Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI issue:
1. Juniheft
DOI article:
Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0390

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
wohnräume“, sondern um die Einrichtung eines Museums, und
mit entsprechenderem und anziehenderem Sammlungsinhait als
ihn zurzeit das Gebäude beherbergt. Von Stilfexerei wäre viel
eher zu sprechen, wenn man sich auf die ursprüngliche Verwen-
dung des Baues als „Festraum, in dem man nicht wohnte, sondern
sich versammelte“, versteifen und damit durchaus eine ent-
sprechende Verwendung begründen wollte. Jedenfalls wird man
es weder mit Stil-, noch mit künstlerischen Gründen rechtfertigen
dürfen, daß ein wertvolles Bauwerk wie dieses Palais keiner
größeren Pflege als bisher und keiner Beheizung, keiner Trocken-
legung zu seiner Erhaltung bedürfe. Zum mindesten aber ist der
Standpunkt, daß der jetzige Zustand gut und schön und nicht
verbesserungsbedürftig sei, gegenüber dem neuen Plan, das Ge-
bäude einer geeigneteren und wertvolleren Bestimmung zuzuführen,
weder historisch richtiger noch künstlerisch befriedigender oder
dem modernen Geiste gemäßer. Sicher ist dieser Plan gar nicht
so unsinnig, wie es nach den Ausführungen Geheimrat Gurlitts
den Anschein hat. Denn schon seit Jahrzehnten ist immer wieder
der Gedanke einer bedeutsameren Verwendung des Palais als
Sammlungsgebäude aufgetaucht, und vor kurzem erst hat sich
Herr Geheimrat Georg Treu im Dresdner Anzeiger ausführlich in
ähnlichem Sinne ausgesprochen. Ob und wann er zur Durch-
führung gelangen kann, ist eine reine Frage der Geldmittel, über
die Staat und Volkskammer entscheiden müssen.

Zur Frage einer zukünftigen Unterbringung der Sammlung
des Altertumsvereins sei mir noch eine kurze Bemerkung gestattet.
Ich gebe zu, daß es noch bessere Lösungen gibt als die Unter-
bringung der Sammlung auf der Albrechtsburg, obgleich diese
sich gerade zur Aufstellung von Skulpturen gut eignet, während
die Räume mit ihren mit Malereien gezierten Wänden für die
Zwecke der Gemäldegalerie nicht ernstlich in Betracht kommen
können. Die beste Lösung wäre immer noch die einer Aufteilung
der Sammlung beziehungsweise einer teilweisen Rückgabe der
Gegenstände an ihre ursprünglichen Besitzer. Wird doch auf
allen Denkmalpflegetagen, zu deren Führern Geheimrat Gurlitt
ja gehört, immer und immer wieder die Forderung erhoben: Man
lasse jedes Kunstwerk an dem Orte, für den es einst geschaffen
worden ist, oder bringe es wieder an diese Stelle zurück. Und
das ist in vielen Fällen durchaus möglich. Denn dank der Tätig-
keit der staatlichen Denkmalpflege und der durch sie verbreiteten
Aufklärung bestehen heute kaum irgendwo noch ernstliche Ge-
fahren für den alten Kunstbesitz. Der Hauptteil der Sammlung
aber müßte an die Dresdner Kunstsammlungen verteilt werden,
vor allem an die Skulpturensammlung, der dadurch ein reicher
und wertvoller Grundstock der frühen deutschen Bildhauerei in
den Schoß fiele, und die die Möglichkeit hätte, diesen wahren
Schatz für Sachsen in sachgemäßerer und wirkungsvollerer Weise,
als dies jetzt der Fall ist, zur Vorführung zu bringen.“

Die leipEiget’

£ntiüut?fsz und jvtodedmeffe.

Aus Leipzig wird uns geschrieben: Mit der diesjährigen
Leipziger Herbstmesse wird wieder eine Entwurfs- und
Modellmesse verbunden sein. Das Ziel dieser Messe ist
die Qualitätssteigerung unser industriellen
Arbeit. Soeben versendet das Meßamt an die deutsche Künstler-
schaft die Einladung zur Teilnahme an der Entwurfs- und Modell-
messe. Besonders erwünscht sind Entwürfe für Metallwaren, wie
Tafelaufsätze, Eßbestecke, Leuchter usw., kleinplastische Modelle,
Entwürfe für Schmuck jeder Art, Keramik, Glaswaren, Möbel- und
Textilarbeiten. Die Entwurfs- und Modellmesse gibt den Künstlern
die beste Gelegenheit, mit den Fabrikanten in Beziehung zu
treten. Für deutsche und österreichische Künstler ist die Aus-
stellung gebührenfrei. Die Arbeiten unterliegen der Prüfung durch
die Ortsausschüsse und dem Hauptaufnahmeauschuß Leipzig und
müssen bis zum 10. Juli den Ortsausschüssen übersandt sein. Eine
rege Beteilung der Künstler liegt im Interesse der dringend er-
wünschten Qualitätssteigerung unserer industriellen Arbeit.

St.

Aus dem Pacifee Kunftleberu

Über die neuesten Ereignisse des Pariser Kunstlebens wird
uns von unserm dortigen Korrespondenten geschrieben:

In der großen AusstellungderSocidtd nationale
finden sich einige Sondergruppen zum Gedächtnis an Puvis de
Chavannes, Roll, Cazin, Carriere, Stevens. Nun findet im Figaro
vom 31. Mai 1920 der Kunstschriftsteller und Konservator des
Museums von Compiegne mit Recht, auch einem so mit den
Anfängen der Gesellschaft und mit der eigentlichsten franzö-
sischen Malerei verbundenen Künstler wie James Mac Neill
Whistler würde eine solche Ehrung gebührt haben. Er holt sie
literarisch nach, und Liebhaber dieses eigenartigen Menschen
und Malers werden mit Gewinn zu dieser Studie greifen.

*

Die Geschichte der in New York versteigerten und von
französischen Kennern als falsch bezeichneten etwa 130 Pastelle
und Zeichnungen Auguste R e n o i r ’ s scheint sich dahin auf-
zuklären, daß ein französischer Maler namens Luden Mignon sie
als sein ihm widerrechtlich entwundenes Eigentum hinstellt.
Das Nähere findet sich im Bulletin de la Vie artistique vom
15. März, 15. Mai, 1. Juni 1920.

*

In Paris erscheint eine neue Kunstzeitschrift unter der
Leitung des Kritikers Louis Vauxcelles. Sie trägt den
Namen „L’Amour de l’Art“.

*

Auktionen: Auktion Fürst 0 r I o f f:

95 Zeichnungen des Tiepolo. 851 150 Frs.

Darunter:

„Eine Verkündung“ . . . .. 20 000 „

„Engel, der Hagar eischeiaend“ .... •. 28500 „

Das danach ausgeführte Gemälde. 36100 „

Eine Madonna mit Engeln und Heiligen. 27 000 „

Das Gesamtergebnis betrug für diese Sammlung Frs. 1 789 190. —

Einzelergebnisse der Auktion Beurdeley in der Galerie

Petit:

Chassdriau, „Venus Anadyomene“. 31 000 Frs.

Daubigny, „Bords de l’Oise“. 55 000 „

Courbet, „Ruisseau“. 29 000 „

Delacroix, „Duc de Bourgognc“. 25 250 „

Ingres, „Odyssde“. 41 000 „

Das Gesamtergebnis betiug für diese Sammlung Frs. 1 141515.—

Die Versteigerung der Sammlung Sigismond B a r d a c
hat erstaunliche Ergebnisse gezeitigt. Die Meister zweiten
Ranges der französischen Rokokozeit namentlich erzielten außer-

ordentlich hohe Preise.

Einzelergebnisse:

Quentin de la Tour, „Mme Rouilld de l’Etang“ . . . 365 000 Frs.
1897 hatte dasselbe Werk 31 500 Frs. ergeben.

Hubert Robert, Le Vieux Pont“. 265 000 „

Hubert Robert, „Les Lavandieres“. 101 000 „

Schall, Le Lever“ „le Coucher“. 74 000 „

Schall, „La Feinte Resistance“. 162 000 „

Schall, „La Jolie Visiteuse“. 153 000 „

Frangois Boucher, „Le Sommeil de Diane“. 80 200 „

Chardin, „Portrait de Bachelier“. 20 500 „

Lawrence, „Tete de jeune femme“.116 5C0 „

Fragonard, „Allde ombreuse“, Zeichnung. 143 600 „

Watteau, Handstudien. 39 100 „

Gesamtergebnis Frs. 3 757 755.—

Stattliche Preise brachte auch die Auktion Cahen
d’Anvers. (14. Mai).

Delacroix, „Pieta“. 17 200 Frs.

Claude Monet, „Aiguille d’Etretat“. 79 000 „

Corot, Bergland. 14100 „

Moreau, „Jeune homme et la mort. 81 000 „

6 Wandtapeten dieser Sammlung, ferraresische Ar-
beiten des 16. Jahrhunderts in Gold und Silber
auf Seide brachten nicht weniger als. 971 000 „

386
 
Annotationen