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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0042
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s-chützen, hatte aber dabei einen Hieb dss Gegners mit der Aase abge-
fangen und auf diese Weise die ersts und sinzige Abfuhr seines Lebens
bezogen. Jm „Kladderadatsch" wurde dies Vorkommnis damals in
einem Gedicht besungen.

Säfele.

Seifensieder Mayer mit obigem Spitznamen hatte die Gewohnheit,
sich des Äusdrucks zu bedienen: „Ab nach Kassel", wenn er „nein" sagen
wollte. Dies war in der Studentenschaft bekannt. Eines abends wurde
Säfele in einer Wirtschaft von einigen Korpsbur'schen derart vollgepumpt,
dah er nicht mehr wuhte, ob er ein Mädsl oder ein Bub ist. In diesem
Zustand verbrachte man ihn an den Bahnhof und löste ihm eine Fahr-
karte nach — Kassel — und ersuchte den Schaffner vermittels eines
Trinkgelds, dafür Sorge zu tragen, dah Säfele ja in Frankfurt a. M. den
Anschluß nicht verpasse. Er müfse unbedingt nach Kassel. Tatsächlich kam
Säfele am nächsten Morgen dort an. Bei seiner Mückkunft, die mangels
Geldes mit Schwierigkeiten verknüpft war, soll seine Frau eine fehr harte
Hand gehabt haben.

Die Tonröhre.

Als öer Aeckarstaden gebaut wurde, geschah es wiederholt, dah Ton-
röhren von Studenten mutwilligerweise abends in den Aeckar geworfen
wurden. Die heilige Hermandad wurde benachrichtigt und stellte einen
Hinterhalt. Dies wurde in studentischen Kreisen bekännt. Eines schönen
Äbends erschienen dann — heimlich — 4 Musensöhne am Neckar und
schleppten eine Tonröhre fort. Doch das Auge des Gesetzes wacht. Aus
dem Dunkel der Aacht tritt ein „supirer tonnus" mit seinen Gehilfen
und donnert die Attentäter an: „Was häwwe Sie deß Tonrohr fortzu-
schleife, kumme Sie emol glei mit dem' Rohr uff die Wach." Die so er-
tappten Studenten erklären sich bereit, dem Wunschs des Polizisten zu
willsahren, weigerten sich aber, das Rohr weiterzutragen. Dies' geschah
dann durch Lie Polizei. In der Polizeiwache angekommen, werden die
Delinquenten einem peinlichen Derhör unterworfen. Aach ErleLigung
dieser Formalität zieht ein Student ein Schriftstück aus der Tasche und
überreicht es dem Wachtmeister, welchsr öasselbe wie folgt verliest:

Descheinigung.

Hch bestätige hiermit, dem stud. iur. Zk eine Lonröhre für 20 Mark
verkauft zu haben. Iakob Schmitt, Dauunternehmer.

Mit wütendem Dlick gab der Polizeimann die Quittung zurück. And
unter Hohngelächter zogen die Musensöhne ab, nachdem sie die Polizei
genarrt und diese die Tonröhre zwecklos ins Polizeirevier geschleift hatte.

Möblierte Zimmer zu vermieten.

Am „Plnteren Faulen Pelz" wuröe gelegentlich gebaut. Dabei ge-
schah es, daß ein riesiger Steinhaufen am Gefängnis aufgeschüttet wurde.
Ein Musensohn stieg eines Abends auf diesen Haufen und brachte an
einem Gefängnisgitter ein Plakat an, worauf zu lesen war: „Möblierte
Zimmer zu vermieten".

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