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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0023
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E i n l r i t u n g.

(Aeboren am 22. Februar 1822 ist es mir vergönnt, am Ende
des Jahrhunderts die Erinnerungen meiner Jugend niederzuschreiben.
Jch preise mich glücklich, als ein Kind dieses Jahrhunderts durch das
Leben gegangen zu sein, denn kanm einem von den unzähligen, in der
Zeiten Schoße versunkenen, ist die Menschheit zu größerem Danke
verpflichtet. Keines ist ihm vergleichbar an Mut und Geschick, in
die tiefsten Geheimnisse der Natur einzudringen, keines hat mit
gleich erfinderischem Geiste und gleichen Erfolgen die allgemeine Wohl-
sahrt gefördert und das Leben verschönert und veredelt, keines endlich
entschlossener und siegreicher in allen Weltteilen die Ketten der Skla-
verei gesprengt.

Die Natur hat allen Dingen Grenzen des Raums und der Zeit
gezogen, aber kühner denn je zuvor nahm der Mensch den titanischen
Kampf mit ihr auf und durchbrach die Schranken, die sie seinen Sinnen,
seinen leiblichen Kräften gesetzt hat. Mit den Werkzeugen der Wissen-
schaft bemeistert er Zeit und Raum, Stoff und Kraft. Er zerlegt
die Materie in ihre Elemente und zwingt ihre Atome neue Ver-
bindungen mit neuen Eigenschaften und Werten einzugehen. Mit
dem Spektrum enträtselt er den Bau des Weltalls, mit der Linse
des Mikroskops den Bau der organischen Welt. Hinter der wechseln-
den Gestalt der Naturkräfte erkennt er deren Einheit und macht
fie feinen Zwecken dienstbar. Listig entnimmt er dem Lichte
Strahlen, begabt mit der Kraft, das Undurchsichtige zu dnrchdringen;
gehorsam treiben Wärme und elektrifcher Strom Schaufeln und Räder,
 
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