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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0029
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Geschlecht und Name.

9

ich gehe. Wolle man Oniim8io8 verdeutschen, so wäre Berggänger
oder allenfalls Bergmann richtiger.

Seitdem ließ ich meine Ansprüche auf klassische Abstammung
fahren, und wenn es eines Trostes bedurft hätte, würde ich ihn 25
Jahre später in der ehrenvollen Ableitung meines Namens gefnnden
haben, die der wackere deutsche Sprachkenner Ludwig Steub in seinem
Buche: ,.Die oberdeutschen Familiennamen, München, 1870," auf-
gestellt hat. Danach ist Kußmaul ein zusammengese'tzter Kosename,
der auf germanische Ahnen reinen Bluts, gute und mutige Münner,
bestimmt hinweist. Mit minniglichem Kusse hat die erste Silbe so
wenig zu thun, als die zweite mit Mund oder Maul. Wie Friedrich
ans Fritz, so entstand Kuß aus Ln88o, was der Gute bedeutet, wie
6-0330 und 6-ntiIo, und Maul kommt von Nnlo oder Nntilo, dem
Mutigen. Die altgermanische Abstammnng bekunden noch heute der
lange Schädel und das Blau der Augen, die blonden Haare freilich
hat das Alter längst gebleicht.

Zum Schlnße lege ich Germanisten von Fach einen Knßnamen
zur Aufhellung vor, der mir gelegentlich eines Spaziergangs in der
Nähe von Walzenhausen im Appenzeller Lande zur Kenntnis kam.
Der Weg führte mich zu einem reizend gelegenen Bauernhof mit einer
großen prächtigen Matte. Der Hof heißt der Kuß, die Matte die Kuß-
matte. Ob ein Kußservitut auf dem Gute ruht, konnte ich nicht erfahren.
 
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