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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0207
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Komantik und Kationalismus pr Beginn drs
Iahrhunderts in Heidetberg.

E)itten in dem Zusammenbruch des heiligen römischen Reichs
trieb die Romantik in Dentschland zu Beginn des Jahrhunderts üppige
Blnten. Jhre Poeten schwärmten für die mittelalterliche, mondbeglünzte
Zanbernacht, für girrendeTroubadours und psalmodierendeWaldbrüder;
ihre Gelehrten spähten nach wunderbaren Schätzen in der verborgenen
Tiefe der Geheimlehren, Mythologien und Völkersagen. Die Ein-
bildungskraft entrang sich den Zügeln der nüchternen Kritik und wagte
die kecksten Einbrüche in die Natur- und Heilknnde. Uebersättigte
Sinne und unbefriedigte Gemüter lechzten nach Seligkeit und Erlösung
und suchten sie im Schoße der römischen Kirche.

Für solche Stimmungen und Richtungen war Heidelberg der
gelegenste Ort. Unter den melancholischen Trümmern seiner Burg, an
den Ufern seines rauschenden Stroms, in der Waldeinsamkeit seiner
Berge ließ es sich köstlich träumen und dichten.

„Heidelberg," meinte Goerres*), der 1306 und 1807 hier weilte
und wirkte, sei selbst prächtige Romantik und ein Wundermärchen der
Vorzeit. — Achim von Arnim und Clemens Brentano hausten am Fuße ^
des Schloßbergs im „faulen Pelz" und ließen des Knaben Wunder-
horn 1806 in die Weite klingen. — Der volkstümlichste Sänger der
romantischew Dichterschule, Josef von Eichendorff, studierte 1807 und

S.

*) Vgl.
105 u. f.

Georg Weber, Heidelberger Erinnerungen, Stuttgart, 1886,
 
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