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Uebereinstimmung mit dem vor hundert Jahren leben-
den Heinse, wohl aber mit seinem Zeitgenossen Reinh.
Kekule, welcher über die »Antinous-Gestalten in Sta-
tuen und Reliefs« sich dahin äussert: »Kein gesunder
Geschmack wird an diesem schönen, doch schweren
und trüben Ideal lange Gefallen finden.« (Bädeker's
Griechenland, 1883, p. CXVIII.) Das ist aber der
directe Gegensatz zu Heinse! Wie ganz anders har-
monierte Goethe's »köstlich« mit ihm! Alles in allem
muss gesagt werden: in Michaelis' Beschreibung ist
gleichsam das letzte Restchen »idealisierender Auf-
fassung« — auf die er übrigens stichelt — wie weg-
geblasen.
Arthur Milehhöfer-
(geb. 1852).
Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts in Athen. Jahr-
gang IV, 1879.
(159, Antikenbericht aus dem Peloponnes:) »Ko-
rinth. Bei flüchtigem Aufenthalt sah ich: Porträtkopf,
römische Arbeit, lebensgross, von vorzüglicher Aus-
führung und Erhaltung- (bei Hrn. Papamanolis). So-
genannter Antinous. Die düsteren Züge erinnern eher
an Brutus.«
Milehhöfer lässt es, wie uns dünkt, unentschieden,
ob ein Antinous anzunehmen sei. Sein Satz: die dü-
steren Züge erinnern eher an Brutus, klingt uns nicht
wie eine directe Zurückweisung der Ansicht, dass wir
möglicher Weise doch einen Antinous vor uns haben.
Wenigstens widersprächen dem — dies hören wir aus
Milchhöfer's Worten heraus — die düsteren Züge nicht.
Sie erinnern bloss eher an einen Brutus. Dass also
') Zur Geschichte der griechischen Kunst. Geschrieben 1 SS I.
Uebereinstimmung mit dem vor hundert Jahren leben-
den Heinse, wohl aber mit seinem Zeitgenossen Reinh.
Kekule, welcher über die »Antinous-Gestalten in Sta-
tuen und Reliefs« sich dahin äussert: »Kein gesunder
Geschmack wird an diesem schönen, doch schweren
und trüben Ideal lange Gefallen finden.« (Bädeker's
Griechenland, 1883, p. CXVIII.) Das ist aber der
directe Gegensatz zu Heinse! Wie ganz anders har-
monierte Goethe's »köstlich« mit ihm! Alles in allem
muss gesagt werden: in Michaelis' Beschreibung ist
gleichsam das letzte Restchen »idealisierender Auf-
fassung« — auf die er übrigens stichelt — wie weg-
geblasen.
Arthur Milehhöfer-
(geb. 1852).
Mittheilungen des deutschen archäologischen Instituts in Athen. Jahr-
gang IV, 1879.
(159, Antikenbericht aus dem Peloponnes:) »Ko-
rinth. Bei flüchtigem Aufenthalt sah ich: Porträtkopf,
römische Arbeit, lebensgross, von vorzüglicher Aus-
führung und Erhaltung- (bei Hrn. Papamanolis). So-
genannter Antinous. Die düsteren Züge erinnern eher
an Brutus.«
Milehhöfer lässt es, wie uns dünkt, unentschieden,
ob ein Antinous anzunehmen sei. Sein Satz: die dü-
steren Züge erinnern eher an Brutus, klingt uns nicht
wie eine directe Zurückweisung der Ansicht, dass wir
möglicher Weise doch einen Antinous vor uns haben.
Wenigstens widersprächen dem — dies hören wir aus
Milchhöfer's Worten heraus — die düsteren Züge nicht.
Sie erinnern bloss eher an einen Brutus. Dass also
') Zur Geschichte der griechischen Kunst. Geschrieben 1 SS I.