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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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1. Dezemberheft
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Wölfflin, Heinrich: Dürer und Cima da Conegliano
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Friedländer, Max J.: Die Ergebnisse der Auktion Davidsohn: der zweite Teil der berühmten Kupferstichsammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0146
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Rudolf Burckhardt setzt das Gemälde Cimas in dessen
dritte Periode (1504—1510), was sich gut mit dem be-
haupteten Tatbestand verträgt1). Die Frage aber, ob
nicht eher Cima der Nachahmer und Dilrer der Anreger
gewesen sei, wird niemand stellen.

Die Jahreszahl 1508 auf der Zeichnung ist nun frei-
lich eine etwas spätere als wir sie erwarten, denn Dürer
war damals nicht mehr in Venedig. Aber es ist ja gut
denkbar, daß das Blatt in Nürnberg nach einer (wahr-
scheinlich mit Cima genauer übereinstimmenden) älteren
Zeichnung gemacht worden ist. Und in der Tat ist die
Technik nicht mehr die breite, die wir aus den vene-
zianischen Pinselzeichnungen kennen, sondern eine spitzi-
gere wie sie nachher in Deutschland sich ausbildet und
aus einer Reihe berühmter Studien zum Heller-Altar be-

') Rudolf Burckhardt, Cima da Conegliano 1905, S. 118. Die
Maße des Bildes sind dort mit 25X19 cm angegeben, also genau
die gleiche Größe wie bei Dürer (der Ueberschuß der Höhe bei
ihm erklärt sich aus der Zufügung einer unteren Leiste).

kannt ist. Darin also läge keine Schwierigkeit. Aber ist
die Bezeichnung überhaupt echt und ist das Blatt ein
Original? Die Form des Monogramms ist verdächtig.
Indessen auch auf einer echten Zeichnung kann sich
ein falsches Monogramm finden. Um diese selbst zu
beurteilen, muß man in Anschlag bringen, daß sie stark
verrieben und stellenweise ergänzt ist (größere grobe Er-
gänzungen am Hals, im Stirn-Wangen-Scha ten, an den
Augen, namentlich am rechten). Aber freilich ist zuzu-
geben, daß das Blatt auch abgesehen von diesen Schä-
den nicht ganz die unmittelbar überzeugende Freiheit und
Leichtigkeit des Düreisehen Striches besitzt. Was Dürer
mit langen durchlaufenden Linien modelliert, ist zerlegt
in einzelne Lagen, es kommen Stockungen und Unregel-
mäßigkeiten in der Strichführung vor, kurzum, es läßt
sich wohl begreifen, daß Lippmann das Stück nicht an-
erkannt hat. Ueber das Papier wird sich erst etwas
sagen lassen, wenn die Zeichnung einmal freigelegt
wird. Jetzt sieht es so aus als ob auf einen Karton
gezeichnet worden wäre.

Die Segebniffe dev Auktion Daoidfobn

Der? zweite Veit dev becübmtcn Kupferfficbfemmlung

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Geheinrrat Dr. Max J. Friedländer, der Direktor der
Gemäldegaletie und des Kupferstichkabinetts in Berlin,
hatte die große Freundlichkeit, für den „Kunstwanderer“
auch das Referat über die zweite Auktion Davidsohn
(bei Boerner, Leipzig zu übernehmen. Der Berliner
Kenner, dessen Bericht über den ersten Teil der Samm-
lung Davidsohn im I. Maiheft des ..„Kunstwanderers“
(1920) erschienen ist, schreibt uns über diese große
Versteigerung:

Jie zweite Auktion der Kupferstichsammlung Paul
Davidsohns ging bei C. G Boerner in Leipzig glatt
vonstatten. ln 5 Tagen (22.-26. November) wurden
2197 Blätter verkauft, ohne daß die Teilnahme merklich
nachließ. Dieser Teil umfaßte die Buchstaben G bis Ra,
und der Zufall des Alphabets brachte es mit sich, daß
so aufregende Höhenpunkte wie bei der ersten Verstei-
gerung nicht zu verzeichnen sind. Die hervorstechenden
Meister, auf die sich das Interesse konzentrierte, waren
Lucas van Leyden, Andrea Mantegna und Adriaen van
Ostade. Die Auktion war gut besucht und die Kauflust
kaum geringer als im Frühjahr. Wieder kämpften die
drei Kupferstichkabinette München, Dresden und Berlin
einigermaßen erfolgreich gegen das durch die Währungs-
verhältnisse überlegene Ausland. Einige deutsche Privat-
sammler kauften mit wählerischem Geschmack. Das
Ausland war sichtbarlich vertreten durch die erste Lon-
doner Firma (Colnaghi Obach & Co), durch einen Händler
aus Amsterdam, der auch die Aufträge für das Ryks-
museum erledigte, durch den Direktor des Kupferstich-
kabinetts in Kopenhagen und durch einen deutschen,
jetzt in der Schweiz tätigen Kunsthändler. Die Preise

hielten sich im Ganzen auf der in der jüngsten Zeit er-
reichten Höhe. Auf dem Gebiet der holländischen Radie-
rungen und der französischen Porträtstiche machte sich
ein Abnehmen des Interesses bemerkbar, während alles
„Primitive“ und ganz besonders deutsche Holzschnitte des
16. Jahrhunderts über Erwarten gut bezahlt wurden.
Die besondere Liebhaberei Davidsohns ist dem Werk
OTades zugewandt gewesen. Wohl niemals ist eine so
reiche Zahl ausgezeichneter Drucke von diesem Meister
öfientlich verkauft worden. Der mit höchster Gewissen-
haftigkeit redigierte Auktionskatalog bringt in der Fest-
stellung der oft schwer erkennbaren „Zustände“ der
Radierungen Ostades wichtige Ergänzungen zu den bisher
benutzten Verzeichnissen, ln Anbetracht der außerordent-
lichen Qualität dieser Blätter und natürlich mit Berück-
sichtigung der „Valuta“ waren die Preise hier angemessen,
keineswegs sensationell. Bei dem großen Werk Wenzel
Hollar beteiligte sich erfolgreich das Museum in Prag,
das sich seit langer Zeit bemüht, eine vollständige Reihe
der Arbeiten dieses äußerst fruchtbaren Radierers zu-
sammenzubringen.

Im Folgenden notiere ich die wichtigsten Nummern
mit den Preisen:

3t Claude Lorrain, Die Erscheinung. 2 050

34 Der Tanz am Ufer. 4 200

36 Der Rinderhirt. 7ggo

38 Der Hafen. 2 600

41 Die Holzbiücke. 2 400

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