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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

DOI Heft:
1. Novemberheft
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Gronau, Georg: Das Bildnis des Lorenzo Cybò von Parmigianino
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0125
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HerausQßber: Adolph DonatP

7ahrgang iQzl

1. Novßmberheft

Das Bttdnis des tot?enEO Cybö oon Pacmtgiantno

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\\/enn ic^ f°tgencten ein bedeutendes Bildnis aus
" ’ der besten Zeit der Hochrenaissance, das Werk
eines Meisters, dem man wenigstens als Porträtmaler
eine führende Stellung niemals wird streitig machen
können, veröffentliche, so geschieht dies mit dem
Bewußtsein, damit den wirklich kundigen kein Ineditum
anzubieten. Wurde es doch schon vor einer Reihe von
Jahren in dem schönen Buche publiziert, das Mario Krohn
den italienischen Bildern in Dänemark gewidmet hat
(Kopenhagen 1910, S. 101).

Aus zwei Gründen habe ich dennoch das Porträt
von Parmigianino mitteilen wollen. Zunächst und haupt-
sächlich, weil ich dadurch eine Unterlassungssünde
wieder gut machen möchte. Als ich vor etwa vierzehn
Jahren in der von mir zusammen mit A. Gottschewski
bearbeiteten deutschen Ausgabe des Vasari die Biographie
des Meisters von Parma übersetzte und kommentierte,
schrieb ich zu der Stelle, in der der Aretiner das Porträt
des Lorenzo Cibö, Hauptmanns der päpstlichen Garde,
rühmend bespricht, die Fußnote, daß es „mit keinem der
Porträts von Parmigianino bestimmt zu identifizieren sei.“
Hätte ich mich damals sorgfältiger umgetan, so wäre mir
nicht entgangen, daß in dem trefflichen Katalog der
Kopenhagener Galerie von Karl Madsen das gesuchte
Bild beschrieben ist (Kopenhagen 1904, Nr. 203).

Indem ich jetzt in der umfangreichen Monographie,
die Frau Dr. Fröhlich-Bum in Wien dem Meister gewidmet
hat (Kunstverlag Anton Schroll 1921), das Kopenhagener
Bild abermals nicht vermerkt finde, scheint es mir immer-
hin nicht völlig zwecklos, einen weiteren Kreis mit einer
Wiedergabe bekannt zu machen und darauf hinzuweisen,
daß das Porträt durchaus nicht verschollen ist, sich

vielmehr in einer öffentlichen Galerie von Rang befindet,
die nur deswenigen weniger bekannt ist, weil sie zu den
relativ entlegenen gehört.

Nicht nur entspricht das überaus stattliche Bildnis,
ein Repräsentativporträt im besten Sinne des Wortes,
der Vorstellung, die Vasari’s kurze Besprechung erweckt;
zum Glück liest man vorn an einem sichtbar gemachten
Stückchen der Brtistung eine Inschrift in klassischer Form,
die Namen und Titel des Dargestellten und das Ent-
stehungsjahr gibt: LAVRENTIVS CYBO MARCHIO
MASS/E ATQVE COMES FERENTILLI ANNO M.D. XXIII.

Die Wiedergabe, deren Vorlage ich der Güte von
Direktor Madsen zu verdanken habe, macht eine Be-
schreibung überflüssig. Man wird die sehr bewußte
Anordnung der eleganten Erscheinung beachten; der
Künstler wußte sein Modell genau so aufzufassen, wie
es dem selbstbewußten Manne am meisten schmeicheln
mochte. In breitester Frontalität wird das vornehme
Modell dem Beschauer gezeigt, mit der Linken am leichten
Degen; die Rechte faßt das Paradeschwert kokett und
spielerisch, das ein junger Knabe, für einen Knappen zu
jung (denn dieses lichtblonde Kind ist offenbar kein
Jung Siegfried), mit Anstrengung zu ihm heraufhebt.
Die elegante und kostbare Kleidung ist mehr die
eines Hofmannes als eines Soldaten. Eine dicht belaubte
Orangenhecke bildet wirkungsvolle Folie für den Kopf.

Die Geschichte des Bildes ist in weiten Partien
ungeklärt. Festzustellen ist nur, daß es sich in der
Sammlung des Kardinals Valenti befand, die im Jahre
1703 in Amsterdam versteigert wurde. Bei dieser
Gelegenheit wurde eine stattliche Zahl italienischer Bilder
fiir die Königlich dänische Sammlung erworben (durch

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