Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

DOI Artikel:
Lohmeyer, Karl: Landstuhl, seine bürgerlichen Geschlechter und sein Maire J. A. Mayer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0125

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Landsluhl, seine biirgerlichen Geschlechler
und sein Maire A. Mager

Von Karl Lohmeijer-Heidelberg

2n der kleinen Stadt Landstuhl lebte um die Wsnde des 18. Iahr-
hunderts eine ganze Reihe von bedeutenderen Fainilien, die dort ein
arbeitsames und doch geselliges Leben sührten und durch Generationen
hindurch zu den angesehensten der ganzen Psalz gehörten.

Noch zeugen von ihnen große stattliche Häuser, wie sie dem Fremden
im alten Teile, des Ortes besonders anffallen, den man gewöhnlich über-
sieht, denn die grohe Kaiserstrahe sührt an der eigentlichen Stadt in des
Wortes wirklicher Dedeutung vorbei. Das hat einmal zu Weiterungen
geführt, denn in der napoleoni-schen Zeit fand eine durchziehende Lruppe,
die in Landstuhl ihr Qnartier sinden sollte, den Ort nicht und zog eben auf
der Kaiserstrahe daran vorbei. Nnd, um Derartiges zu verhindern, lieh
man eine grohe Tasel anbringen mit der Aufschrift: „L'e8t lci dcmä^tabl".
Die Aeckeceien der Äachbarstädte blieben nicht aus. Nm ihnen die Mäuler
zu stopfen, lieh fich der besonders angesehene Postmeister und Gutsbesitzer
Heinri'ch Didier ein elegantes Gefährt bauen, mit dem er an einein Fast-
nachtstage samt seiner Gattin, einer geborenen Denzino, in Kaiserslautern
einsuhr. Der Wagen war aber so konstruiert, dah beim Druck auf eine
Feder der Sitz, guf d-em die beiden waren, hoch in die Lüfte stieg und eine
Tafel sichtbar wurde mit der Inschrift „0'e8t ici danämubl", wobei das
Ehepaar von seiner Höhe herab stolz auf die Kaiserslauterer herunter-
sehen konnte.

An der Kaiserstrahe, gerade an der bewuhten Stelle, hatte sich dieser
Didier dazu ein äuherst stattliches Herrenhaus errichtet, das trotz allen
Ambauten und auch Entstellungen noch heutealsein wahresKunstdenkmal
bürgerlicher Kultur uns anspricht. Aus den leuchtenden roten Quader-
steinen eines abgebrochenen Stadtschlosses der Sickingen am Markte in
Landstuhl war es errichtet worden in grohen Ausmahen und bester Glie-
derung. Der weihe Anstrich der Läden und des Holzwerkes stand in einem
dem Auge wohltuenden Farbenkontrast zu dem warmen Rot des Stein-
materials. Eine Fceitreppe dehnte sich hinan, und zwei mächtige Tore be-
grenzten es und verbanden damit die lang sich niedriger wie der Hauptbau
hinziehendisn und losgelösten Seitenflügel für die Dienerschaft und die
Oekonomie. Denn grohe Gutsbesiher waren diese alten Landstuhler Ge-
schlechter, hatten fie doch nach dem Dertveiben des angestammt-en Landes-
herrnhauses Ler Sickingen unter Kurpfälzer Oberhoheit in der französi-
schen iRevolution nacheinandec den gröhten Teil von d-en Desitzungen in
und um Landstuhl erwocben. Es war eine Familiensippe die Schuler,
Denzino, Wirth, Schneider, Pletsch, Mehler, Didier, Loew, Maher, alle
miteinander verschwägert und zumeist samt den benachbarten Homburger
ähnlichen Geschlechtern der Zott, Freising, Ostheimer, Dupont, Ieanton

107
 
Annotationen