Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0159
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Pauken.

D^ie Korps nannten sich zum Unterschied von den rein gesell-
schaftlichen Studentenvereinen mit Recht Waffenverbindungen, denn sie
pslegten das blutige Waffenspiel sast mehr noch als die brüderliche
Geselligkeit und übten es nach den festen Satzungen des Paukkomments.
Sie nannten die Waffengänge Paukereien oder Mensnren und führten
sie in Heidelberg und an den meisten Hochschnlen mit dem Korbschläger
aus, in Leipzig nnd Halle mit dem Glockenschläger, ausnahmsweise
griffen sie zu Säbel und Pistole, der Schläger blieb jedoch die eigent-
liche und eigentümliche Wafse des dentschen Stndenten. — Die Be-
zeichnung Duell sür den kommentmäßigen Zweikamps auf Hiebwaffen
war ungebräuchlich, sie wurde selbst dann, wenn die Schußwaffe ge-
wählt wurde, nur ausnahmsweise angewendet.

Bei den gewöhnlichen leichten Paukereien war durch geeignete
Schutzvorrichtungen, die in ihrer Gesamtheit der Paukwichs genannt
wurden, dafür gesorgt, daß nur das Gesicht und die Brnst völlig
ungeschützt blieben. Der Komment ließ jedoch auch schwere Pauke-
reien zu, die den Namen Duelle wohl verdienten, anf Schläger nnd
Säbel, wobei die Schutzvorrichtungen eingeschränkt wurden oder ganz
wegfielen.

Zu Anfang der vierziger Jahre stand das Paukwesen in vorher
nie gesehener Blüte. Es war zum gröbsten Pauknnwesen geworden, und
unter vier Augen bezeichneten wir selbst es ganz aufrichtig als Pauk-
simpelei und Paukeselei. Die meisten älteren Burschen der Suevia
hatten 10—12, auch 20 und einige 40—60 Mensuren hinter sich;
 
Annotationen