Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI article:
Jessen, Jarno: Raffael Schuster-Woldan
DOI article:
Giesecke, Albert: Zur Ausstellung der Debschitzschule-München
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0046
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
J

ZINNGERAETE

ZUR AUSSTELLUNG DER DEB-
SCHITZSCHULE--MÜNCHEN
im Kgl. Kunstgewerbe-Museum zu Berlin.

Der einigermaßen begüterte Mensch, dem die
Zeit gegeben ist, auf die Verbesserung und
Veredlung seines Hausrates zu sinnen, und
nach dem, was seinem Geschmacke zusagt,
Umschau zu halten, ist heute in einer doppelt
schwierigen Lage, besonders wenn sein Ge-
schmack sich an der Väter und Urväter Hausrat
gebildet hat. Nimmt er den gesunden Stand-
punkt ein, daß es nicht angängig sei, nur „Ob-
jets d'arts" zu erwerben, deren Gebrauchswert
meist nur gering ist, daß man vielmehr an
dem gegenwärtigen Kunstschaffen wenigstens
als Käufer fördernd Anteil nehmen müsse, so
ist er oft genug vor eine schwierige Entschei-
dung gestellt. Hier bietet man ihm Nach-
ahmungen von Gegenständen in historischen
Stilen an, dort moderne Werke, von um jeden
Preis originell sein wollenden Kunstjüngern,
denen die handwerkliche Erfahrung fehlt, oder
gar Produkte in jenem horriblen Jugendstil,
der leider noch nicht ausgestorben ist. Als
letztes und nicht schlechtestes Angebot bleiben
die Erzeugnisse der Industrie, die sich redlich
bemüht, mit den Ideen der vorwärts drängenden
Künstlerschaft Fühlung zu nehmen. Auf man-

w. v. WERSIN

chen Gebieten ist aber der Anspruchsvolle noch
auf die Produkte des Auslandes angewiesen:
das Ideal der Vorherrschaft, wie sie einst Frank-
reich auf dem Gebiete des Kunstgewerbes im
18. Jahrhundert inne hatte, das sich ein patrio-
tischer deutscher Kunstfreund ausmalen könnte,
ist noch lange nicht erreicht, noch ringen um
sie mehrere Nationen, während Frankreich sich
auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruht.
Aber die patriotischen Deutschen dürfen stolz
darauf sein, daß man bei uns nach hohen
Zielen strebt und manches gefördert hat, was
diesen Zielen nahe kommt.

Wen im Juni und Juli dieses Jahres sein Weg
zufällig in das Kunstgewerbemuseum zu Berlin
führte, der konnte, wenn er die ziemlich schwer
auffindbaren Ausstellungsräume im Nordflügel ent-
deckt hatte, eine umfangreiche Ausstellung kunst-
gewerblicher Arbeiten von Schülern und ehemali-
gen Schülern der Lehr- und Versuchsateliers
für angewandte und freie Kunst (Leiter
Wilhelm von Debschitz) in München sehen,
und es bot sich ihm eine günstige Gelegenheit,
mit geringen Mitteln erlesene und geschmack-
volle Gebrauchsgegenstände zu erwerben. Uber-
raschend war die Vielseitigkeit der Schule nach
Form und Material, und trotz der Fülle des
Gebotenen und einer zahlreichen Mitarbeiter-
schaft hatte man doch den Eindruck, daß ein

34
 
Annotationen