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„Putz hin auf -dieses Schmutzgesicht,
den Kot, der dir vom Schube bricht,
und ewig sei's dir eingebrannt:

Der Herrgott strafe Engeland!"

Die Wirkung dieser sinnreichen Erfindung war unbeschreib-
lich. Der Absatz steigerte sich dermaßen, daß die Fabrik aus-
schließlich solche Fußabstreifer anzufertigen gezwungen war. Und
es stimmte vollauf, was in dem Bitterlichschen GebrauchSan-
weisungS- und Anpreisungsprospekt zu lesen war: „Nicht nur,
daß ein origineller Erfinderkopf mit flammender Vaterlands-
liebe hier ein allgemeines Belustigungsinstrument erfunden hat,
nein, dieses Genie rechnete mit der ganzen psychologischen Kon-
stellation unseres heldenmütigen Volkes: Das gerechtfertigte
Empörungsgefühl verband sich hier mit einer im Deutschen
schlummernden, allgemeinen Reinlichkeitsregel . .

Es schrieb, eS sprach, es trompetete sich geradezu herum und
kein deutscher Wohnungseingang war mehr, der nicht eine solche
Zierde zeigte. Findigerweise, ging man alsbald zu Clemeneeau
und Niky usw. über. Sämtliche Fürstlichkeiten wurden von
Bitterlich mit diesen Fußabstreifern beschenkt und allerunter-
tänigft gebeten, „doch gnädigst geruhen zu wollen, den durch-
lauchtigsten Herrscherfuß" usw.

Das Wunder kam ins Rollen. Allergnädigste Hanoschreiben
liefen bei Bitterlich ein und Wilhelm II. in höchsteigener Per-
son soll, laut Zeitungsnachrichten, entzückt über dieses Chem-
nitzer Geniestück ausgerufen haben: „Famoser Kerl! Zehn
solcher Köpfe, und !die Welt ist unser!"

Und ließ selbstverständlich Bitterlichen zum Geheimrat be-
fördern, verlieh ihm, in Anerkennung seiner unschätzbaren Ver-
dienste um Vaterland und Volkshygiene den Pour le merite
für Wissenschaften. —

Dies aber — o Tragik mißachteter Fürstengunft! — ballte
hinwiederum ein Verhängnis. Nämlich insofern, als der
Hauptinhaber der Fußabstreiferfabrik und vormalige Chef
Bitterlichs Auszeichnung und Titel für sich beanspruchte und
nach langem Rechtsstreit auch obsiegte.

Joseph Bitterlich, m wahrsten Sinne des Wortes von
seinem Vaterlande bitterlich enttäuscht, floh in seinem Weh
über die Schweizer Grenze und sann Tag und Nacht auf Rache.

Und siche da, Beharrlichkeit führt allzumal zum Siege!
Von da ab zierten auch die französischen, englischen, italieni-
schen, belgischen und ruffischen Wohnungstüren Fußabftre'fer
milden Bildnissen S. M., Hindenburgs, Ludendorffs und aller
sonstigen Prominenten aus damaliger glorreicher Epoche. Und
der Handel mit den deutschen Köpfen erwies sich noch als weit
einträglicher.

Es läßt sich denken, daß jeder Deutsche den perfiden Namen
Bitterlich mit geziemender Abscheu aussprach.

Vor kurzem ist dieser auf seinem Schloß in der Schweiz an
Herzverfettung gestorben und, zu seiner Ehre sei es gesagt, er
ist bis zum letzten Atemzuge doch ein echter Deutscher geblieben,
denn sein riesiges Vermögen, das er sich ausschließlich aus der
Fabrikation von Fußabstreifern erwarb, soll, laut Testament,
„dem kommenden deutschen Kaiser restlos ausgehändigt werden
als huldvolles Zeichen eines biederen, tüchtigen, deutschen
Mannes, der um nichts bittet, als um Anerkennung seiner
Rechte auf den GeheimratStitel nach seinem Ableben, um so in
seinem Namen seine Verdienste um das Vaterland zu ehren."

Wie nach bis jetzt noch nicht dementierten Pressemeldungen
verlautet, soll man sich bereits in Doorn und Oels mit einem
Gesetzentwurf über die Erhebung Verblichener in den Geheim-
ratSstand beschäftigen.

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