Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI issue:
1. Juniheft
DOI article:
Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Die Frage des Palais im Dresdner Großen Garten / Die Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Aus dem Pariser Kunstleben / Vom holländischen Kunstmarkt / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Richard Wagner-Ausstellung in Leipzig / Ein Lehrstuhl für nordische Kunstgeschichte in Stockholm / Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei / Die Not der Bibliotheken / Der Reichskunstwart über Kunststeuer und Kulturpolitik
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0388

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
trätriert. Er ist aber, seinem Können nach, nicht das, was man
bei uns einen „Salonporträtisten“ nennnt. Seine Bildnismalerei
hat, abgesehen von ihrer virtuosen Technik, Tonigkeit. Sauter
zielt, wie seine Porträts von Ludwig Borchardt, Siegfried Ochs,
Carl Nicolai u. a. zeigen, nach Zusammenfassung aller Farben-
elemente im Gesichtsausdruck. Daß er in seinen „Frauen“ auch
das Kostümliche malerisch abstuft, macht diese Bildnisse reiz-
voller. Ein Pastell (Frauenbildnis) das da hängt, ist so überzart,
wie der zarteste Klimt.

*

Bei Edmund Meyer sieht man eine künstlerisch wertvolle
Kollektion von handgebundenen Büchern. Die meisten dieser
Einbände stammen von Paul Kersten, der, ein Meister der
Berliner Buchbinderkunst, sich hier in entzückenden Einfällen aus-
lebt. Zu den apartesten Stücken möchten wir den „Koran“ aus
dem Brandus-Verlag zählen, den „Faust“ aus dem Hyperion-Ver-
lag, den „Hafis“ von Diederichs. Die farbigen Motive, die Ker-
sten entwirft, harmonieren wundervoll mit dem Ton des Leders.

Bautzen.

Im Kunstverein Bautzen stellt Paul H ö f e r Radierungen
und Zeichnungen aus.

Dcesden.

In der Galerie Ernst A r n o I d wurde soeben eine große
Aquarell-Ausstellung Dresdner Künstler eröffnet.
An hundert Künstler beteiligen sich an dieser Veranstaltung, für
die ein wirksames Plakat von Otto Lange wirbt. Die Ausstellungs-
leitung ließ alle prinzipiellen und theoretischen Fragen über Kunst-
anschauungen beiseite und ging mehr aus wirtschaftlichen Gründen
vor, um jenem Teil der Künstlerschaft, der in bedrängter Lage ist,
fördernd zur Seite zu stehen.

Düfleldorf.

Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen veran-
staltet zu Ehren des hervorragenden Landschafters Gregor v.
Bochmann, der seinen 70. Geburtstag feiert, eine Kollektiv-
ausstellung seiner Werke. Neben Gebhardt ist Bochmann der
geschätzteste Vertreter der Düsseldorfer Malerei. Zahlreiche Ga-
lerien besitzen Werke seiner Kunst.

fcanKfuta- Jvt.

In der Galerie Schneider findet während des Monats
Juni eine Sonderausstellung der Gruppe „DieVertriebenen*
statt. Sie umfaßt Ölgemälde, Aquarellle und Zeichnungen der
aus Straßburg vertriebenen Künstler Hans Jacoby, O. Ellee,
Hans Scheil, Gaston Mayaux, Lothar von Seebach und K. Lupus.

Köln.

Bei Goyert ist das gesamte Graphik-Werk von Lovis
Corinth ausgestellt. Es sind zahlreiche, seltene vergriffene
Blätter darunter. Unter den neuesten Publikationen des Hauses
befinden sich 2 Mappenwerke „Der Rhein“ und „Köln“, mit Ra-
dierungen von Paul Prött.

jYlüneben.

Bei Thannhauser werden Bilder und Zeichnungen von
Hans Sutter gezeigt, der als kaum Dreißigjähriger gefallen ist.

*

In der Galerie Caspar! stellt der Berliner Cäsar Klein
Kollektive aus.

Livre d’heures d’un
membre de Ia
famille da Coste

Martin Breslauer,
Berlin

Kunffaukttoneru

Aacfoeru

Die Kunstauktionen 91 und 92, die von Anton Creutzer,
vorm. M. Lempertz G. m b. H., Aachen, für den 22. Juni ange-
kündigt waren, finden wegen technischer Schwierigkeiten erst
vom 14. bis 16 Juli statt. Zum Ausgebot kommen in diesen Ver-
steigerungen bei Creutzer die Gemälde Sammlung des f Dombau-
meisters Vinc. Statz-Cöln und die Antiquitäten des Hofphoto-
graphen W. Ballizary-Cleve.

Bettltru

Am 29. und 30. Juni finden bei Karl Ernst Henrici zwei
große Versteigerungen statt. Die erste (LIX) enthält eine große
Bildersammlung, darunter eine reiche Anzahl holländischer Meister
aus dem 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 18 Jahrhunderts.
Die Darstellung eines Volksfestes von Sebastian Vrancx, aus dem
Jahre 1634 ist besonders zu nennen. Ferner finden sich hier die
Namen folgender Holländer: Berchem, J. van Goor, Keirincx,
Salomon Koningk, Marseus, Jan Martsen, Mirou, Stoop, Mozes
van Uijtenbroech, van der Venne, Sebastian Vrancx, Gius Zais
und andere. Daneben fallen zwei Bilder von Pesne auf sowie
Werke von Phil. Hackert, Joh. Kupetzky, Davis Ledere und seinem
Sohn Jacob Friedrich Ledere, Alexandro Magnasco, Georg Des-
marees, Pannini, Ridinger, Melchior Roos, Schenau, Christ,
Stöcklin und Joh. Friedr. Aug. Tischbein. Den Schluß bilden
Handzeichnungen, dabei hervorragende Stücke des 16. und 17. Jahr-
hunderts, darunter sind die Namen: Barbieri, Bosio, Boucher,
Correggio, Le Prince, zwei Rafael zugeschriebene Federzeich-
nungen, Joh. Heinr. Wilh. Tischbein, Leonardo da Vinci u. a. mehr.

Die zweite von diesen Versteigerungen bei Henrici (LX)
bringt Kupferstiche des 18. Jahrhunderts, darunter eine große
Anzahl erstklassiger Farbstiche (Morland usw) Illustrierte Kata-
loge orientieren über diese beiden Sammlungen.

*

In der am 20. Mai beendigten Auktion Alter Gemälde und
Antiquiläten bei Lepke erreichte „Abrahams Opfer“ von Gerard
Seghers 11 000 Mk., eine „Bürgerwehrversammlung in Dordrecht“
von B. van der Heist 16 200 Mk., ein Gebirgsblld auf Holz von
Jodicas de Momper 12 600 Mk., ein Antonis Palamedesz (Interieur
mit Damen und Kavalieren) 8300 Mk. Für einen kleinen Cranach
(Luther und Katharina von Bora) gab Paul Cassirer 34 000 Mk.
Bemerkenswert waren dann die Preise für die Gläser der Kollek-
tion, unter denen die alten Humpen hoch bezahlt worden sind.
Nr. 233, Deutscher Humpen (1637) erzielte 7000 Mk.; Nr. 240,
Kurfürstenhumpen 3700 Mk,; Nr. 242, Kurfürstenhumpen 4650 Mk.;
Nr. 243, Kurfürstenhumpen 6700 Mk.; Nr. 249, der Reichsadler-
humpen brachte 12 300 Mk.; Nr. 259, der Große Römer (rheinisch
um 1600) 15 000 Mk.; Nr. 260, der Große Pokal (von 1592)
17 500 M. Von den Porzellanen kam Nr. 418, Altmeißener Rokoko-
Uhr auf 15 200 Mk.; Nr. 419, Altmeißener Deckelhumpen auf
8500 Mk.; Nr. 420, Altmeißener Deckelterrine (aus dem Vrian-
service) 4700 Mk.; Nr. 421, Große Bayreuther Deckelterrine auf
3300 Mk.

Jiambut?g.

Zum Abschluß der Frühjahrssaison sind in Hamburg noch
drei große Kunstauktionen veranstaltet worden. Die quantitativ
umfangreichste machte die Firma Sigmund Rosen baum in der
großen Halle des Zoologischen Gartens, wo in drei Tagen Uber
2000 Nummern ausgeboten wurden, darunter allein fast 150 Orient-
teppiche. Die stark weichenden und inzwischen noch mehr ge-
fallenen Preise machten sich bereits auffallend bemerkbar, denn
Qualitätsstücke (an Bildern A. von Keller und Skarbina fanden
z. B. keine Käufer) sowohl Gemälde, wie auch hochwertige
Bronzen und antike Porzellane wurden verhältnismäßig besonders
schlecht bezahlt. Die billigen Preise schufen für mittlere und
kleinere Händler ein wahres Einkaufsparadies.

Qualitativ am höchsten stand die graphische Auktion bei
Commeter, die aber auch nur dadurch einigermaßen abschnitt,

384
 
Annotationen