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Papa Lehmann

Bei Lehmanns hat eS einen
Sohn gegeben. Herr Lehmann
strahlt.

Aber als das kloßige Kleine
ein Gesicht bekam, stellte sich
eine unzweifelhafte fatale Ähn-
lichkeit mit Herrn Meier
heraus.

Meier ist der beste Freund
von Lehmanns.

Das Wunder ist also gar
kein Wunder, wenn vielleicht
jemand so etwas gedacht haben
sollte. Heutzutage gibt es
keine Wunder mehr. Nur noch
ganz natürliche Sachen.

Die Geschichte sprach sich
herum. Herr Lehmann mußte
manches Gestichel ausstehen,
manche zarte Andeutung an-
hören.

Lehmann, der Papa Leh-
mann sagte: „Ich weiß gar

nicht, was Ihr wollt? Die
Idee zu dem Jung stammt von
mir!" Arnold Reinstein.

Wie komme ich
zum Film

Eine Filmgesellschaft reist
infolge Überschußmangels an
Beschäftigung in deutschen
Landen herum, um die jeweilig
schönsten Damen zu filmen und
dieserart der Leinwand neue
Kräfte zuzuführen.

Nach der Hitlerversammlung

Zeichnung von Ct. v. Krelblg

Nicht immer bringen Scherben Glück . .

In W. befindet sich die An-
nahmestelle zur Aufnahme im
Hotelzimmer deö Expedftions-
leiters.

Es geht gegen Abend. Das
Zimmermädchen hat das Bett
bereits abgedeckt.

Da klopft es schüchtern, und
eine Dame tritt herein. Sie
möchte sich anmelden. Ihr
rrstrr Blick fällt auf das offene
Bett. Die Dame heftet ihre
Blicke unverwandt auf das
offene Bett.

Der Filmmensch entschuldigt
sich, peinlich berührt, mit einem
Schwall von Worten: pro-

visorische Zustände, enge Ver-
hältniffe, nicht übel nehmen,
und so.

Da sagt die Dame, stark
verwundert: „S - o. Also,
nich? Ich dachte, das wäre
der gewöhnliche Weg zum
Film!" Arnold Reinstem.

Von Bubiköpfen

„Ach, da schau, Frau Ge-
heimrat — auch ein Bubikopf?"

„Freilich! Und viel netter
und gesünder ist er als das alte
Gewuschel!"

„Na, und wie geht's sonst?
Ihr Dienstmädchen haben Sie
entlassen, Hab' ich gehört?"

„Jawohl! Denken Sie nur,
die freche Person hatte sich auch
einen Bubikopf schneiden
lassen!"

Erich Weinerf: Abteilung Dichtkunst

In Preußen, wo würdig und wohlbeleibt
Eine Akademie der Künste ihr Wesen treibt,
Kriegen wir nächstens Ehrengarden
Zur Förderung der Nationalpoesie,

So eine Art Unsterblichen-Galerie
Mit Eichenlaub und: Bardenkokarden.

Dann wird das organisierte Genie
Mit staatlich geprüften Geistesschwingen
Unter ministerieller Pflege singen. —

Als ich dieses Projekt im Abendblatte
Mit stillem Entzücken gelesen hatte,

Stellte ich mir das neue Dichtungs-Ressort
Ungefähr folgendermaßen vor:

Eine Sachverständigenkommission faßte Beschlüsse,
Wen man zu den Dichtem rechnen müsse.

Das Material wurde dann gesiebt

Nach dem Prinzip: mehr oder weniger beliebt.

Auf das Musensofa kamen natürlich
Nur solche allgemeinbeliebte Autoren,

Die nachgewiesenermaßen manierlich,

Und den Geistesflug nicht aus dem Auge verloren,
Das sie in große Vergangenheit richten,

Und die nach klassischen Richtlinien dichten. —
Die meistgelesenen und populärsten
Wurden selbstverständlich die Ersten.

Da kamen der Reihe nach, Mann für Mann,

Die Rudolf und anderen Herzoge dran,

Also Dichter mit unsterblichem Stil

Und abgestempeltem deutschen Gefühl,

Die Höcker, die Stratze und Hedwig die Große,
Die mit ihrer literarischen Sauce
Unsere Jugend teils kriegerisch,

Teils mehr von innen her beseelen,

Und die auf keinem bescheidenen Büchertisch
Und in keinem besseren Haushalt fehlen.

Dann kamen die Erdgeruchdichter dran,

Die gemütvollen Home-sweet-Homeriden,

Die neben der Scholle dann und wann
Das Schwert germanischer Rache schmieden.
Dann die Festdichter milderer Observanz
Mit dem auswechselbaren Siegerkranz.

Dann die Jungnickels voller Mondesglanz.

Dann die übrigen Träumer mit Blick nach innen,
Die stillen deutschen Rabindranäthe,

Die novellistischen Haushaltungslehrerinnen
Und die jambisch-dithyrambischen Studienräte. —
Also, wie gesagt: Alle berauschten Rhapsoden,
Die nicht beschwert vom negativistischen Geist,
Wo der Fuß verwachsen im Heimatboden
Und die Stirne hinauf in die Wolken weist. —
Dann hätten wir wieder auf alle Fälle
Dichterkrönungszeremonielle.

Dann gäb’s wieder Titulaturen, wie:

Oberdichter, Doktor der Monologie.

Zu unsrer Durchsittlichung brauchen wir das
Wie auch zu unserer geistigen Heilung.

Drum schaut auf zum deutschen Parnaß:
„Akademie der Künste, Dichtkunstabteilung!“
 
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