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ein Brutus mit einem Antinous verwechselt werden
kann, noch dazu bei einer Arbeit von vorzüglicher Aus-
führung und Erhaltung, ist im vorliegenden Falle das
für uns eigentlich Interessante. Welch' einen Begriff
von dem Gemüthsausdruck des Antinous muss man
sich gebildet haben, um einen Kopf, der vielleicht den
Brutus darstellt, Antinous zu taufen. Wer hat ihn so
getauft? Etwan Herr Papamanoks?
Wilhelm Lübke
(geb. 1826).
Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart.
3. Aufl. Leipzig 1880.
(I, 321:) »Unzählige Statuen, darunter selbst streng
ägyptisirende, geben davon [von der Vergötterung des
Antinous] noch jetzt Zeugniss, denn sie führen den
Jüngling in göttergleicher Idealgestalt vor, während
die breite Brust und der halb schwärmerische,
halb sinnliche Ausdruck des Kopfes, der an den
orientalischen Typus streift, das individuelle Gepräge
festhalten. Eine der vorzüglichsten Statuen dieser Art,
in der tiburtinischen Villa des Hadrian gefunden, be-
wahrt das Museum des Lateran; zwei andere, eben-
falls treffliche, der Valican und die Capitolinische Samm-
lung. Die Stimmung in diesen oft recht edlen
Werken ist eine so subjective, schwermuths-
volle, dass sie das Gebiet der antiken Anschau-
ung nur an der äussersten Grenze noch be-
rührt.«
Dass Antinous nicht reiner Grieche sein könne,
wurde mir auch mündlich von verschiedenen Personen,
auf deren Urtheil ich grösstes Gewicht lege, mitge-
ein Brutus mit einem Antinous verwechselt werden
kann, noch dazu bei einer Arbeit von vorzüglicher Aus-
führung und Erhaltung, ist im vorliegenden Falle das
für uns eigentlich Interessante. Welch' einen Begriff
von dem Gemüthsausdruck des Antinous muss man
sich gebildet haben, um einen Kopf, der vielleicht den
Brutus darstellt, Antinous zu taufen. Wer hat ihn so
getauft? Etwan Herr Papamanoks?
Wilhelm Lübke
(geb. 1826).
Geschichte der Plastik von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart.
3. Aufl. Leipzig 1880.
(I, 321:) »Unzählige Statuen, darunter selbst streng
ägyptisirende, geben davon [von der Vergötterung des
Antinous] noch jetzt Zeugniss, denn sie führen den
Jüngling in göttergleicher Idealgestalt vor, während
die breite Brust und der halb schwärmerische,
halb sinnliche Ausdruck des Kopfes, der an den
orientalischen Typus streift, das individuelle Gepräge
festhalten. Eine der vorzüglichsten Statuen dieser Art,
in der tiburtinischen Villa des Hadrian gefunden, be-
wahrt das Museum des Lateran; zwei andere, eben-
falls treffliche, der Valican und die Capitolinische Samm-
lung. Die Stimmung in diesen oft recht edlen
Werken ist eine so subjective, schwermuths-
volle, dass sie das Gebiet der antiken Anschau-
ung nur an der äussersten Grenze noch be-
rührt.«
Dass Antinous nicht reiner Grieche sein könne,
wurde mir auch mündlich von verschiedenen Personen,
auf deren Urtheil ich grösstes Gewicht lege, mitge-