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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 16,1.1902-1903

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Heft 8 (2. Januarheft 1903)
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Bonus, Arthur: Begeisterungsreden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7615#0582
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sind — man lese in dem wertvollen Kestellschen Bnche* jene letzte Er-
klärung in Vereeniging (S. 333—36) und vergleiche sie mit unsern
deutschen Begeisterungen. Jn Bereeniging sind Männer, die alle Tat-
sachen, auf welche sie sich stützen, selbst erlebt und in frischer Erinnerung
haben. Es geht für sie um einige sehr ernste Wirklichkeiten, ihre Ehre
und die Rechtheit ihrer Entscheidung für das ganze Volk.

„Diese Versammlung hat den Zustand unseres Landes und Volkes
ernftlich erwogen und hat fich vor allem durch folgende Tatsachen bc-
ftimmen lasfen:

Daß die von den englischen Militürüehörden eingeschlagene
Kriegspolitik zu einer völligen Verwüstung des Grundgebietes beider
Republiken, zum Niederbrennen der Wohnsitze und Dörfer, zur Vernich-
tung aller Epistenzmittel und zur Erschöpfung aller Hilfsmittel geführt
hat, welche für den Unterhalt unserer Familien, den Bestand unserer
Kriegsmacht und die Fortsetzung des Krieges notwendig sind.

„2. Daß die Wegführung unserer gefangenen Familien in die Kon-
zentrationslager zu einem unerhörten Zuftand von Leiden und Krank-
Heiten geführt hat, so daß in kurzer Zeit ungefähr 20000 unserer Lieben
dort gestorben find und die fürchterliche Ausficht besteht, daß bei Fort-
fetzung des Krieges unfer ganzes Geschlecht auf diese Weise aussterben
würde.

„3. Daß die Kaffernftümme innerhalb und außerhalb der Grenzen
beider Republiken fast alle bewaffnet sind und an dem Krieg gegen
uns teilnehmen und durch die Verübung von Mord- und allerhand
anderen Grcueltaten in vielen Distrikten einen unhaltbaren Zustand
geschaffen haben. So ist es noch unlängst im Vryheid-Distrikt geschehen,
daß 56 Buren auf einmal auf fcheußliche Weise ermordet und ver-
ftümmelt worden sind.

„H. Daß durch Proklamationen der Feinde, mit deren Ausführung
bereits begonnen worden ist, die noch kämpfenden Vürger mit Verlust
all ihrer beweglichen und unbeweglichen Habe und so mit vollstündigem
materiellen Unrergang bedroht sind.

„5. Daß es durch die Kriegsumstände für uns seit langem un-
möglich geworden ist, die vielen Tausende, die wir kriegsgefangen
machen, festzuhalten, und daß wir fo dem britischen Heere verhültnis-
mäßig wenig Schaden zufügen können, während die durch die britische
Heeresmacht gefangenen Bürger außer Landes gebracht werden; und
daß, nachdem der Krieg fast drei Jahre gedauert hat, nur noch ein
kleiner Teil von der Streitmacht übrig bleibt, mit der wir den Krieg
begonnen haben.

„6. Daß dieser kümpfende Ueberrest, der nur einen kleinen Teil
unseres Volkes ausmacht, gegen eine überwältigende Uebermacht des
Feindes zu kämpfen hat und sich außerdem in dem tatsüchlichen Zustand
von Hungersnot und Entbehrung der nötigsten Lebensbedürfnifse be-
findet, und daß wir trotz äußerster Anstrengung und Aufopferung von
allem, was uns lieb und teuer war, vernünftigerweise auf einen even-
tuellen Sieg nicht mehr rechnen können.

* „Jm Kampf um Südafrika. Präsident Stejn und die Freistaater im
Krieg mit England" her. v. A. Schowalter. München, I. F. Lehmann. Sehr an-
fchauliche Kriegsschilderungen eines Augenzeugen, der merkwürdig unbefangen ist.

Kunstwart
 
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