Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

DOI Artikel:
Lohmeyer, Karl: Landstuhl, seine bürgerlichen Geschlechter und sein Maire J. A. Mayer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0126

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
(Schantong) u. a. von vem bedeutendsten südwestdeutsch-en Hüttenherrn
und Eisenkaufmann um 1750 Fran<;ois Didier in Homburg in der Pfalz
abstammend oder doch mit ihm verwandt, so daß eine Aebersichtstafel mit
ihm als Ahnherrn sich wohl hier zur Detrachtung verlohnen wird.

Wir kommen zu dem diese Geschlechter zusammenhaltenden Grund-
besitz zurück, den sie nach der französischen lRevolütion besonders noch
erwerben konnten.

Die Schneider hatten das alte, nicht mehr besonders gut erhaltene
Stadtschloß der Sickingen, das aus dem jetzigen Marktplatze stand, erkauft,
die Mayer besaßen das neuerbaute große, in einer Ausdehnung von
23 Fensterachsen sich ausdehnende Sickingensche Palais vor der Stadt über
dem Weiher mit dem umfangreichen Lerrassengarten nach der Dergseite
zu, das, als die Stürme der lRevolution heranbrausten, noch nicht völlig
fertiggestellt war. Die Loew bewohnten das herrschaftliche Amtshaus,
überall war noch bedeutender Grundbesitz dabei, und den hatten auch die
Denzino, die sich in wieder recht stattlichen Ausmaßen ihr klassizistischss
Haus gegenüber dein „Engel" inmitten der Stadt erbauten, und zudem
eineu Leil der ungeh>euren Sickingenschen Waldungen, die sich von Hom-
burg bis Kaiserslautern in einer Größe von Tausenden von Morgen
zogen, zusammen mit dem Frankfurter alten Dankhause der Dethmann.
Lon dem außero'rdentlich umfangreichen Desitze der Didier nenne ich hier
die herrschaftlicheMelkerei aufderDurghöhe hinter derRuine, denBurg-
berg mit den Trümmern der Feste Franz von Sickingens (später wie die
Waldungen z. T. an die Gienanths verkaust), den Dildschacherhof, die
Schernau, die Kreuzmühle, den Einsiedlerhof, den Fehtenweiher und den
umsangreichen Amtsgarten. Auch das Stadtschloß mit dem heutigen
Marktplatz, das zuerst die Schneider besaßen, ging am 14. Iuni 1827 an
Heinrich Didier über. Es war, wie schon erwähnt, nicht mehr besonders
gut erhalten und' genügbe so den Ansprüchen dieser Familie, die ein be-
sonders geselliges Leben sührte — gab es doch damals grohe Hausbälle in
Landstuhl — nicht mehr. Dazu kam, daß die Didiec auch im Postmeister-
amt die Dachsolger dec ihnen verwandten Schneider wurden. Sie sind als
die eigentliche Postmeistersamilie der Westpfalz zu betrachten, ihce Mit-
glieder saßen im Poststallhalteramt in Kaiserslautern, Landstuhl und
Homburg die große Kaiserstraße entlang. (S. Stammtafel.) Eine Folge
davon war der häufige Desuch fürstlicher Persönlichkeiten, die gerne in
Landstuhl auf der Durchreise der gröheren Dequemlichkeit halber, die sie
dort im Vecgleich zu andern Orten hatten, Station machten. Doch weiß
die Tradition manches aus dieser Zeit zu erzähl-en, wie noch zu Schneiders
Zeiten bei solchen Gel.egenh-eiten auf dsm Schlosse die silberstrotzende Tasel
aufgebaut war wie der Zar aller Reußen in Landstuhl weilte und Hein-
rich Didier, schon im neuen Hause, den damaligen Kronprinzen Max von
Dayern empsing, und zwar in seiner Postmeisterunisorm in weihen Hosen

^ Das Silberzeug, das sich aus öieseu Familien erhalten hat, so auch einiges
aus dem Desitze des Maires I. A. Mayer-Schuler bei seinen Aachkommen ist Lenn
auch besonders massiv und kostbar, auch schwer vergoldete Löffel mit seinen Jni-
tialen gehörten dazu, alles Stücke, wie man sie sonst eben damals nicht in kleinem
Städten fand.

108
 
Annotationen