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Wenn sie heute lebten...

Zeichnung von Ired Kn ab

xm.

DD

Das

rasierte Gewissen

Der Bauer ist krank.

Einmal ist «S bester und
wenn's Wetter wechselt, wird'S
halt wieder schlechter, sagt der
Großknecht.

Die Sonne ist fort und eS
gibt kalten Regenschauer.

Auweh, Bauer, eS wettert
auch -da und der Tod hockt hin-
term großen Uhrkasten. Und eS
ist, als ob der Tod dort höhnt
und schreit im Uhrkasten:
kuckuck, kuckuck, kuckuck . . .

Was im Bauernhaus ein
Mundwerk hat, betet drauf loS.

Die GebetSmühle im Bauern-
haus klappert immerzu, wie die
Mühle im Tal.

Aber der Tod kommt immer
knapper her an das Sterbebett.

„Er stirbt", sagt eine holprige
Altstimme.

Die Großmutter tut die
Frage: „Schnauft er no?"

Drauf sagt eine zage
Stimme: „Er schnauft immer
no . . ."

Der Hannes hat den Pfarrer
holen sollen, weil der Pfarrherr da mehr
Hann als ein Doktor.

Der Hannes ist recht dafig, weil der

Wagner am mechanischen Klavier.

Herr Pfarrer weiter weg bei einer Hochzeit
helfen muß.

„Js dös a Jamma, iS dös a Iamma,

JessaSna . . lamentiert ein
altes Bauernweib.

Der Schäfer meint: „Amend
hat er was Dreckiges asm Ge-
wiffen und ko net dasterm, da
Bauer. . ."

Antwortet der Barthel drauf:
„Wenn scho . . . wenn scho . .
bal aba da Bauer vom Pfar-
rer im Namen da heiligen
Dreieinigkeit Zuspruch hat,
nachä iS sei dreckiges Gewissen
so sauba, wie a rasiertes
Bauerngsicht . . . kurz, wie
rasiert . . ."

Bei dem Wort vom Rasieren
glotzen alle Augen im Sterbe-
ftübl den Bader an. Wer rich-
ttg gute Augen hat, der kann
sehen, wie der Tod grinst.

Der Bader ist ein gar bra-
ver, frommer und gottesfürchti-
ger Mann und drum traut er
sich was. Er planscht also Sei-
fenschaum im Rasierbecher,
zieht das Rasiermesser stramm
am Riemen ab, tritt zum ster-
benden Bauern ans Bett, seift
ihn richtig an und beginnt ihn
zu rasieren mit den Worten:
„Bauä, da Harr sei deina Seel
gnädi und da Harr reinigä
dein Genüssen.. . i aba rasier di im Na-
men des Vaters, des Sohnes und des hei-
ligen Geistes ... Amen ..." Pipin.

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