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hatten sich prosaische Formen eingefunden, die nochmals
um eine beträchtliche Anzahl von Schriften den histori-
schen Objekten näherrückten. So vor allem nach der früh-
mittelalterlichen Annale die breitere historische Darstellung
schon des 12. und 13. Jahrhunderts, die Biographie, die
sich seit dem 14. Jahrhundert vereinzelt schon zu den An-
fängen der Selbstbiographie erhob, wie die politische Partei-
darstellung einzelner Episoden und schließlich seit dem
Ausgang des 15. Jahrhunderts die Behandlung früherer und
zeitgenössischer Ereignisse von innerem Zusammenhang, z. B.
gewisser Kriege mit größerer diplomatischer Vorgeschichte,
im Sinne eines Kunstwerkes. Indem nun all diese neuen
Formen auftraten, deren Gemeinsames eine steigende Ent-
wicklung in der Intensität der Auffassung des gegebenen
Gegenstandes war, stellte sich das Bedürfnis ein, die ein-
zelnen Ereignisse, die früher fast motivenlos oder nur mit
episch-typischen Motiven nebeneinander gestellt waren, zu
einer Einheit zusammenzufassen und in ihrer Abfolge ein-
gehender zu begründen. Der innere Willenszusammenhang
der einzelnen Taten wurde also gesucht; wie man es mit
griechischem Worte ausdrückte, das Pragma. Die pragma-
tische Geschichtschreibung wurde damit recht eigentlich
neben der antiquarischen Tendenz zu einem Charakteristi-
kum des individualistischen Zeitalters, und sie ist während
der Jahrhunderte dieser Zeit allmählich zu hohen Formen
auch der künstlerischen Darstellung entwickelt worden. In-
dem man aber mit der Bevorzugung der Motive in das Reich
der Zwecke eindrang, lag es besonders nahe, die Geschichte
zugleich als zweckdienlich zu betrachten, und so erschien
denn dieser Zeit in steigendem Maße die Geschichte gleich-
zeitig als Lehrmeisterin des gegenwärtigen und des zukünf-
tigen Lebens.
hatten sich prosaische Formen eingefunden, die nochmals
um eine beträchtliche Anzahl von Schriften den histori-
schen Objekten näherrückten. So vor allem nach der früh-
mittelalterlichen Annale die breitere historische Darstellung
schon des 12. und 13. Jahrhunderts, die Biographie, die
sich seit dem 14. Jahrhundert vereinzelt schon zu den An-
fängen der Selbstbiographie erhob, wie die politische Partei-
darstellung einzelner Episoden und schließlich seit dem
Ausgang des 15. Jahrhunderts die Behandlung früherer und
zeitgenössischer Ereignisse von innerem Zusammenhang, z. B.
gewisser Kriege mit größerer diplomatischer Vorgeschichte,
im Sinne eines Kunstwerkes. Indem nun all diese neuen
Formen auftraten, deren Gemeinsames eine steigende Ent-
wicklung in der Intensität der Auffassung des gegebenen
Gegenstandes war, stellte sich das Bedürfnis ein, die ein-
zelnen Ereignisse, die früher fast motivenlos oder nur mit
episch-typischen Motiven nebeneinander gestellt waren, zu
einer Einheit zusammenzufassen und in ihrer Abfolge ein-
gehender zu begründen. Der innere Willenszusammenhang
der einzelnen Taten wurde also gesucht; wie man es mit
griechischem Worte ausdrückte, das Pragma. Die pragma-
tische Geschichtschreibung wurde damit recht eigentlich
neben der antiquarischen Tendenz zu einem Charakteristi-
kum des individualistischen Zeitalters, und sie ist während
der Jahrhunderte dieser Zeit allmählich zu hohen Formen
auch der künstlerischen Darstellung entwickelt worden. In-
dem man aber mit der Bevorzugung der Motive in das Reich
der Zwecke eindrang, lag es besonders nahe, die Geschichte
zugleich als zweckdienlich zu betrachten, und so erschien
denn dieser Zeit in steigendem Maße die Geschichte gleich-
zeitig als Lehrmeisterin des gegenwärtigen und des zukünf-
tigen Lebens.