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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Hoenninger, Waldemar: Heidelberger Studentenstreiche
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0041

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der Wagen wartend in der Hauptstrahe. Hier schloß sich bald der ganze
S.C. in Zweispännern an. Es wurde über die Anlage um die Aniver-
sität und das Polizeiamt herumgefahren. dann nach der Hirschgasse zum
Abschiedsfrühstück und schliehlich nach Äeckarsteinach. Hier blieben die
zwei Konsiliierten. Einer der Musensöhne kam von da öfters nach
Heidelberg aus seinem Tretgaul (Fahrrad), aber stets auf dem Sprunge,
zu flüchten. Erst ein Iahr später ist er in ähnlichem Aufzug, wis bei der
Abfahrt, wieder in Heidelberg eingeholt worden.

Ein Schwabenstreich.

Melen Heidelberger Pürgern und Alten Herren der Studentenschaft
ist noch die Fünshundertjahrfeier der lRuperto Carola j1886) in unvergeh-
licher Erinnerung. Am Bismarckplatz war sür die fürstlichen Herrschaften
eine grohe Loge errichtet, auf welcher der Grohherzog nebst Bsgleitung
Platz genommen hatte, um den Festzug anzusehen. Als dieser mitten im
Gange war, und an den grohherzoglichen Herrschaften vorbeizog, löste
sich ausdem-Zug eine Herrliche Männergestalt in glänzender Silberrüstung,
hoch zu Roh, und ritt mit seinen Rittern direkt auf den Grohherzog zu.
Dieser frug seineniNachbar: „Wer istderHerr?" „Das istderKorpsbursch
Dumiller von den Schwabsn, der den Kurfürst Friedrich den Sisgreichen
darstellt", antwortete dieser. „Friedrich der Siegreiche" ritt dicht an die
Hofloge heran nnd überreichte auf der Spitze s-eines Schwertes dem
Fürsten eine Pergamentrolle, auf der stand: „Gnads für Friedrich den
Siegreichen von der Psalz". Die Mitter riefen alle: „Gnade für Friedrich
den Siegreichen", dann schwenkte das Fähnlein wieder in seinen Platz im
Festzug ein. iLumiller hatte wieder einmal wegen verschiedener Pistolen-
händel einige Monate Festung abzubrummen; er benutzte die günstige
Gelegenheit, um sie los zu werden. DerLandesvater Grohherzog Friedrich,
ergötzt über diese Keckheit des Stndenten, schenkte daraufhin seinem Kolle-
gen „Friedrich dem Siegreichen" die Festungsstrafe. Diefer Schwaben-
streich wurde in der ganzen gebildeten Welt bestaunt und belacht.

Pumillers einzige Abfuhr.

Bekanntermahen ist Dumiller etwa 60mal losgegangen (auf Schläger,
Säbel, Pistolen). Da er jede Parade durchschlug, hat er regelmähig ab-
gestochen. Ein Durschenschafter rühmte sich gelegentlich. dah er drei
Gänge gegen diesen gewaltigen Fechter vor dem Herrn habe stehen
können. Ein sinziges Mal ist B. abgestochen worden, und das kam daher:
Er war mit seiner jung-en Gattin, geborene Lanz aus Mannheim, auf der
Hochzeitsreise nach Heidelberg gekommen. Hier trat er gewöhnlich mit
einem schwarzen Diener und vislsach in Musikbegleitung auf. Muck sah
stets auf Lem Bock, wenn es in die Kneipen ging. Bumiller wollte nun
seiner Gattin auch eine Mensur auf der Hirschgasse zeigen. Dort bestand
er darauf, bei einer Schlägerpartie als Sekundant zu fungieren. Man
gewährte dem A.H. die Bitte. Kaum aber war vom Hnparteiischen
der Krmmandoruf abgegeben: „Auf die Mensur! Fertig los!", als
Bumiller auch bereits die Aafe durchschlagen Hatte. Er hatte zu eifrig
sekundiert und sich etwas weit vorgebeugt, um seinen Paukanten zu

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