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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0508
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Weiland Gottlieb Biedermaier.
und bat, sie dem alten Goll zurückzugeben. Daran reihte sich ein
Briefwechsel. Eichrodt schickte mir zahlreiche Gedichte, die bis aus we-
nige nicht in die Kategorie der echten Biedermaierpoesie gehörten.
Wir kamen deshalb überein, sie einem fingierten, von der Politik be-
reits angekrünkelten und mit Schiller und Goethe besrenndeten Buch-
binder Treuherz unterzuschieben. Eine dritte Kategorie solcher komischer
Gedichte, die durch witzige, mit Glück nachgeahmte Naivetät absicht-
lich Heiterkeit Zu erzielen trachteten, unterschieden wir als Scharten-
meiersche; unter dem Namen Schartenmeier hat bekanntlich der Aesthe-
tiker Fr. Th. Vischer als Student das köstliche Bänkelsängerlied vom
Helfer Brehm seinen Freunden vorgetragen.
Wer sich sür die Geschichte der Biedermaier-Schöpfnng interessiert,
sindet sie ansführlich erzählt in der Biographie Eichrodts von Kennel*), der
sie aktenmäßig nach meinen, aus Eichrodts Nachlaß mitgeteilten Briefen
dargestellt hat. Das Buch Biedermaier im 2. Bande von Eichrodts
gesammelten Dichtnngen stammt bis auf wenige Gedichte, die Eichrodt
zurecht gemacht oder verfaßt hat, aus Sauters Sammlung oder von
mir, die Vorrede ist wörtlich dieselbe, die ich ihm von Iandern schickte.
Auch die Vorrede zn den Gedichten des Buchbinders Treuherz habe
ich geschrieben, die Gedichte aber hat alle, bis auf die politischen Trio-
lette, die von mir herrühren, Eichrodt verfaßt.
Jn derVorrede zu den Biedermaier-Gedichten hatte ich bemerkt, daß
sich auch bei den größten Dichtern Biedermaiersche Gemeinplätze fänden.
Die Herausgeber der Fliegenden Blätter, denen Eichrodt unsere Scherze
überschickte, machten sich auf diesen Wink hin den Spaß, dem Sauter-Bie-
dermaier ein echtesSprüchlein vonGoethe ans der Abteilung„Parabolisch":
„Eins wie's andre," unterzuschieben, ohne daß es beanstandet wurde.
Ausdrücklich sei noch bemerkt, daß ich in einer Note zu dem Vor-
wort auf Sauter als den echten und eigentlichen Biedermaier hinwies,
nm keines Plagiats geziehen zu werden. Seit ich jedoch Gedichte nach
seinem Vorgang und Vorbild verübte, hat mich die Muse gemieden.
ch Kennel, Lndwig Eichrodt, ein Dichterleben, Lahr, Schauenburg, 1895.
Weiland Gottlieb Biedermaier.
und bat, sie dem alten Goll zurückzugeben. Daran reihte sich ein
Briefwechsel. Eichrodt schickte mir zahlreiche Gedichte, die bis aus we-
nige nicht in die Kategorie der echten Biedermaierpoesie gehörten.
Wir kamen deshalb überein, sie einem fingierten, von der Politik be-
reits angekrünkelten und mit Schiller und Goethe besrenndeten Buch-
binder Treuherz unterzuschieben. Eine dritte Kategorie solcher komischer
Gedichte, die durch witzige, mit Glück nachgeahmte Naivetät absicht-
lich Heiterkeit Zu erzielen trachteten, unterschieden wir als Scharten-
meiersche; unter dem Namen Schartenmeier hat bekanntlich der Aesthe-
tiker Fr. Th. Vischer als Student das köstliche Bänkelsängerlied vom
Helfer Brehm seinen Freunden vorgetragen.
Wer sich sür die Geschichte der Biedermaier-Schöpfnng interessiert,
sindet sie ansführlich erzählt in der Biographie Eichrodts von Kennel*), der
sie aktenmäßig nach meinen, aus Eichrodts Nachlaß mitgeteilten Briefen
dargestellt hat. Das Buch Biedermaier im 2. Bande von Eichrodts
gesammelten Dichtnngen stammt bis auf wenige Gedichte, die Eichrodt
zurecht gemacht oder verfaßt hat, aus Sauters Sammlung oder von
mir, die Vorrede ist wörtlich dieselbe, die ich ihm von Iandern schickte.
Auch die Vorrede zn den Gedichten des Buchbinders Treuherz habe
ich geschrieben, die Gedichte aber hat alle, bis auf die politischen Trio-
lette, die von mir herrühren, Eichrodt verfaßt.
Jn derVorrede zu den Biedermaier-Gedichten hatte ich bemerkt, daß
sich auch bei den größten Dichtern Biedermaiersche Gemeinplätze fänden.
Die Herausgeber der Fliegenden Blätter, denen Eichrodt unsere Scherze
überschickte, machten sich auf diesen Wink hin den Spaß, dem Sauter-Bie-
dermaier ein echtesSprüchlein vonGoethe ans der Abteilung„Parabolisch":
„Eins wie's andre," unterzuschieben, ohne daß es beanstandet wurde.
Ausdrücklich sei noch bemerkt, daß ich in einer Note zu dem Vor-
wort auf Sauter als den echten und eigentlichen Biedermaier hinwies,
nm keines Plagiats geziehen zu werden. Seit ich jedoch Gedichte nach
seinem Vorgang und Vorbild verübte, hat mich die Muse gemieden.
ch Kennel, Lndwig Eichrodt, ein Dichterleben, Lahr, Schauenburg, 1895.