nen wir in der Übertragung auf die Bildbetrachtung
endlich jenes mikroskopartige Instrument, das uns er-
laubt, Hintergründigkeiten besonderer Art auf Ur-
sprung und Quelle zurückzuleiten.
Bedenkt man ferner auch die vielfachen Irrtümer,
denen das Kunsturteil von jeher ausgesetzt war und
noch ist, wie oft man durch Neuheit, vermeintliche
Originalität geblendet wurde, so ergibt sich hier als
folgerichtiger Vorschlag, d ieGra pliologie.als legitimierte
notwendige Hilfswissenschaft für die in den uferlosen
Regionen des Gefühls schwimmende Ästhetik zu ver-
wenden. Es wird z. B. nicht unverdächtig sein, wenn
die Handschrift eines Künstlers gar nicht zu seinen
Bildern „paßt“. Schreiben ist unbewußtes Zeichnen,
heißt ein Leitsatz der Graphologen. So kann man mit
der Handschrift nicht gut bluffen, mit dem Bilde —
leider — ja! Deshalb sollte man auch, bevor man es
unternimmt, ein neues Genie zu protegieren, sich vor-
erst einmal seine Handschrift betrachten; man wäre
wahrscheinlich dann weniger Enttäuschungen auf die-
sem an Enttäuschungen allzu reichen Gebiete aus-
gesetzt.
Julius Schoppe
Die Mutter des
Künstlers,
Aus dem Buch von Kate Gläser „Das Bildnis im Berliner Biedermeier“
Rembrandt-Yerlag, Berlin
Johannah Elisabeth
Schoppe
geborene Schadow.
Privatbesitz, Berlin
endlich jenes mikroskopartige Instrument, das uns er-
laubt, Hintergründigkeiten besonderer Art auf Ur-
sprung und Quelle zurückzuleiten.
Bedenkt man ferner auch die vielfachen Irrtümer,
denen das Kunsturteil von jeher ausgesetzt war und
noch ist, wie oft man durch Neuheit, vermeintliche
Originalität geblendet wurde, so ergibt sich hier als
folgerichtiger Vorschlag, d ieGra pliologie.als legitimierte
notwendige Hilfswissenschaft für die in den uferlosen
Regionen des Gefühls schwimmende Ästhetik zu ver-
wenden. Es wird z. B. nicht unverdächtig sein, wenn
die Handschrift eines Künstlers gar nicht zu seinen
Bildern „paßt“. Schreiben ist unbewußtes Zeichnen,
heißt ein Leitsatz der Graphologen. So kann man mit
der Handschrift nicht gut bluffen, mit dem Bilde —
leider — ja! Deshalb sollte man auch, bevor man es
unternimmt, ein neues Genie zu protegieren, sich vor-
erst einmal seine Handschrift betrachten; man wäre
wahrscheinlich dann weniger Enttäuschungen auf die-
sem an Enttäuschungen allzu reichen Gebiete aus-
gesetzt.
Julius Schoppe
Die Mutter des
Künstlers,
Aus dem Buch von Kate Gläser „Das Bildnis im Berliner Biedermeier“
Rembrandt-Yerlag, Berlin
Johannah Elisabeth
Schoppe
geborene Schadow.
Privatbesitz, Berlin