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Erich Welnerf: Richter unter sich

In der preußischen Richtervereinigung,

Wo man was auf sich hält, beschloß man,
Zwecks radikaler Bereinigung,

Em Scherbengericht gegen Großmann.

Denn der steht auf dem Boden der Republik
Und übt an preußischen Richtern Kritik.

Sowas geht natürlich auf keinen Fall
Und ist noch nicht dagewesen.

Und schleunigst reinigt man seinen Stall
Mit dem Standesehrenbesen.

Ein solcher Kollege paßt da nicht rein.

Immer raus aus dem preußischen Richterverein I

Man denke einmal: Ein hoher Jurist,

Die deutsche Justiz kritisierend!

Der dazu noch Republikaner ist!

Das ist besonders gravierend.

Bei uns wird das Recht, wir sind überzeugt,
Nur im allerdringendsten Notfall gebeugt.

Nun wird jeder Winkel des Volksgemüts
Gegen unsere Richter verbittert.

So wird das Vertrauen in die Justiz
Beim deutschen Volke erschüttert!

Denn was die seit Jahren geleistet hat.
Das geht so leicht auf kein Ruhmesblatt.

Ein Mann, der gegen Gerechtigkeit hetzt,
Die doch schon so gut funktionierte!

Auch hat er den Ehrenkodex verletzt,
Weshalb man ihn eliminierte —

Nun hat der preußische Richterverein
Das Glück, wieder ganz unter sich zu sein.

Moral: Man soll nicht gegen Leute hetzen,

Die Herrn Bewersdorff als den Ihrigen schätzen!

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