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Ein letzter Rest von
Menschlichkeit

Zeichnungen von Willi Ste inert

war auch in Küstrin zu

Ruhm

Antworten auf eine Rundfrage.

Afta Nielsen: Was ich von der Zigarette denke, die man nach mir
genannt hat? Daß wir beide ein gemeinsames Schicksal haben: Erft mußten wir
glühen, dann ziehen und dann — hat man uns weggeworfen!"

Ossendowsky: Sven Hedin wirft mir vor, daß ich über das Innere Asiens

schreibe, ohne es richtig zu kennen? Mag sein. Aber er schreibt ja auch über
Wilhelm II-, ohne dessen Inneres richtig zu kennen.

Liebermann: „Kunst ist Weglassen", Hab' ick mal jesachd. Seitdem

jlooben alle, wenn se jarnischt bieten, bei iS „liebermannsch"!

D r. P e l tz e r : Man nennt mich den „fliegenden Schullehrer". Aber ich

bekomme Konkurrenz. Bei der Justiz soll es infolge des Falles Kußmann einen
fliegenden Landgerichtsrat Dr. Peltzer geben.

D r. G e ß l e r : Wer der siegreichste deutsche Heerführer sei? - Ich, wenn

ich Landsberg überlebe!

D r. Seipel: Herein! - Du mußt es dreimal sagen!

Hauptmann: Nicht Dir! Wem denn? — Ich Ebenbild der Gottheit,
UNd Nicht einmal Dir? Karl Schnog.

spüren. Man hat das un-
glückliche Opfer einem
Schulz überantwortet.

Tragik

Krause hat schon sein Quantum unter den Haaren, er
ist sich seines Zustandes bewußt, voll und ganz, er torkelt
schon, rennt gegen einen besseren Herrn.

„Mensch", lallt Krause, „Mensch, warum rempeln
Sie mich an, ich falle doch schon von selbst um." . . .

man hat es einem Schi-
burr in die Hände ge-
geben,

Stachus: Lektüre

Saht ihr das je, wenn zwischen Nacht und Grau
Vor dem riesigen Zeitungsbau
Ein zerlumpter, frierender Haufe sich drängt,

Wo im Kasten die Morgenausgabe hängt?

Sie bohren die Augen wie schwirrende Pfeile
Dorthin, wo im Inseratenteile
Die ausgeschriebenen Stellen sind.

Vielleicht, daß doch einer mal Arbeit find’t.

Wie sie die zitternden Zehen recken I
In ein Büchlein mit braunen Regenflecken
Krakeln die Finger, die kältelahmen,

Straße und Gegend und Firmennamen.

Schauen sich gegenseits feindlich an:

Willst du etwa auch dahin, Mann?

Dann treten sie hastig vom Kasten zurück;

Zum dämmernden Himmel zwinkert ihr Blick,

Bis sie die Richtung, den Weg gefunden.

Marschieren los an die zwei, drei Stunden
In hastigem und doch so müdem Spurt.

Es würgt in den Kehlen, der Magen knurrt. . . °

Zeit lassen, Leute! Es drängt doch nicht so!

Jetzt ist ja noch niemand auf dem Büro.

Doch, ihr habt recht, wenn ihr langsam geht,
Kommt ihr gewiß schon viel zu spät. —

Wie oft sehe ich dann dieselben Leut’

Noch einmal um die Mittagszeit:

Durchnäßt, sich schüttelnd, vergrämten Gesichts.
Ich weiß schon: Es war halt wieder nichts. . . .
Kennt ihr sie nicht, die mürben Gesell’n?

Ich wüßt’ sie euch alle vorzustell’n
Morgen wieder zwischen Nacht und Grau,

Vor dem Kasten am Zeitungsbau.

Tempora mutantur

Zu seiner Zeit hatte
Jesus nur einen Judas
unter seinen Jüngern.
Kehrte er heute wieder, er
fände fürwahr kaum einen
Jünger unter den Judassen.

man hat es einem
Klapproth preis-
gegeben,

aber man hat dem unglücklichen Opfer
wenigstens nicht die „Deutsche Zeitung“
zu lesen gegeben, die sich schützend vor
die Genannten stellte!

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