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Ladendorf, Heinz; Schlüter, Andreas [Ill.]
Das Denkmal des Grossen Kurfürsten — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 72: Stuttgart: Reclam, 1961

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https://doi.org/10.11588/diglit.63635#0007
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gebunden. Die monumentale Form ist dicht gefüllt. Auf
dem Brustpanzer (Abb. 7) ist in feiner Modellierung
Bellona dargestellt, wie sie, zwei kauernde Löwen über
sidi, zwei Besiegte an den Haaren packt. Die Sattel-
decke ist mit Blitzen geziert, und den Panzer besetzen
Reihen kleiner Medusenköpfe.
Hier zeigt sich Schlüter als der phantasiereiche Ent-
werfer von Ornamenten. Seine schönsten Gestaltungen
waren die Fensterlaibungen der Roten Adlerkammer des
Schlosses. Das Thema der Medusa hat er um die gleiche
Zeit in zwei großen Häuptern an der Nordfront des
Zeughauses (Abb. 6) ausgebildet, in denen die Klage und
der Tod, das Grauen des Krieges, zu ergreifendem Aus-
druck gekommen ist.
Die Sklaven
Die herrscherliche Ruhe unaufhaltsamen Vorwärtsdrin-
gens geht über die Bewegungen hinweg, in denen der
Sockel aufbrandet. Wie in Wellennischen sitzen die
Sklaven (Abb. 8 und 9) an den Ecken des Postaments
unter den Voluten, von denen die Bewegung empor-
und zurückgeleitet wird. Aufrauschend und absinkend,
in verschiedenen Richtungen bewegt, verstärken die
Überwundenen den Eindruck von Ruhe und Kraft, Ent-
schlossenheit und Größe der alle Widerstände überwin-
denden Einheit von Roß und Reiter. Von vier verschie-
denen Bildhauern ausgearbeitet, entstammen sie dennoch
einem Gesamtentwurf. Paarweise nach vorn und hinten
geordnet, machen sie in der verzweifelten Unterwer-
fung die Wucht des Reiters, in ohnmächtigem Trotz seine
Unbeirrbarkeit deutlich. Der Gebeugtheit entspricht das
Vorwärtsdrängen, über das flehende Sich-Aufwenden
des Jünglings reitet der Kurfürst unberührt, gelassen wie
das Schicksal selbst, dahin.

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