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Lampe, Peter
Ad ecclesiae unitatem: eine exegetisch-theologische und sozialpsychologische Paulusstudie — 1989

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https://doi.org/10.11588/diglit.48669#0186
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181

"hervorragend unter den Aposteln" zu sein.2 5 Als gemeindeaktiv
stellt Röm 16,6.12 Maria, Tryphaena, Tryphosa und Persis
heraus: Sie "bemühten" (έκοπίασεν) sich ums Christentum.
Κοττιάω, ein Terminus technicus der Missionssprache, den Paulus
in Gal 4,11; IKor 15,10 für sich selber verwendet, zeichnet in
Röm 16 nur diese Frauen, keinen einzigen Mann aus. Rufus’
Mutter war "Mutter auch mir" (Röm 16,2). Hier kommt wie bei
Phoebe, die "beistand" (προστάτις Röm 16,2), die "kooperative
und kohäsive" Eigenschaft des weiblichen Gruppenelementes
expressis verbis zur Sprache.
Strukturell wurde die Einflussnahme der Frauen auf das
Gemeindeleben dadurch befördert, dass die christlichen
Hausgemeinden in bestehende Oikoi eingepflanzt wurden. Es lag
nahe, die traditionell starke Aktivität (und Autorität) der
Frau in der privaten Sphäre des Oikos auch auf die in eben
diesem Oikos sich treffende Hausgemeinde auszudehnen. Gerade
weil die Ekklesia sich im quasi privaten Rahmen des Oikos
traf, war es der Frau möglich, z.B. prophetisch zu reden.
Nach Barton 1986, 229ff versuchte Paulus, die in Korinth
aufgeweichte Grenze zwischen Oikos und Ekklesia wieder stärker
zu betonen. Im Fall vom Herrenmahl (IKor 11,17-34) hat Barton
Recht; im Fall der Frauen gibt er sich zu schnell mit der
These zufrieden, dass 14,33b-36 Paulus’ Meinung repräsentiere:
Der Wunsch, einen zweiten Beleg für seine These vorzuweisen,
war stärker als der Antrieb, alternative Thesen zu 14,33b-36
überzeugend zu widerlegen.
Wir sind hier an einem Punkt angelangt, an dem sich eine
weitere Konvergenz zwischen theologischen und
sozialpsychologischen Aussagen festhalten lässt (s.o. die
Einleitung zum zweiten Hauptteil). Theologisch liesse sich
formulieren, dass Gott im Kreuzesereignis einerseits die
Einheit der Kirche begründete (s.o.) und andererseits in
demselben Ereignis, das in der Taufe vergegenwärtigt wird, die
Gleichheit von Frau und Mann und somit den vollen Heilsanteil
der Frau konstituierte (Gal 3,26-28). Theologisch sind beide
Sachverhalte, Einheit und "Vollmitgliedschaft" der Frauen,
Resultanten aus dem Handeln Gottes im Kreuz.
 
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