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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Aprilheft
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Glück, Gustav: Ein neugefundenes Gemälde Dürers
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0241
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Hofrat ,Dr. Gustav Glück, der Direktor der Gemälde-
galerie des Kunsthistorischen Museums in Wien, publi-
ziert he,ute ,auf die Bitte des „Kunstwanderers“ den von
ihm f'ür die Wiener Galerie erworbenen Dürer.

|er bisher bekannten Reihe von Werken Albrecht
Dürers konnten iin Laufe der letzten Jahrzehnte,
wenn man von rein hypothetischen Zuschreibungen ab-
sieht, nur sehr wenige Gemälde mit volier Sicherheit

iinks ist nur untermalt und auch dem Fleische des Halses
und der Brust fehlen wohl die letzten Lasuren —, dabei
aber von ganz ausgezeichneter, fast völlig unberührter
Lrhaltung, ist das kleine Werk von einer unvergieich-
lichen Frische und Lebendigkeit des Ausdrucks und
der Empfindung. Vom rein malerischen Standpunkte
gehört es — bei durchgängiger Sorgfalt der Zeicli-
nung — zu dem schönsten, was Dürer geschaffen hat.

Dürer

Weibliclies Bildnis
1505

Gemäldegalerie des
Kunsthtstorischen
Museums in Wien

hinzugefügt werden. Unter diesen scheint uns das weib-
liche Bildnis, das vor kurzem dauk besonders glück-
lichen Umständen für die Gemäldegaierie im Kunsthi-
storischen Museum zu Wien erworben und damit auf
deutschem Boden festgehalten werden konnte, sowohl
dem künstlerischen Werte, als auch der kunstgeschicht-
lichen Bedeutung nach den ersten Rang zu vcrdienen.
D'ie kleine Tafel zeigt, von tief schwarzem Grunde sich
abhebend. das Brustbild eines jungen Mädchens’ mit in-
teressanten, eiunehmenden und reizvollen Zügen, gold-
blonden Locken, dunkeln Augen und sinnlich bewegtem
Munde, in einem viereckig ausgeselmittenen, mit Goid
besticktem, karminroten Kleide mit tiefgrünen Mäsch-
chen, am freien Halse einen Schmuck aus kleinen Perlen
und Glaspasten. Nicht ganz vollendet — das Mäschchen

Mit seiner klaren, glänzenden Färbung strahlt es wie
ein Juwel dem Beschauer entgegen.

Das Bild trägt in der Mitte oben auf dem schwarzen
Grunde das bekannte Monogramm des Künstiers nebst
der Jahreszahl 1505. Es ist ein Jahr, aus dem uns sonst
kein anderes Gemälde des Meisters bekannt geworden
ist. Da die Dargestellte der Tracht nach olme jeden
Zweifel eine Venezianerin ist, muß die Entstehung des
unschätzbaren Werkes auf italienischem Boden ange-
nommen werden: es gehört zu den ersten Arbeiten, die
Dürer auf seiner zweiten italienischen Reise, die er im
Herbste 1505 angetreten hatte, in Venedig geschaffen
hat. Obwohl es die Reihe der hier gemalten Porträts
eröffnet, zu denen die beiden weiblichen des Berliner
Museums (das zweite von 1507) und die drei mätmlichen

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