten Christian 11. von
Sachsen und der Kurfürstin Hedwig; 1603. 1 2 Originalgröße.

wäre richtet. Erfaßt aber müßte werden, was teuer
und schlecht sei, nicht, was gediegen und gut ist.
Denn die Herstellung billiger Ware sei künftig für die
deutsche Ausfuhr eine Unmöglichkeit. Aber „künstlerisch“
und „schlicht“ sei durchaus kein Gegensatz. Und
Straumer sagte dann auch: Jeder Künstler muß sich
als Glied des ganzen fühlen. „Wir Architekten verlangen
Freiheit für jede aufrechte Meinung und wir sind auch

am wenigsten paßt eine solche (den Staat sonst so
fördernde) Beschäftigung für den bildenden Künstler,
wie überhaupt für den Schaffenden. Aber das sind trotz
alledem nur kleine Härten gegenüber der 15%-Luxus-
forderung, die nicht nur die kulturelle Bedeutung der
Kunst herabsetzen, sondern das Schaffen selbst unter-
binden müßte. Hoffentlich sehen das die maßgebenden
Stellen noch ein.

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