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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Weber, Ludwig: Ein Leipziger Raumkünstler: Paul Würzler-Klopsch
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0310
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EMPFANGSRAUM IM HAUSE SCHÄPER. Rittergut Wanzleben bei Magdeburg

Entwurf: Arch. D. W. B. PAUL WÜRZLER-KLOP5CH, LEIPZIG |

EIN LEIPZIGER RAUMKÜNSTLER
(PAUL WÜRZLER-KLOPSCH).
VON DR. LUDWIG WEBER-
LEIPZIG.

Als man im Altertume zum erstenmal in
einem Tempel ein Götterbild aufgestellt hatte,
da war auch die Idee der Raumkunst geboren.
Sie war damals gewiß noch nicht mit all den
vervollkommnenden künstlerischen Einzelheiten
bedacht, mit denen die Gedanken unserer Zeit
sie ausgestattet haben, aber jener Hauptpunkt
war gegeben, der auch heute noch als der
Kanon der sogenannten Raumkunst feststeht,
und der für einen besonderen Raum ein Werk
beansprucht, das nur für diesen Raum und
seinen besonderen Charakter geschaffen ist.
Wie diese Idee im Laufe der Jahrhunderte zu

uns herauf weiterentwickelt wurde, darauf kann
an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden.
Dies nicht nur, weil eine fortlaufende Entwick-
lung des Gedankens überhaupt nicht existiert.
Zunächst war ja die Idee einer Raumkunst
nicht bewußt, sondern unbewußt in die Welt
gesetzt worden und erfüllte sich nur sprung-
weise in den wenigen großen Epochen des
Kunstschaffens der uns bekannten Welt. Der
sogenannte Zeus von Otricoli, die Altaranlagen
in den Apsiden der altchristlichen und roma-
nischen Basiliken, desgleichen die in den Chor-
häusern der gotischen Kirchen haben den Ge-
danken einer Raumkunst teils scheinbar, teils
offensichtlich nahegelegt und durchgeführt, und
die Renaissance arbeitet in der Ausstattung ihrer
Paläste auf jenen raumkünstlerischen Gedanken
hin, der einen Raum in allen Einzelheiten auf

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