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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0434
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Die Heerfahrt nach Holstein im Augnst 1848.

Der Wasserstand war niedrig, die beiden Schiffe, die uns anf-
wärts trugen, kamen nur bis St. Goar und Goarshausen. Der Stab
übernachtete in Oberwesel. Am nächsten Tag marschierten wir nach
Bingen, setzten hier über den Rhein nach Rüdesheim und nahmen Quartier
in Geisenheim, wo ich in der Familie eines Freundes einen angenehmen
Tag verlebte. Dann ging es durch den Rheingau nach Mainz, von
da mit der Bahn nach Frankfurt; ich verbrachte hier einige Stunden
mit Scheffel; den 2. Oktober fnhren wir nach Heidelberg und den
3. über Karlsruhe und Rastatt, an beiden Orten offiziell begrüßt, nach
Ettenheim. Hier blieben wir acht Tage und marschierten dann nach
Lörrach und Umgegend. Am 21. September waren Struve und Blind
von der Schweiz aus nach Lörrach gekommen, hatten die Repnblik pro-
klamiert, ihre bewaffneten Haufen aber waren bei Staufen zersprengt
und sie selbst auf der Flucht gefangen genommen worden. Die Grenze
wnrde deshalb gegen erneute Einbrüche im den Rheinwinkel bei Basel
von einer badischen Brigade bewacht, zu der das Bataillon Holtz
stoßen sollte.

Der heiße Sommer hatte gute Trauben gezeitigt. Schwer be-
ladene Wagen mit jungem Wein begegneten uns in Menge, als wir
dnrch die obere Markgrafschaft nach Lörrach hinanfzogen. Vor jedem
neuen Wagen erscholl der Gruß der vergnügten Soldaten: „Achtung,
Bataillon! präsentiert das Gewehr!"
 
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