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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Schnellbach, Hermann: Ein fürstlicher Vagabund
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0156

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^ Lin fürstlicher Vagabund

^ Von Hermann Lchnellbach-Mannheim

Friedrich II.. Pfalzgraf vom lRhein und Bayern, ist vor seiner Shron-
besteigung im Iahre 1544 der ausgesprochene Dypus des reiselustigen
Taugenichts aus fürstlichem Geblüt, der in der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts durch die halbe Welt vagabundierte, aus jenem uralten Drang,
der von je die deutschen Fürsten über die Alpen nach der himmelblauen
Ferne führte. Seine mannigfachen Abenteuer, die übrigens bald einen
sehr realen Ztveck verfolgten, nämlich den, irgendwo eine reiche Frau
aufzufinden und auf das Schloß am Neckar heimzuholen, nachzulesen,
bereitet einen Genuß, der um so köstlicher ist, als alle tvllen Erlebnisse
des Pfälzer Brautwerbers an den fremden Fürstenhöfen und seine vielen
Körbe, die er sich dabei von vielen Frauen holte, obwohl er eiu schöner
und gar ritterlicher Herr war, eines echt heimatlichen Humors nicht ent-
behren. So ein Menschenalter dauern diese Geschichten — ach wis sind
sie lehrreich, ergötzlich, abschreckend und tragikomisch! — und das Aller-
schönste an ihnen ist, daß sie, als der stets auf Freiersfüßen gehende fürst-
liche Dagabund endlich seine „Mchtige" gefunden hat, nicht aushören,
sondern daß er im Bunde mit seiner Dorothea noch eine erkleckliche lReihe
von Iahren weiterreist, bis er, seinem Vruder in der Kurwürbe folgend,
aus einem armen Psalzgrafen zum ersten weltlichen Fürsten nach dem
Kaiser wird.

Im Geldausgeben war er wie die meisten Megenten am feucht-
sröhlichen Aeckar und Rhein groß und einzigartig. Aachdem sein geringes
Vermögen vertan war, trisb er, indem man ihm von allen Seitsn ver-
lockende Dersprechungen machte, mit stolzgeschwellten Segeln in den
Ozean der Welt hinaus. Seine erste Liebes-Aventüre hatte er mit der
schönen Eleonore, Karls Schwester von den Mederlanden, am dortigen
Hofe, die nur ein zu rasches Ende fand, als der Bcuder duhinter kam
und, die Mißheirat des nach fürstlichem lRange ungleichen Paares zu
vereiteln, die taufrische liebebedürftige Prinzessin mit dem höckrichten,
krummbeinigen, greisenhaften, aber steinreichen König von Portugal ver-
mählte. Dann war der unglückliche Liebhaber eine Zeitlang in Nücnberg
als kaiserlicher Statthalter tätig, von dessen Amtstätigkeit wir zwar wenig
wissen, von dessen Amouren mit den schönen und keineswegs spröden
Nürnbergerinnen aber und von seinem meisterlich gehandhabten Geld-
hinauswerfen die alten Chroniken mancherlei llberliesern. Wie er gerade
recht trübselig ohne Geld und Geliebte — denn die Mädchen hielten nur
so lange zu ihm, als die goldnen Ströme slossen — nach Verpfändung
von Einkünsten und Desitzungen mittelloser denn zuvor in der freien
Veichsstadt saß, hörte er von dem Tod des Gatten seiner Hugendgelieb-
ten. Er hatte Eleonore nicht vergessen, noch schlug sein Herz für sie und
das um so mehr, als neben der aufgeblühten Frau eine fette Mitgift zu

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