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einer eingehenden Darstellung der universalgeschichtlichen
Entwickelung befriedigen konnte. Er steht in dieser Be-
ziehung Herder ebenbürtig gegenüber, und, historisch vor-
züglich begabt, hat er ihn, so sehr die konkreten Schilde-
rungen Herders fesseln mögen, als Universalhistoriker in
mehr als einem Punkte sogar übertroffen. Bezeichnend für
die Tiefe seiner Auffassung ist, daß er für die Quellenkunde,
also ein ganz speziell historisches Berufsfeld, eine Reihe
der trefflichsten Anregungen geben konnte. Indem sich
aber Hegel so in den Stoff versenkte, mußte es ihm auch
von rein historischer Seite her nahe treten, zu einer ein-
gehenden Stellungnahme zur Staatengeschichte zu gelangen,
also zu jener letzten großen Form eines subjektivistisch-
rationalistischen Denkens, wie sie Kant prinzipiell begrün-
det hatte. Und er mußte einer Annäherung an die Auf-
fassung der Staatengeschichte um so mehr nachgehen, als sie
ihm in dem gesamten Kantschen System der praktischen
Philosophie als eine geradezu maßgebende Grundlage ent-
gegentrat. Unter diesen Umständen begreift man, wie bei
Hegel neben den kulturgeschichtlichen Motiven zugleich auch
die staatengeschichtlichen die Basis seiner gesamten Vor-
stellungen ausmachen, so daß hier eine Synthese der beiden
großen einerseits von der Phantasietätigkeit, andererseits
von dem Willensverlaufe ausgehenden geschichtlichen Auf-
fassungen eintrat. Es ist nun nicht die Aufgabe, hier das
Hegelsche System darzustellen. Wer sich dafür eingehender
interessiert, wird noch heute nichts Besseres tun können,
als die Geschichtsphilosophie Hegels selbst zu lesen. Sie
ist auch im einzelnen voll von Anregungen, die noch für
unsere Gegenwart von Bedeutung sind. Klar erscheint es
nach der soeben geschilderten besonderen geschichtlichen
Stellung, die das Hegelsche System im Verlaufe der geistes-
wissenschaftlichen und geschichtswissenschaftlichen Entwick-
 
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