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Das Orakel von Delphi. (Fortsetzung.)

„Ach ja", sagte sie und zitierte einen Stoßseufzer. „Es ist
nicht mehr schön heute. Niemand respektiert mich mehr.
Wichtigkeit! Heute schleppt jeder Dreckkerl seinen Ödipus-
komplex mit herum." Und sie trällerte mißvergnügt: „Freud
euch des Lebens . . ." Sie schneuzte sich ergriffen, dann sagte
sie: „Doch zur Sache! Ich will dir ein Rätsel aufgeben.
Also, was ist daö: Es trägt ein schwarz-rot-golden Gewand,
ist innen schwarz-weiß-rot gefüttert und hat einen dunklen Punkt
neben dem andern?"

Ohne Besinnen antwortete ich: „Das ist die deutsche Re-
publik."

„Sakrazement! Hat sich das auch schon wieder herum-
gesprochen?"

„Die Spatzen pfeifen es längst von allen Dächern", sagte ich
bekümmert.

Die Sphinx schwieg. Ich schwieg. Es war Nacht. In
Griechenland. Ich machte die Feststellung, daß die Menschen
alle überall auf der ganzen Erde den gleichen Dialekt sprechen.
In der Nacht. Es war Nacht. Der Wind schlief ein. Ich
auch. Anderntags sagte ich der freundlichen Sphinx Hadjech
und tippelte gen Delphi.

OrtSeingeseffene, bei denen ich mich erkundigte, wiesen mir
schief lächelnd den Weg zu einem kleinen mehr als bescheidenen
Häuschen. Eine rote Laterne hing wie ein ewiges Licht ob
der Türe: „Wahrsagerei von Amalie Pythia (behördl. kon-
zessioniert)." Vor dem Eingang standen ein paar livrierte
Priester und verteilten Prospekte an die Vorübergehenden. Ich
wies an der Kaffe meinen Impfschein vor und durfte ungehin-
dert passieren. Eine als Vorhang figurierende Bettdecke wurde
zurückgeschlagen und ich befand mich in einem dämmerigen
Raum, in deffen Mitte ein riesiger Dreiftuhl stand, auf dem
eine mäßige Ziege balancierte. In einer Nische, von Blatt-
pflanzen spärlich verheimlicht, schimmerte bedeutungsvoll eine

Bettstatt. Als ich eintrat, hörte das Mädchen schnell auf mit
den Beinen zu bammeln.

„Ich komme", sagte ich, ,ch. h. ich bin schon da, um Sie für
„Lachen links" zu interviewen."

„Interviewen? Was ist das?"

„O, ich möchte Sie nur etwas fragen."

„Fragen? Was brauchen Sie da erst lange zu fragen! Ich
bin zu allem bereit." Und sie wies einladend in den Hinter-
grund, wo das Bett knarrte.

,/§o meinte ich das nicht", sagte ich mit gewinnendem
Lächeln. „Sie sollen etwas orakeln."

„Ach so", sagte sie, „das wird meistens gar nicht mehr ver-
langt." Sie strich ihr Gewand glatt und rückte sich zurecht.

„Was halten Sie von der Politik in Deutschland?"

Sie überlegte einen Augenblick, ein Wölkchen schwebte unter
dem Dreiftuhl hervor, die Pythia geriet in Ekstase und brach
in die dunklen Worte aus: „Offer!" Ich notierte eifrig.

„Was halten Sie ferner von der Reichswehr in diesem
Staat?"

Das Wölkchen blieb aus. Ich hielt den Stift gezückt:
„Warum geben Sie mir denn keim Auskunft?"

„Gibt denn ein Minister alles zu, was in seinem Reffort vor-
geht?" Ich schwieg betroffen.

„Noch eine Frage, wenn Sie gestatten. Uber die Mode:
Sollen die Röcke länger oder kürzer werden?"

Daö Wölkchen kam: „Sie sollen länger werden, aber sie
werden kürzer."

Ich klappte mein Notizbuch zusammen, drückte der Pythia
die Hand und dann mich. Darauf schrieb ich meinen Bericht
für „Lachen links", rüstet« ein Schiffchen aus und sandte den
Bericht damit nach Berlin. Auf das Honorar wollte ich erst
zugunsten der deutschen Fürsten verzichten, aber so blöd werd ich
schon nicht sein! Die haben mehr als genug. Arnold neinstein.

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„Lachen links“ erscheint wöchentlich am Freitag, in Berlin am Mittwoch. Alle Postanstalten, Buchhandlungen und der Verlag nehmen Bestellungen an. Bezugspreis für
Deutschland Einzelnummer 25 Pfg. Hauptschriftleiter: Erich Kuttner. Verantwortlich für den redaktionellen Teil: Friedrich Wendel, Berlin-Friedenau. Redaktion:
Berlin SW68, Lindenstr. 3. Für unverlangte Beiträge wird keine Garantie übernommen. Alle Rechte an sämtlichen Beiträgen Vorbehalten. Verlag und Expedition:
J. H. W. Dietz Nachflg. G.m.b.H., Berlin SW68, Lindenstr.3. Druck: Graphische Werkstätten G. m. b. H., Berlin. — Anzeigenpreis für die ögespaltene Nonpareille-
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