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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Häberle, Daniel: Im Pfälzerwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0015
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Was der Schwarzwald sür denBadenec bedeutet, ist derPfälzerwald
sür den Psälzer: der Stolz des Landes. Von der Elsässer Grenze im
Süden bis gegen Göllheim und Grünstadt im Norden dehnt ec sich in
einer Länge von etwa 100 Kilometern und in einer Breite von etwa
30—50 Kilometern als ein zusammenhängendes Waldgebiet aus, das
ein Viertel der Pfalz einnimmt. Er ift gleichsam das lRückgrat des
Landes und bildet in landschaftlicher, kultureller und ethnographischer
Beziehung eine deutliche Grenze zwischen den Ackerbaugebieten der
Rheinebene einerseits und denen der Südwestpfälzer Hochfläche und des
Aordpfälzer Verglandes andererseits. Wie sein Bruder auf der rechten
Rheinseite, der Odenwald, breitet auch ec sich auf dem roten Buntsand-
stein aus und besitzt wie diesec entsprechend dec gleichen Gesteinsbeschas-
senheit ebensalls eine Gleichmäßigkeit in seinen Hohenformen, die weniger
spitze Gipfel und scharfe Kämme als flache Kuppen und bceite Rücken
zeigen. Zahlreiche Bsrge, vielfach gekrönt von ausgedehnten Burg-
ruinen oder stattlichen Türmen, sind durch ihre umfassende Aussicht be-
rühmt. Der Wundblick von der Wegelnburg, dem Trisels und der Ma-
denburg im Süden, oder vom Peterskopf im Norden gehürt unstreitig
zu den schönsten und eigenartigsten im deutschen Mittelgebirge. Stets
trifft das wandernde Auge neue Bilder, und weite Wäume erössnen sich
einer unvergleichlich schönen iRundsicht.

Ganz anders aber ist der Wundblick von den Gipseln im Innern des
Psälzerwaldes, dem Iagdgebiet des Iägers aus Kurpfalz, z. B. vom
Weihenbergturm oder vom Turm auf dem Eschkopf, jenem mächtigen Ge-
birgsstock bei dem ForsthausJohanniskreuz, denmanmit seinennach allen
iRichtungen ausstrahlenden Höhen und Tälern als das eigentliche Herz des
Pfälzerwaldes bezeichnen kann. Da fehlt die weite, große iRäume um-
sassende Fernsicht: der Wald, dec dem ganzen Gebirge den Aamen
gegeben hat, beherrscht alles. Ein grünendes Meer von unzähligen,
vielgestaltigen iRücken, Kuppen und Kegeln und verebneten Bergklötzsn
durchsurcht und gegliedert von engen, vielgewundenen Tälevn, breitet
sich rings um uns aus. Wald und Wald, soweit das Auge schweift. Ein
ersrischend kühler Duft weht uns aus dem schattendunkeln, an gotische
Dome erinnernden Laubdach der Buchen und Eichen entgegen, die hier
im entlegenen Wevier vor der waldverwüstenden Axt früherer Sahr-
hunderte geschützt, bis heute gegen das Vordringen düsterer, schnell-
wachsender Äadelhölzer noch ihren alten Platz zu behaupten vermochten.

Die Weite und Anendlichkeit der Wälder vecstärken ihren erhabenen
Eindruck. Fast unabsehbar dehnen sie sich aus und nur auf ganz kleinen
Flächen sind sie durch Lichtungen unterbcochen, wo ein einsames Forst-

t
 
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