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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0244
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Franz Karl Naegelr.

der alte Naegele, wie wir ihn zum Unterschied von seinem
Sohn und Nachfolger Hermann nannten, war der Senior der Fakultät
und 1778 in Düsseldorf geboren. Sein Vater August Naegele war
Direktor der dortigen kurpfälzischen medizinisch-chirurgischen Schule
und verwendete ihn schon in früher Jugend als Prosektor und Repe-
titor. Nachdem er in Straßburg, Freiburg und Bamberg studiert
und in Bamberg promoviert hatte, ließ er sich in Barmen nieder,
wurde hier Physikus, erteilte Hebammen-Unterricht und beschäftigte
sich vorzugsweise mit Geburtshilfe und Frauenkrankheiten. Die badische
Regierung berief ihn 1807 als a. o. Professor für diese Fächer nach
Heidelberg, betraute ihn mit der Leitung der Entbindungsanstalt und
ernannte ihn 1810 znm Ordinarius. Er gehörte der Heidelberger
Hochschule 44 Jahre an, schlug mehrere Berufungen nach andern Uni-
versitäten ans, 1829 eine nach Berlin, und starb am 21. Januar 1851.

Unter den Begründern der wissenschaftlichen Geburtshilfe nimmt
Franz Karl Naegele den ersten Rang ein. Er hat wie kein anderer durch
genaue Untersuchungen ihre anatomischen und physiologischen Grund-
lagen befestigt, ihre Pathologie anatomisch bereichert und ihre Methodik
geschärft. — Seine Schriften über den Mechanismus der Geburt (1822),
das normale weibliche Becken (1825), das schrügverengte und andere
fehlerhafte Becken des Weibes (1839) sind Meisterwerke von unver-
gänglichem Werte.

Als praktischer Geburtshelfer galt zwar Naegele für einen ängst-
lichen Operateur, doch hat er sich auch um die ausübende Geburtshilfe
 
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