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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Juniheft
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Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0389

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daß sich ein ausländisches Portemonnaie hilfreich öffnete. Bel
dem wahrscheinlichen Weitersteigen der deutschen Devise wird
man in Deutschland guttun, sich auf eine Preisbildung vorzu-
bereiten, die dem effektiven Kaufwert der Mark gerecht wird und
die jetzt fast geläufigen Phantasiezahlen in absehbarer Zeit er-
heblich reduziert.

Die dritte Auktion bei Pohl brachte nichts Besonderes.
Eine kleine Elblandschaft von Leistikow wurde mit 5100 Mark
bezahlt, zwei Zuaven-Typen von Horace Vernet mit zusammen
9200 Mark und ein sehr nettes kleines Pastell von Skarbina nur
mit 620 Mark. Ostasienkunst und Porzellane usw. fanden eben-
falls nur bei stark reduzierten Preisen Kaufliebhaber. E. M.

Köln.

Bei Math. Lempertz (P. Hanstein & Söhne) findet die
von uns angekündigte Versteigerung der Sammlung Justizrat
Jansen, Köln, vom 16. bis 19. Juni statt. Der uns vorliegende
Katalog der Sammlung vermerkt 1125 Nummern und ist mit
unseren Tafeln geschmückt. Gemälde älterer Meister eröffnen
die überaus reichhaltige Kollektion. Neben den altdeutschen
Meistern, die durch ein Werkstattsbild Cranach, einen Altar in
der Art Hans von Kulmbachs u. a. repräsentiert sind, finden sich
die niederländischen Piimitiven sowie die Niederländer des
17. Jahrhunderts in stattlicher Reihe. Aber auch die italienischen
Schulen sind hier vertreten. Zu den interessanten Stücken der
Gruppe der alten Meister gehören wohl ein Hermann vom Ring,
zwei Bilder des Cornelis Droogstoot, ein Karel von Mander
(Turmbau zu Babel), ein Miereveit (Bildnis eines Edelmannes).
In der Abteilung der neuzeitlichen Meister sieht man die beiden
Achenbach, die beiden Verboeckhoven, Fritz von Uhde (mit einer
Geburt Christi), Josef Israels (Alter Mann auf Sessel) u. a. Der
kunstgewerbliche Teil enthält Keramik, Gläser, Arbeiten in Metall
usw. Eine Reihe von Skulpturen in Holz und Stein und eine
Anzahl von Teppichen vervollständigen diese Kollektion.

*

Die Versteigerung Dr. Paul Wangemann, die unter
großer Beteiligung des In- und Auslandes bei Math. Lempertz
stattfand, hatte ein vorzügliches Ergebnis. Von den Stücken,
die besonders beachtenswerte, zum Teil hohe Preise erzielten,
nennen wir: Nr. 18, Gotische Kreuzigungsgruppe in Silber, ver-
goldet, 18000 Mk.; Nr. 34, Gotischer Deckelpokal 20000 Mk.;
Nr. 88, Samowar, Empire, 16 500 Mk.: Nr. 93, Renaissance-Prunk-
schüssel 20 500 Mk.; Nr. 167, Reisebesteck im Lederkasten,
17. Jahrh., 10 000 Mk.

Neben der Serie der Arbeiten in Silber interessierte dann
die Gruppe der Arbeiten in Bronze usw. Nr. 339, Romanische
Kupfer-Schüssel brachte 18 000 Mk.; Nr. 375, Alterbüsten in
Messing, (16. Jahrh.) 1OC00 Mk. Unter den „Arbeiten in Eisen“
kam Nr. 1032, Gotischer Kronleuchter, auf 25 000 Mk.; Nr. 1035,
Prunkleuchter, 17. Jahrh., auf 6100 Mk. Auch die Arbeiten in Ton,
Macholika usw. sowie die Textilien erreichten hohe Preise. Ebenso
begehrt waren die Möbel und Einrichtungsgegenstände. Nr 2032,
Renaissance-Schrank in Eichenholz (1619) wurde mit 26100 Mk.
bezahlt, und den gleichen Preis gab man für Nr. 2047, Aachen-
Lütticher Rokoko-Glasschrank, während ein ähnliches Stück (Nr.
2048) für 32 000 Mk. wegging. Nr. 2062, Rokoko-Kabinettschrank,
Aachen-Lüttich, ergab 22 000 Mk.; für Nr. 2140, Renaissance-Lehn-
sessel in Nußbaum zahlte man 18 000 Mk.; für Nr. 2147, sechs
Rokoko-Stühle in Eichenholz 10500 Mk.; für Nr. 2210, Renaissance-
Tisch 18 000 Mk. Zum Schluß der Auktion Dr. Wangenheim
wurden Bilder versteigert, ln dieser Abteilung brachte ein
Ölbild von Artur Kampf („Der Schützenkönig“) den Preis von
16C00 Mk.

Aus dev jYlufeumsc und SammlevwelL

Dr. Heinrich Zimmermann vom Berliner Kunstgewerbe-
Museum wurde vom Verwaltungsausschuß des Germanischen
Museums in Nürnberg einstimmig als erster Direktor des
Museums vorgeschlagen. Die Ernennung erfolgt satzungsgemäß
durch die bayrische Regierung im Benehmen mit der Reichsregierung.

Der Beschluß des Verwaltungsausschusses erfolgte nach einge-
hender kommissarischer Vorbereitung über alle in Betracht kom-
menden Bewerber.

*

Die Villa Neißer in Breslau, die eine Art von Museum
alter und neuer Kunst darstellt, ist jetzt gemäß dem Willen des
verstorbenen Dermatologen Dr Albert Neißer dem Publikum zu-
gänglich. Neißer, der ein passionierter Kunstsammler war, hatte
einige Räume seines ‘Hauses von Fritz und Erich Erl er aus-
schmücken lassen.

*

In den Berichten aus den Preußischen Kunstsammlungen
(Berliner Museen, XLI. Jahrg. Nr. 4) veröffentlicht Direktor
Professor Dr. Friedrich S a r r e einen kunstwissenschaftlich höchst
beachtenswerten Artikel über „Bemalte Wandbekleidung aus
Aleppo“. Das Heft enthält ferner Aufsätze von Schäfer über ein
Relief aus der Reformationszeit von El-Amarna, sowie von Albert
Grünwedel über Indische Albums und ihre Bedeutung für die
Ethagraphie und Archäologie.

*

Der Kustos am Museum für Völkerkunde in Berlin Professor
Dr. H. Schmidt wurde zum unbesoldeten außerordentlichen
Professor der philosophischen Fakultät der Berliner Universität
ernannt.

*

Das Berliner Kupferstichkabinett erwarb Ra-
dierungen und Lithographien folgender moderner Künstler: Ahlers-
Hestemann, Beckmann, Corinth, Gaul, E M. Geyger, Heckei,
Kirchner, Käthe Kollwitz, Lehmbruck, Liebermann, O. Müller,
F. Nölken, Nolde, Slevogt und Thoma.

*

Die von Dr. James Simon in Berlin den Staatlichen Museen
zum Geschenk gemachte Sammlung von deutschen und nieder-
ländischen Skulpturen (350 Nummern) ist jetzt im Kaiser Friedrich-
Museum ausgestellt. Diese Sammlung wird seinerzeit im Neubau
auf der Museeumsinsel ihre Aufstellung finden.

Die frage des

Pa(ats im Dresdner Großen Garten.

In Ergänzung des im 2. Maiheft des „Kunstwanderers“ ver-
öffentlichten Artikels über die Gefähidung der Altertumssammlung
im Dresdner Großen Garten, sendet uns der Direktor der Dresdner
Gemäldegalerie Dr. Hans Posse zwei Artikel, in denen er diese
Frage ausführlich behandelt. Zum Schlüsse des ersten von den
beiden im Dresdner Anzeiger erschienenen Artikel sagt Posse:
„Es wäre sehr kurzsichtig, wenn man die Bedeutung der für die
Landesgeschichte so wichtigen Sammlung des Altertumsvereins
unterschätzte. Ihre zukünftige Unterbringung aber sollte nicht
die Durchführung eines Planes hindern, durch den Dresden ein
neuer Anziehungspunkt gesichert werden könnte. Wenn man nur
allerseits den guten Willen hat, so stehen auch für den Altertums-
verein andere geeignete Räume zur Verfügung, geeignetere jeden-
falls als die jetzigen, und zwar z. B. in der Albrechtsburg
in Meißen, die auch als Bau einen angemesseneren Rahmen
für die Sammlung und zugleich eine sichere Gewähr für den
öffentlichen Besuch bieten würde. Schon vor Jahren hat Geh.
Rat G u r 1 i 11 selbst diesem vernünftigeren Plan das Wort geredet,
den auszuführen es gerade jetzt an der Zeit wäre.“

Gurlitt nahm kurz nachher gegen Posses Plan Stellung. Sein
Haupteinwand stützt sich, schreibt Direktor Dr. Posse, „auf die
Annahme, daß es von mir auf eine „stilvolle Einrichtung“ des
Gebäudes im Sinne der verflossenen Ritterburgenromantik abge-
sehen sei. Ich muß dieser Auffassung widersprechen. Ich habe
mich für Schaffung eines „Museums des 18. Jahrhunderts“ als
eines noch fehlenden Denkmals der Blütezeit Sachsens eingesetzt.
Es handelt sich gar nicht um die Einrichtung „stilvoller Barock-

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