oberslächlichen Kulturanstrich, der uns nicht natürlich, sondern un-, ja
widernatürlich ist. Und ein klein wenig hosfen wir, daß die gesteigerten
Kräste da sind, deren natürlicher Ausdruck einmal — wenn alles gut
geht — eine Kultur ergeben könnte.
Jn der Tat, wenn wir hosfen dürften, daß all diese unendliche
Häßlichkeit, Pedanterie, Gezwungenheit, Verschrobenheit, Kleinlichkeit,
diese Protzigkeit und Eitelkeit unserer Kultur nur dern entsprechen rnöchte,
was wir Norddeutschen bei einem noch nicht ganz ausgewachsenen Jungen
seine ^Schlaksigkeit^ nennen — wenn das wäre, so hätten wir Grund
zu hoffen und zu arbeiten, und dazu Grund, uns zu eilen mit der
Arbeit. Denn mindestens gefährlich ist unser Zustand, und es laufen
viele Menschen und auch ganze Völker auf Erden herum, die es nie zu
etwas Erquicklichem gebracht haben, weil sie den rechten Zeitpunkt ver-
säumten.
Unsere Hofsnung, daß wir noch keine Kultur haben, und Art und
Zustand unserer Unkultur möchte ich an unserem Begeisterungsstil
ausweisen.
q-
Wenn ein Mensch etwas mitzuteilen hat, so wird er es eindringlich
mitzuteilen suchen, damit es seinen Zweck erreicht. Es sei zum Beispiel
ein Vorgang. Jeder Vorgang ist in sich unendlich in seinen Beziehungen.
Jeder Schritt, der dabei vorgekommen ist, kann gezählt, jede Vewegung
gemessen, jeder Gedanke verzeichnet, jede Miene, jede Farbe, jeder Ton,
jeder Lufthauch kann berichtet werden. Man muß wählen und man
wählt ganz von selbst. Und da nun kommt es darauf an, daß das
gewählt wird, was den Eindruck des Gesamtvorgangs am besten weiter-
giebt, oder auch den Eindruck, den der Erzählende mit seinem Bericht
erwecken will. Manchmal — besonders wenn der Vorgang geistiger
Natur oder sonst sehr kompliziert ist, wird er am meisten plastisch, in-
dem man ihn sich in der Form eines ganz einfachen Naturvorgangs
vorstellt (Gleichnis). Manchmal ist die Bedeutung dessen, was man mit-
teilen will, so groß, oder wird als so groß empfunden, datz man, um
diesen Eindruck zu übermitteln, den Vorgang aus seinem Zusammenhang
loslösen muß, um ihn dann mit ähnlich bedeutenden Vorgängen zu-
sammenzustellen (Burenfrage — (8(5 — Nordamerikanischer Freiheits-
krieg). Manchmal bietet selbst ein verhältnismäßig einfacher Vorgang
ein Gesetz der Dinge in so starker Anschaulichkeit, daß man wie von
selbst daraus kommt, an ein grotzes weltgeschichtliches Beispiel desselben
Gesetzes zu erinnern (Es ging ihm wie Kepler). Auch kommt es immer-
hin vor oder kann vorkommen, daß ein bestimmter Eindruck schon ein-
mal so schlagkrästig gegeben worden ist, daß sich einem die Worte des
Dichters unwillkürlich auf die Zunge legen („Er wutzte nur die Geister
zu vergnügen. Drum ließen ihn die Leiber ohne Brot"). Alle diese
— wie soll man sagen? — Ergänzungen einfacher Rede haben ihren
Wert, wenn sie nötig sind, wenn sie einfacher sind als die einsache
Rede, den Eindruck auf eine schlagendere Weise geben, als die Mitteilung
ihn geben könnte, die vielleicht sehr umständlich werden müßte und
gerade dadurch ihr Ziel verfehlen würde.
Der Redner also, der etwas mitzuteilen wünscht, hat den Jnhalt
seiner Mitteilung vor sich und sucht nach dem einfachsten Ausdruck dafür.
Runstwart
widernatürlich ist. Und ein klein wenig hosfen wir, daß die gesteigerten
Kräste da sind, deren natürlicher Ausdruck einmal — wenn alles gut
geht — eine Kultur ergeben könnte.
Jn der Tat, wenn wir hosfen dürften, daß all diese unendliche
Häßlichkeit, Pedanterie, Gezwungenheit, Verschrobenheit, Kleinlichkeit,
diese Protzigkeit und Eitelkeit unserer Kultur nur dern entsprechen rnöchte,
was wir Norddeutschen bei einem noch nicht ganz ausgewachsenen Jungen
seine ^Schlaksigkeit^ nennen — wenn das wäre, so hätten wir Grund
zu hoffen und zu arbeiten, und dazu Grund, uns zu eilen mit der
Arbeit. Denn mindestens gefährlich ist unser Zustand, und es laufen
viele Menschen und auch ganze Völker auf Erden herum, die es nie zu
etwas Erquicklichem gebracht haben, weil sie den rechten Zeitpunkt ver-
säumten.
Unsere Hofsnung, daß wir noch keine Kultur haben, und Art und
Zustand unserer Unkultur möchte ich an unserem Begeisterungsstil
ausweisen.
q-
Wenn ein Mensch etwas mitzuteilen hat, so wird er es eindringlich
mitzuteilen suchen, damit es seinen Zweck erreicht. Es sei zum Beispiel
ein Vorgang. Jeder Vorgang ist in sich unendlich in seinen Beziehungen.
Jeder Schritt, der dabei vorgekommen ist, kann gezählt, jede Vewegung
gemessen, jeder Gedanke verzeichnet, jede Miene, jede Farbe, jeder Ton,
jeder Lufthauch kann berichtet werden. Man muß wählen und man
wählt ganz von selbst. Und da nun kommt es darauf an, daß das
gewählt wird, was den Eindruck des Gesamtvorgangs am besten weiter-
giebt, oder auch den Eindruck, den der Erzählende mit seinem Bericht
erwecken will. Manchmal — besonders wenn der Vorgang geistiger
Natur oder sonst sehr kompliziert ist, wird er am meisten plastisch, in-
dem man ihn sich in der Form eines ganz einfachen Naturvorgangs
vorstellt (Gleichnis). Manchmal ist die Bedeutung dessen, was man mit-
teilen will, so groß, oder wird als so groß empfunden, datz man, um
diesen Eindruck zu übermitteln, den Vorgang aus seinem Zusammenhang
loslösen muß, um ihn dann mit ähnlich bedeutenden Vorgängen zu-
sammenzustellen (Burenfrage — (8(5 — Nordamerikanischer Freiheits-
krieg). Manchmal bietet selbst ein verhältnismäßig einfacher Vorgang
ein Gesetz der Dinge in so starker Anschaulichkeit, daß man wie von
selbst daraus kommt, an ein grotzes weltgeschichtliches Beispiel desselben
Gesetzes zu erinnern (Es ging ihm wie Kepler). Auch kommt es immer-
hin vor oder kann vorkommen, daß ein bestimmter Eindruck schon ein-
mal so schlagkrästig gegeben worden ist, daß sich einem die Worte des
Dichters unwillkürlich auf die Zunge legen („Er wutzte nur die Geister
zu vergnügen. Drum ließen ihn die Leiber ohne Brot"). Alle diese
— wie soll man sagen? — Ergänzungen einfacher Rede haben ihren
Wert, wenn sie nötig sind, wenn sie einfacher sind als die einsache
Rede, den Eindruck auf eine schlagendere Weise geben, als die Mitteilung
ihn geben könnte, die vielleicht sehr umständlich werden müßte und
gerade dadurch ihr Ziel verfehlen würde.
Der Redner also, der etwas mitzuteilen wünscht, hat den Jnhalt
seiner Mitteilung vor sich und sucht nach dem einfachsten Ausdruck dafür.
Runstwart