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Kunstwart und Kulturwart — 27,3.1914

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Heft 14 (2. Aprilheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14289#0161
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und neue Schönheiten. Auch die
technische Wiedergabe der leuchten--
den Blütenpracht und des frischen
Grüns stößt rnit den heutigen Mit-
teln farbenempfindlicher Platten ünd
Gelbscheiben auf keine Schwierig«
keiten. Im Anklang an japanische
Zeichenkünste wird der einzelne über-
hängende Blütenzweig als charakte«
ristischer Vordergrund für frühlings-
mäßige Landschaftsbilder gewählt.
Auch das reizvolle Lichterspiel der
Sonnenstrahlen, das sich unter weiß-
blühendeN) aber noch spärlich be-
laubten Obstbäumen findet, kehrt in
Vildnisaufnahmen und Schatten-
wirkungen wieder. Selbst die ein-
zelne Blüte oder Blattform haben
sich manche Liebhaberphotographen
zum Gegenstand ihrer Arbeiten ge-
wählt und Bilder von erlesenem Ge-
schmack geschaffen.

Wechselvoll und vielseitig wie
Wetter und Wandel der Batur sind
also gerade im Frühjahr auch die
photographischen Möglichkeiten, und
je nach eigner Gemütsstimmung und
Charakter wird man reiche Aus-
wahl finden. Gustav Kuhfahl

Zn Sachen des Spreewaldes

schreibt man uns, es sei zum Glück
nicht richtig, daß man den Spree-
wald entsumpfen und als Gemüse-
land ausnützen wolle.

Der Landstrich nämlich, der in
dem fraglichen Besiedelungsplan ins
Auge gefaßt worden ist, kann als
„Spreewald" kaum noch angespro-
chen werden. Es handelt sich um
ein Gelände oberhalb von Lübben
und abseits von der Spree und dem
eigentlichen Spreewalde, das seine
landschaftliche Urwüchsigkeit längst
verloren hat, da die lobesamen Lüb-
bener Bürger auf Grund früherer
Holzungsrechte jahrhundertelang da-
bei gewesen sind, den Wald nicht
nur zu roden, sondern auszu-
rotten. Ferner: das Gelände ist
nicht sumpfig, sondern meist hoch ge-

legen, und es ist von Flußarmen
gar nicht durchzogen, sondern nur
von einem einzigen, schnurgeraden
Kanal. Fremde kommen kaum in
diese Gegend, und wenn sie kämen,
so fänden sie wenig Freude, ja, nicht
einmal eine Herberge; denn es ist
noch kein findiger Kopf auf den Ge-
danken gekommen, in diese brandige
Wiesenwüstenei ein Gasthaus zu
bauen.

Der Plan ist dieser: die Regie-
rung wollte die 700 tzektar Land
besiedeln, sie wollte Wege und Was-
serläufe bauen, Ackerland und süß-
grasige Wiesen schaffen, letzten
Gndes ein neues Spreewalddorf her-
vorbringen. Sie wollte der Gegend
eben die landschaftliche und heimat-
liche Eigenart dessen aufprägen, was
sie jetzt nicht mehr ist: des Spree-
waldes.

Die Entstellungen in den Tages-
blättern stammen aus Lübbens
Schwesterstadt. Ich glaube nicht, daß
sie böswillig sind, aber sie zeigen
völlige Rnkenntnis der Sachlage.
Wenn der Plan der Regierung zu-
schanden werden sollte, so läge der
Grund dafür in dem Kleinmut der
jetzigen Besitzer des Geländes, die zu
einem Kulturwerke Opfer bringen
sollten, von dem sie vielleicht erst für
ihre Enkel Segen erhoffen könnten.

Robert Daenicke

Federeinfuhrverbot in- Eng-
land

m 9. März hat das englische
Unterhaus in zweiter Lesung
eine Gesetzesvorlage, und zwar eine
Regierungsvorlage, angenommen,
die jede Einfuhr von Vogel-
federn mit Ausnahme von
Straußenfedern und Eider-
daunen verbietet. Der englische
Postmaster-General und Minister
Hobhouse brachte die Vorlage ein,
angenommen wurde sie mit 297
gegen Stimmen.

Bur eine Parlamentsauflösung

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