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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 4.1928

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Becker, Albert: Kaiserslautern oder Kyffhäuser?
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https://doi.org/10.11588/diglit.29785#0176
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^ Kaiserslaulern oder Kljffhäuser? ^

8 Von Oberstudienrat Prof. Dr. AlbertBocker- Zwoibrückon 8

Die Erinnerung an die grohe Zeit des Pfälzer Mittelalters ^ lebt,
wie es scheint, fort in einem Kranz von Sagen, der sich um die Persön-
lichkeit Friedrich Barbarossas schlingt. Srifels und Kaiserslautern sind
die Stätten dieser Psälzer Sagen; wie sich ihnen als dritte noch Speyer
anreihen läht, bleibe späterer Äntersuchung vorbehalten.

Die deutsche Sage von dem bergentriickten Kaiser und seiner Wieder-
kehr zur Aufrichtung einer neuen Äeichsherrlichkeit kniipst an den letzten
der grohen Hohenstausenkaiser, Friedrich II., an und ist erst später von ihm
auf seinen Grohvater Friedrich Barbarvssa übertragen worden; das hat
immer K. Hampe betont und neuerdings Ernst Kantorvwicz bestätigt.

Die älteste mir bekannte Quelle für Kaiserslautern als Ort der Kaiser-
sage ist die niederöeutsche Chronik von der heiligen Stadt Köln, die sogen.
Kölhosschs Chronik, die bereits vor dem Jahre ihres Druckes (1499)
Kaiserslautern nennt und dabei die Sage aus Friedrich II. bezieht. Kaiser
Friedrich sei so heimlich gestorben, dah niemand wußte, ob er lebe oder
tot sei: „ind is noch hudes dagss in ein dei'l platzen ein sage, dat he noch
leve, als im Westrich umbtrint Keiserslautern ind ouch uz anderen enden."

Die Derörtkichung der Sage, die heute besonders lebendig am Kyss-
häuser hastet, ist zunächst in Süddeutschland erfolgt. 1519 taucht in dem
Dolksbuch von Darbarossa zum erstenmal Friedrichs I. Name auf; um
1532 wieder sagt der gelehrte Georg Sabinus, Melanchthons Schüler und
Schwiegetsohn, am Schlusse eines Friedrich II. behandelndsn Gedichtes.
man wisse nicht recht, wie der gestorben, und gedenkt nun der Sage, dah
er in dem Derg von Kaiserslautern schlase und nicht eher sterben könne
als bis die Türken aus (Zerusalem vertrieben und dsr Herrschaft des deut-
schen Kaisers unterworsen wären-, Auf das Schlvh des Barbarossa be-
zieht sich auch die Stelle in der aus verschiedenen Stücken zusammen-
gesetzten „Aeuen Zeitung" von 1537 (Hosbibliothek Darmstadt), dah in
des Kaisers Schloß des Kaisers Bett an vier eisernen Ketten hange:
„man sagt, so man das bet zu abends wol gebett hat, sei es dss morgens
wiederumb zerbrochen." Die Aachricht, die uns 1592 auch in D. Herzogs
„Edelsasses Chronik" begegnet, bezieht sich nach dieser Quelle nicht nur auf
Kaiserslautern, sondern auch den Trisels und die Pfalz zu Hagenau. Aach
dem Flugblatt von 1537 wohnt Friedrich — nach einem „allenthalben
gewest gemein Gerücht" — in einem „staininer fels, darin eine grohe
Höle oder Loch" ist. Man lieh einmal einen Wagemutigen an einem Seil
hinab, der den Kaiser „in eim güldenen Sessel fitzen sah mit einem grawen
bart" und „on schaden" wieder ans Tageslicht kam.

i Dgl. dazu meinen Deitrag iu diesem „Kurpfälzer Jahrbuch" I, 1925, 141 fs.

- Bgl. zu diesem noch im 19. Jahrhundert nachwirkenden Glauben meinen Bei-
trag in diesem „Jahrbüch" II, 1926, Itl.

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